Coronavirus in Deutschland:Lehrerverband fordert verbindliche Corona-Tests für Schüler

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  • Pädagogen blicken besorgt auf die Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen. Der Lehrerverband fordert verbindliche Tests.
  • Binnen 24 Stunden wurden dem RKI 6604 Neuinfektionen und 47 neue Todesfälle gemeldet - und auch die Inzidenz steigt erneut.
  • Intensivmediziner und Pflegeexperten in Deutschland warnen vor einer massiven Verschärfung des Personalmangels auf Intensivstationen.
  • In mehreren Städten demonstrieren am Samstag teils Hunderte gegen die Corona-Maßnahmen.
  • Die aktuellen Meldungen zum Coronavirus weltweit.

Der Deutsche Lehrerverband blickt mit Sorge auf die steigenden Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen, warnt aber vor erneuten Schulschließungen. Stattdessen müsse es eine verbindliche Teststrategie bei Schülern geben und die Lehrkräfte an allen Schulen müssten sofort geimpft werden, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger der Rheinischen Post: "Wenn wir nicht wollen, dass die überwiegende Mehrzahl der Schulen wieder auf Distanzunterricht umsteigen muss, weil dort die 100er-Inzidenzgrenze überschritten wird, müssen wir jetzt sofort die Impfungen von Lehrkräften an allen Schularten vorziehen und alle Schülerinnen und Schüler mindestens zweimal wöchentlich testen."

Es sei zu überlegen, ob diese regelmäßige Schnell- beziehungsweise Selbsttestung - wie in Österreich praktiziert und in Sachsen geplant - als verbindliche Voraussetzung festgeschrieben werden sollte, ohne die ein Besuch des Präsenzunterrichts nicht möglich sei: "Bundesländer, die auch bei regionalen Inzidenzen über 150 Präsenzunterricht ohne Mindestabstand und die erwähnten zusätzlichen Gesundheitsschutzmaßnahmen anordnen, handeln verantwortungslos."

Außerdem sollten alle schlecht belüftbaren Unterrichtsräume mit Raumluftfilteranlagen ausgestattet werden, forderte Meidinger: "Ich halte es für skandalös, dass die von einigen Bundesländern für die Anschaffung von Raumluftfilteranlagen bereitgestellten hohen Zuschüsse immer noch nur teilweise abgerufen worden sind, weil die Schulträger, also in der Regel die Kommunen, nicht bereit sind, ihren Eigenanteil daran zu leisten."

Darüber hinaus brauche es eine "qualifizierte Maskenpflicht", also mindestens chirurgische Masken für alle Schülerinnen und Schüler auch während des Unterrichts. Es gebe immer noch Bundesländer, die überhaupt keine Maskenpflicht etwa an Grundschulen verlangten, kritisierte Meidinger.

6604 Corona-Neuinfektionen und 47 Todesfälle - Inzidenz steigt erneut

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 6604 Corona-Neuinfektionen gemeldet - und damit 1593 mehr als vor genau einer Woche. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 47 weitere Todesfälle verzeichnet, vor genau einer Woche waren es 34 gewesen.

Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) liegt am Montagmorgen bundesweit bei 82,9 und damit deutlich höher als am Vortag (79). In zwei Landkreisen in Thüringen (Schmalkalden-Meiningen und Greiz) und im sächsischen Vogtlandkreis liegt sie momentan bei mehr als 300. Das geht aus Zahlen des RKI vom Montag hervor. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 6.30 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.

Vor vier Wochen, am 15. Februar, lag die bundesweite Inzidenz noch bei 58,9. Die Zahl der neuen Ansteckungen in Deutschland war im Januar und Februar über Wochen deutlich zurückgegangen. Zuletzt stieg sie jedoch wieder an, was auch an der Verbreitung ansteckenderer Varianten liegen könnte.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2 575 849 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2 365 100 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 73 418.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntagabend bei 1,19 (Vortag ebenfalls 1,19). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 119 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor acht bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1,0, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.

Intensivmediziner besorgt über Mangel an Pflegepersonal

Intensivmediziner und Pflegeexperten in Deutschland warnen vor einer massiven Verschärfung des Personalmangels auf Intensivstationen. "Wir müssen die Flucht aus dem Pflegeberuf unbedingt stoppen," fordert der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Gernot Marx, laut einem Vorabbericht der Zeitungen der Funke-Mediengruppe. In der beginnenden dritten Welle der Covid-19-Pandemie hielten die Pflegenden derzeit aus Pflichtgefühl noch durch, doch einer neuen Umfrage zufolge überlegten sich rund 32 Prozent der Pflegenden derzeit, aus dem Beruf auszusteigen.

Auch der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, zeigt sich laut Vorabbericht besorgt über den möglichen Berufsausstieg zahlreicher Pflegender: "Das hätte katastrophale Folgen für unsere Gesundheitsversorgung." In einem gemeinsamen Papier fordern die DIVI und die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) konkrete Verbesserungen zur Stärkung der Intensivpflege in Deutschland.

Zwölf Polizisten bei Corona-Protesten in Dresden verletzt

Bei Protesten gegen die Corona-Politik sind am Samstag in Dresden zwölf Polizisten verletzt worden. Das teilt die Polizeidirektion Dresden nach dem Einsatz mit. Zudem wurden 47 Straftaten registriert - darunter neun tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte, sieben Beleidigungen sowie jeweils zwei Verstöße gegen das Waffengesetz und das Versammlungsgesetz. Außerdem wurde 17 Mal Widerstand gegen Vollzugsbeamte geleistet. Insgesamt wurden 915 Platzverweise erteilt sowie 943 Anzeigen wegen Verstoßes gegen die sächsische Corona-Schutzverordnung gestellt. Ein 36-Jähriger kam vorübergehend in Polizeigewahrsam. Drei Menschen im Alter von 16, 41 und 50 Jahren wurden vorläufig festgenommen. Ihnen wird ein tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte vorgeworfen.

Nach Angaben der Polizei hatten sich mehrere Hundert Kritiker der Corona-Maßnahmen am frühen Nachmittag vor dem Kongresszentrum in der Nähe des Landtags versammelt, obwohl das Dresdner Verwaltungsgericht die angemeldete Demonstration zuvor verboten hatte. Das Sächsische Oberverwaltungsgericht hatte das Verbot bestätigt. Allein am Kongresszentrum in der Nähe des Landtages versammelten sich laut der Einsatzbilanz der Polizei mehr als 1000 Menschen - viele ohne Maske und Mindestabstand. Mehrere Hundert Demonstranten marschierten anschließend Richtung Ostragehege. Dabei seien Polizeibeamte bedrängt worden, hieß es. Das Geschehen war laut dpa zeitweise unübersichtlich, die Stimmung angespannt. Die Polizei forderte die Menschen mehrfach auf, den Ort zu verlassen. Sie schickte Wasserwerfer los, um das Impfzentrum abzusichern.

Die Gewalt gegen Polizeibeamte wurde auch in sozialen Netzwerken diskutiert und sorgte für Entsetzen bei zahlreichen Landespolitikern. Insgesamt waren rund 1800 Beamte am Samstag in Dresden im Einsatz.

Auch in anderen deutschen Städten haben sich am Samstag Gegner der Corona-Maßnahmen versammelt. Ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie in Deutschland hatte die aus Stuttgart stammende Initiative "Querdenken" bundesweit zu Demonstrationen aufgerufen. Bei ihren Versammlungen im zurückliegenden Jahr wurden immer wieder Verschwörungsmythen verbreitet, Rechtsextremisten mischten sich zunehmend unter die Demonstrierenden.

Bei Protesten in Stuttgart ist nach dem Ende einer Demo gegen Corona-Maßnahmen ein Fernsehteam des Südwestrundfunk (SWR) angegriffen worden. Wie ein Sprecher der Polizei am Abend sagte, ist das Team mit einem Gegenstand beworfen worden. Verletzt worden sei niemand. Ein Sprecher des SWR bestätigte den Vorfall. Die Polizei habe den Angriff gesehen und sei auf den Mann zugegangen, so der Sprecher des SWR. Inwiefern sich der Demo-Teilnehmer wegen des Angriffs verantworten muss, konnte der Polizeisprecher zunächst nicht sagen. Das Fernsehteam sei zudem wiederholt verbal angegangen worden.

Auch andere Medienvertreter, die ihre Zelte zur Berichterstattung über die Landtagswahl vor dem Landtag aufgestellt hatten, seien von den Teilnehmern der Demo verbal angegriffen und in Sprechchören als "Lügenpresse" bezeichnet worden, berichtete die Polizei.

Zuvor hatten sich in Stuttgart viele hundert Menschen unter dem Motto "Es reicht" versammelt, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Aus Kreisen im Umfeld der Kundgebung war von bis zu 1500 Teilnehmern die Rede. Ein Polizeisprecher wollte lediglich eine Teilnehmerzahl von "weit über den ursprünglich angemeldeten 750 Teilnehmern" bestätigen. Zu Beginn der Kundgebung am Schlossplatz hätten 80 bis 90 Prozent der Demonstranten weder Masken getragen noch den vorgeschriebenen Mindestabstand eingehalten - trotz Lautsprecherdurchsagen und gezielter Ansprache durch Polizeibeamte.

In Berlin protestierten die Teilnehmer einer Kundgebung am frühen Nachmittag vor dem Bundesgesundheitsministerium gegen Grundrechtseinschränkungen. Einige von ihnen trugen keinen Mund-Nase-Schutz. Polizisten schätzten die Zahl der Teilnehmer auf bis zu 1200. Auch an anderen Orten in Berlin sollte es im Laufe des Nachmittags weitere Versammlungen geben.

Etwa doppelt so viele Teilnehmer wie genehmigt protestierten in München: Nach ersten Schätzungen der Polizei seien etwa 1000 Anhänger der sogenannten Querdenker-Bewegung erschienen, erklärte ein Sprecher. Die Polizei löste die Veranstaltung auf.

In Kiel haben sich bis zu 300 Teilnehmer in Kiel versammelt. Zu einer Gegendemonstration kamen bis zu 200 Teilnehmer, wie die Polizei am frühen Nachmittag berichtete. In Potsdam kamen mehrere Dutzend Demonstranten zusammen, obwohl der Veranstalter die Aktion unter dem Motto "Es reicht" nach Polizeiangaben zuvor abgesagt hatte.

RKI rechnet mit mehr Infektionen in Osterwoche als an Weihnachten

Das Robert-Koch-Institut (RKI) prognostiziert für die Woche nach Ostern höhere Infektionszahlen als rund um Weihnachten. "Die Extrapolation der Trends zeigt, dass mit Fallzahlen über dem Niveau von Weihnachten ab KW 14 zu rechnen ist", heißt es in einem Lagebericht vom Freitagabend. Die Kalenderwoche 14 beginnt am 5. April, also Ostermontag. Die Inzidenz könnte dann laut RKI bei 350 liegen.

Grund für den rapiden Anstieg sei die Variante B.1.1.7, die für einen exponentiell ansteigenden Trend der Sieben-Tage-Inzidenz verantwortlich sei. Seit der zweiten Kalenderwoche habe sich die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern in sieben Tagen, alle zwölf Tage verdoppelt. Der Verlauf bei allen übrigen Varianten sei um 19 Prozent pro Woche zurückgegangen. Derzeit überlagern sich die beiden Trends, was insgesamt zu der nur langsam ansteigenden Sieben-Tage-Inzidenz der vergangenen vier Wochen geführt habe.

Lieferprobleme bei Astra Zeneca: Thüringen stoppt Impftermin-Vergabe

Wegen drastischer Lieferprobleme bei dem Impfstoffhersteller Astra Zeneca stoppt Thüringen vorerst die Terminvergabe für Impfungen und verschiebt den Start von Impfungen durch Hausärzte. Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) bezeichnete die angekündigte Lieferkürzung als "absolut inakzeptabel". Der Hersteller hatte am Freitag angekündigt, statt der zuletzt anvisierten 220 Millionen Dosen nur noch 100 Millionen bis zur Jahresmitte an die EU-Staaten zu liefern. Der Konzern begründete dies unter anderem mit Exportbeschränkungen.

Nach Thüringen sollten in den kommenden beiden Wochen 31 200 Astra-Zeneca-Impfdosen geliefert werden. Dem Gesundheitsministerium zufolge werden es nun nur noch 9600 sein. Werner kritisierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der die Länder im Februar aufgefordert habe, keine Astra-Zeneca-Impfstoffdosen zurückzuhalten, weil die Liefermengen sicher seien. "Genau das haben wir getan und jede einzelne Impfdosis verplant. Jetzt zwingt uns die Ankündigung aus dem Bundesgesundheitsministerium zu einem Stopp unserer Terminvergabe und zur Verschiebung der Einbindung der Hausärzte", sagte Werner. Dies sei mehr als ärgerlich. "Damit ist auch der letzte Funke an Vertrauen in verbindliche Zusagen erloschen. Ich fordere den Bundesgesundheitsminister auf, sofort zu intervenieren."

Ursprünglich sollte noch im März in Thüringen ein Modellprojekt starten, bei dem erstmals auch Hausärzte Corona-Impfungen durchführen sollten. Ziel des Projektes war es, vor allem ältere Menschen zu Hause zu impfen, die nicht in einer Einrichtung leben und denen es zudem schwerfällt, in die Impfzentren zu kommen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sollten dafür 10 800 Moderna-Impfdosen verwendet werden, deren Lieferung in der kommenden Woche erwartet werden. Nun müssen aber für bereits gebuchte Impftermine, bei denen Astra-Zeneca-Dosen genutzt werden sollten, die Impfstoffe von Biontech und Pfizer oder Moderna verwendet werden. Außerdem stoppte das Ministerium noch am Freitag die Terminvergabe für die letzten offenen Termine im Ostthüringer Impfzentrum in Gera.

Die Lieferprobleme von Astra Zeneca haben auch Konsequenzen für die Impfkampagne in Berlin. "Grundsätzlich gilt: Alle die einen Impftermin haben, werden geimpft", sagte ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung am Samstag auf dpa-Anfrage. "Aber wir werden neue Termine strecken müssen." Nach Angaben von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sollte Berlin bis Ende März rund 204 000 Impfdosen des Herstellers Astra Zeneca bekommen. Nun seien bis dahin nur noch 172 800 Dosen zu erwarten.

Watzke für Pokalfinale mit Zuschauern

Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat sich für eine nennenswerte Zahl von Zuschauern beim DFB-Pokalfinale ausgesprochen. Das Endspiel am 13. Mai in Berlin könne eine Art "Pilotprojekt" sein, bei dem gegen Corona geimpfte Zuschauer, die in der medizinischen oder sozialen Betreuung gearbeitet haben, "kostenlos eingelassen werden sollten", sagte der 61 Jahre alte Fußballfunktionär. "Das wäre eine coole Nummer. Es spricht nichts Nennenswertes dagegen", führte Watzke aus. Für das Spiel an Christi Himmelfahrt schweben ihm zwischen 10 000 und 15 000 Fans vor.

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