Corona-Lockerungen:Dänemark öffnet sich schneller als gedacht
Entgegen den Erwartungen hebt die Regierung schon von kommender Woche an viele Restriktionen auf. Manche besorgt das.
Von Kai Strittmatter, Kopenhagen
Dänemark öffnet sich weit schneller als zuletzt geplant. Unter anderem darf vom kommenden Montag an der gesamte Einzelhandel wieder öffnen, wie aus einer am Donnerstagabend veröffentlichten Vereinbarung zwischen der dänischen Regierung und den Parlamentsparteien hervorgeht. Das bedeutet auch, dass die seit Wochen geschlossenen Einkaufszentren wieder geöffnet werden können. Eine Woche später, am 18. Mai, dürfen dann auch Restaurants und Cafés ihre Türen unter bestimmten Richtlinien öffnen. Gleiches gilt für Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Die sechsten bis zehnten Schulklassen nehmen dann ebenfalls ihren Unterricht wieder auf, nachdem die Kinder der jüngeren Jahrgangsstufen sowie der Krippen und Kindergärten bereits Mitte April in ihre Einrichtungen zurückgekehrt waren.
Regierungschefin Mette Frederiksen mahnte dennoch, die Pandemie sei noch lange nicht vorbei. "Natürlich hat keiner Interesse daran, Teile von Dänemark auch nur einen Tag länger als unbedingt notwendig geschlossen zu halten", sagte die Ministerpräsidentin nach ersten Gesprächen mit den Oppositionsparteien. Der Profisport darf mit sofortiger Wirkung wieder aufgenommen werden - allerdings ohne Zuschauer. Die Grenzen von Deutschlands nördlichstem Nachbar bleiben dagegen zunächst dicht.
Frederiksen hatte ihre weitgehenden Öffnungspläne vorgestellt nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung eines optimistischen Lageberichts der Behörde für Seuchenbekämpfung. Das Statens Serum Institut hatte einen Bericht zur Coronavirusbekämpfung vorgestellt und dabei mehrere Szenarien entworfen, in denen die Pandemie "langsam aussterben könnte". Dem Institut zufolge könne man Einkaufszentren, Kleiderläden, Bibliotheken und Zoos öffnen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Menschen weiterhin auf Hygienemaßnahmen und Distanz achten.
"Besorgniserregende" Unwägbarkeiten
Jedoch steht in dem Bericht auch, dass die Modellberechnungen unter "großen Vorbehalten" zu lesen seien. Bedenken äußerte Pernille Skipper, politische Sprecherin der rot-grünen Einheitsliste. Skipper nannte die vielen Unbekannten in den Modellrechnungen "besorgniserregend".
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Verschiedene Wissenschaftler verlangten von der Regierung Auskunft über die tatsächliche Strategie der Regierung bei der Bekämpfung der Pandemie: Die Regierung sorge für "Verwirrung", sagten sie der Zeitung Information, da sie nicht klar gemacht habe, ob Dänemark nun den Weg des intensiven Testens und Nachverfolgens der Neuinfektionen gehen wolle, oder ob von nun an eher Schweden das Vorbild sei: ein Modell also, bei dem man der Gesellschaft mehr Freiheiten lässt, und es im Gegenzug als Maßstab des Erfolges genügt, dass das Gesundheitssystem nicht kollabiert.