Corona-Krise:Die Bundeswehr steht bereit für die dritte Welle

Bundeswehr hilft im Impfzentrum Brandenburg an der Havel.

Soldaten der Bundeswehr helfen bei der Registrierung im Impfzentrum in Brandenburg an der Havel.

(Foto: Jochen Eckel/Imago)

Bis zu 25 000 Soldaten können als Unterstützung in der Pandemie herangezogen werden. Die Truppe steht vor allem für Hilfe in Impfzentren bereit.

Von Mike Szymanski, Berlin

Die Bundeswehr sieht sich gerüstet, angesichts rasant steigender Infektionszahlen auch in der dritten Welle der Pandemie im zivilen Bereich mit eigenen Leuten aushelfen zu können. Nach Einschätzung des Inspekteurs der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, sei das Kontingent von derzeit 25 000 Soldatinnen und Soldaten, die in kurzer Zeit etwa zur Kontaktnachverfolgung in Gesundheitsämtern, für Corona-Tests in Alten- und Pflegeheimen und für Einsätze in der Impfkampagne abgestellt werden können, ausreichend.

Aktuell seien 15 000 Soldaten im Pandemie-Einsatz, es bestünden laut Schelleis damit noch genügend Reserven für den Fall, dass sich die Lage wieder deutlich verschärft. Mit einer Entspannung rechnet Schelleis für den Sommer, wenn genügend Menschen geimpft seien. Dann könnte die Zahl der Soldaten für die Corona-Hilfe "deutlich reduziert" werden.

Die Bundeswehr unterstützt im Zuge der Amtshilfe mittlerweile seit einem Jahr die Pandemiebekämpfung. Anfang Februar erreichte die Zahl der Soldaten, die gleichzeitig in Deutschland eingesetzt waren, mit annähernd 20 000 Männern und Frauen ihren vorläufigen Höhepunkt. Anfangs lag ein Schwerpunkt in der Bereitstellung von dringend benötigtem Schutzmaterial und medizinischem Personal. Dann begann die Bundeswehr in Alten- und Pflegeheimen damit, das Personal bei ihrer Alltagsarbeit zu entlasten. Im Sommer und Herbst halfen immer mehr Soldaten bei der Kontaktnachverfolgung in Gesundheitsämtern aus. Seit immer mehr Schnelltests zur Verfügung stehen, unterstützen Bundeswehrangehörige auch immer stärker bei deren Anwendung.

Nun verlagert sich nach Ansicht von Schelleis der Schwerpunkt abermals: Jetzt schon seien etwa 3000 Soldaten helfend beim Impfen im Einsatz. Das werde auch die vordringliche Aufgabe in den kommenden Wochen und Monaten bleiben. Im saarländischen Lebach betreibt die Bundeswehr beispielsweise ein Impfzentrum komplett in Eigenregie. Es soll demnächst dort rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche geimpft werden. Die Truppe hilft mittlerweile in allen Bundesländern aus; allein in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern sei sie nach Angaben von Schelleis derzeit bereits mit jeweils mehr als 1000 Soldaten im Einsatz.

Der bisher umfangreichste Amtshilfeeinsatz

Für die Bundeswehr ist die Corona-Hilfe der bisher umfangreichste Amtshilfeeinsatz. Aus Sicht von Schelleis habe sich die Bundeswehr in dieser Krise "rasch, flexibel und erfolgreich" eingebracht. Die Truppe habe in der Bevölkerung an Ansehen gewonnen, gerade auch weil der "Mensch in der Uniform" den Bürgern nahegebracht worden sei. Auf der anderen Seite räumte er ein, dass die Bundeswehr selbst noch lange mit den Folgen der Krise zu kämpfen habe. Zwar sei es gelungen, die Auslandseinsätze weiterhin aufrechtzuerhalten. Im Grundbetrieb der Bundeswehr, etwa bei der Ausbildung und bei Übungen, habe es aber erhebliche Einschränkungen gegeben. Die Truppe werde noch lange eine Bugwelle an nachzuholenden Aufgaben vor sich herschieben.

Geht es nach Schelleis, dann sollte die Pandemie auch Anlass sein, den Bevölkerungsschutz insgesamt weiter zu stärken. Er plädierte dafür, dabei nicht nur auf den Gesundheitsschutz zu schauen, sondern auch andere Gefahren wie einen großflächigen Cyberangriff auf die Infrastruktur in den Blick zu nehmen. Tagelange Stromausfälle könnten zu "katastrophenähnlichen" Situationen führen, bei denen viele Akteure des zivilen Krisenmanagements schnell zusammenarbeiten müssten. "Darauf müssen wir uns vorbereiten", sagte Schelleis. Das in Bonn ansässige Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe könne dann auch "operativer Stab" sein. Ein leistungsfähiger, ziviler Pfeiler stärke auch die Gesamtverteidigung.

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