Coronavirus:Da sind sie wieder

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"Wir sind besser vorbereitet als im letzten Herbst", sagt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der mit RKI-Chef Lothar Wieler (li.) in Berlin die Corona-Lage erläuterte. (Foto: Wolfgang Kumm/dpa)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und RKI-Chef Lothar Wieler laden wieder zum Corona-Briefing. Ob sie einander vermisst haben, bleibt unklar - eindeutig sehen dagegen beide den Beginn einer neuen Pandemiewelle.

Von Angelika Slavik, Berlin

Man hat dieses Bild jetzt ein paar Wochen lang nicht gesehen: Karl Lauterbach, der Bundesgesundheitsminister, Lothar Wieler, der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), und die unvermeidliche blaue Wand in der Bundespressekonferenz. Wieler und Lauterbach, Deutschlands Corona-Duo vom Dienst, waren sozusagen in der Sommerpause. Jetzt sind sie wieder da. Ist das ein schlechtes Zeichen?

"Wir befinden uns ganz klar am Beginn einer Herbst- und Winterwelle", sagt Lauterbach. Und Wieler bemüht einen Klassiker: "Die Pandemie ist nicht vorbei", sagt er. Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland nehme weiter zu. Aber es gebe auch gute Nachrichten. Dass die Einweisungen in die Krankenhäuser bislang nicht massiv gestiegen seien, zum Beispiel.

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"Wir sind besser vorbereitet als im letzten Herbst", sagt Lauterbach. Den Ländern stünden alle benötigten Instrumente zur Verfügung, um einen Anstieg der Infektionen rechtzeitig einzubremsen - etwa durch die Einführung der Maskenpflicht in Innenräumen. Jetzt ginge es für die Länder nur darum, den Zeitpunkt nicht zu verpassen, ihre Möglichkeiten auch auszuschöpfen. Wann genau der richtige Zeitpunkt sei, will er den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten aber lieber nicht öffentlich ausrichten.

Krieg, Inflation, Energiekrise - besser nicht noch mehr Stress durch das Virus

Er wisse schließlich, wie das sei, wenn man ständig ungefragt Forderungen und Ratschläge über die Medien ausgerichtet bekomme, sagt der Minister - eine Anspielung auf vier Bundesländer, darunter Bayern, die ihn in dieser Woche wissen ließen, man solle doch die Isolationspflicht für Infizierte aufheben. Stattdessen sei man hinter den Kulissen mit den Ländern im Gespräch, sagt Lauterbach. Es ist nicht besonders gewagt anzunehmen, dass er die verschärften Regeln lieber früher als später in Kraft gesetzt sähe.

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Wie die Infektionslage derzeit wirklich aussieht, kann man nur annäherungsweise bestimmen. Das RKI vermeldetet am Freitag 96 367 registrierte Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 466 nach 409,6 am Tag zuvor. 140 Todesfälle wurden im Zusammenhang mit dem Virus binnen eines Tages registriert. Doch vor allem was die Infektionszahlen angeht, müsse man von einer enormen Dunkelziffer ausgehen, da sind sich Wieler und Lauterbach einig: Der Minister sagt, er gehe davon aus, dass in Wirklichkeit drei Mal so viele Menschen infiziert sind wie die offiziellen Zahlen besagen. Denn registriert werden nur Infektionen, die durch PCR-Tests nachgewiesen werden.

Tatsächlich könnten drei Mal so viele Menschen infiziert sein wie die offiziellen Zahlen sagen: Ein Corona-Testzentrum auf dem Marktplatz von Warnemünde. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Dass sich eine neue Welle aufbaue, sei auch im europäischen Ausland zu beobachten, so Lauterbach. Es müsse alles dafür getan werden, dass neben Ukraine-Krieg, Inflation und Energiekrise nicht auch noch das Virus eine "zusätzliche Stress-Situation" erzeuge. Das könne gelingen. Von Samstag an gelte das neue Infektionsschutzgesetz, das den Ländern zusätzliche Schutzmaßnahmen ermögliche. Würden diese nicht genützt, drohten hohe Infektionszahlen und personelle Engpässe in der kritischen Infrastruktur. Auch die Situation in den Krankenhäusern könne dann eng werden: Wenn die Hospitalisierungszahlen stiegen und die Personalausfälle auch.

In der Sache ist man sich einig am Freitag - auf persönlicher Ebene tun sich Lauterbach und Wieler oft nicht leicht miteinander. Berichte, wonach es zwischen den beiden jüngst erneut heftig gekracht haben soll, will Wieler nicht dementieren. Schlimm sei das aber nicht. "Ich streite mich sogar manchmal mit meiner Frau."

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