Sie hat gleich eine Bitte: Auf keinen Fall solle man ihren Namen erwähnen, nicht mal die Universität, die junge Frau klingt ängstlich. Nach ihrem Abschluss wolle sie Beamtin werden, das gehe sonst nicht mehr. Die Chinesin, nennen wir sie Chen Lu, ist keine Dissidentin, "ich glaube an unser Land", sagt sie. Aber was sie spätabends bei diesem Telefonat erzählt, könnte sie in große Schwierigkeiten bringen. Gerade ist sie noch durch ihre Universität in Ostchina geirrt, um einen Platz mit halbwegs stabilem Internet zu finden. Abgeschieden genug, damit keiner hören kann, was sie jetzt sagt. Sie spricht sehr leise, als sage sie etwas extrem Subversives: "Ich habe Long Covid."
China:Kranksein verboten
War was? Die Staatsmedien melden lieber, dass sich die Wirtschaft in Städten wie Peking erholt, statt über die Langzeitfolgen von Covid zu berichten.
(Foto: Mark Schiefelbein/AP)Fast lautlos rast die zweite Corona-Welle durch China. Die Kommunistische Partei hat das Virus zu einem harmlosen Schnupfen erklärt, wer sich infiziert, sollte also so tun, als sei er gesund.
Von Lea Sahay, Peking
Erinnerungskultur:Das Meer war ihr Grab
Zehntausende Argentinier sollen während der Militärdiktatur verschwunden sein. Eine der perfidesten Methoden war, sie aus einem Flugzeug in den Atlantik zu werfen. Jetzt bringen Junta-Opfer eine dieser Maschinen zurück, auch, weil immer mehr Menschen die Verbrechen leugnen.
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