Coronavirus in Deutschland:Inzidenz steigt weiter auf 452,4

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Damit meldet das Robert-Koch-Institut erneut einen Höchstwert. Die Zahl der Neuinfektionen liegt bei 29 364. Die Omikron-Variante ist mittlerweile bei drei Personen in Deutschland nachgewiesen worden.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 29 364 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 1279 Fälle weniger als am Montag vor einer Woche, als 30 643 gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter auf 452,4 von 446,7 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100 000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 73 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen eines Tages auf 100 956. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 5,79 Millionen Corona-Tests positiv aus. (29.11.2021)

  • Warum Omikron Impfungen noch wichtiger macht (SZ Plus)

Omikron-Variante in Hessen nachgewiesen

In Hessen ist ein Fall der neuen Coronavirus-Variante Omikron nachgewiesen worden. Die Sequenzierung habe die Variante bei dem am Samstag bekannt gegebenen Verdachtsfall bestätigt, teilte Hessens Sozialminister Kai Klose am Sonntagmittag auf Twitter mit.

Bei der betroffenen Person handelt es sich den Angaben zufolge um einen Reiserückkehrer aus Südafrika. Der Mensch stamme aus dem Rhein-Main-Gebiet. Am Samstag hatte die Behörde mitgeteilt, die Virologin Sandra Ciesek habe in dem Fall mehrere typische Merkmale der Virusvariante Omikron ermittelt, die von der WHO als besorgniserregend eingestuft wird.

Die Person war nach Angaben des Ministeriums schon am 21. November aus Südafrika in Frankfurt angekommen. Zu diesem Zeitpunkt sei Südafrika weder als Hochrisiko- noch als Virusvariantengebiet eingestuft gewesen. Sie war den Angaben zufolge vollständig geimpft, entwickelte dann im Laufe der Woche Symptome und ließ sich testen.

Bereits am Samstag hatte das Max-von-Pettenkofer-Institut in München erklärt, dass es die Virusvariante bei zwei Reisenden nachgewiesen habe, die am 24. November mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen waren. Nach Angaben des Virologen Oliver Keppler stand eine Gesamtgenomsequenzierung in diesen Fällen zunächst noch aus. Aber es sei "zweifelsfrei bewiesen, dass es sich um diese Variante handelt".

Die zuerst im südlichen Afrika nachgewiesene Omikron-Variante (B.1.1.529) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitag als "besorgniserregend" eingestuft. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC spricht von ernsthaften Sorgen, dass die Variante die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe erheblich verringern und das Risiko von Reinfektionen erhöhen könnte. Welche genauen Auswirkungen die neue Variante hat, steht allerdings noch nicht fest. Bis es darüber Klarheit gebe, kann es laut WHO noch Wochen dauern. (28.11.2021)

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Von SZ-Autoren

Drei Viertel der Kliniken verschieben OPs

Aufgrund der vielen Covid-Patienten auf Intensivstationen kann der Normalbetrieb in mehr als drei Viertel aller Krankenhäuser in Deutschland mittlerweile nicht mehr aufrechterhalten werden - diese Häuser müssen planbare Operationen verschieben. Das berichtet die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Das Pflegepersonal, das zur Betreuung von Covid-Patienten benötigt wird, fehlt für die Nachsorge von Patienten auf einer Intensivstation nach einer planbaren Operation. Die Krankenhausgesellschaft rechnet aufgrund der weiter hohen Corona-Neuinfektionszahlen mit einer weiteren Zunahme an Verschiebungen.

"Die Lage ist wirklich zunehmend dramatisch und führt bei einem Teil der abgesetzten Behandlungen auch zu körperlichen und psychischen Belastungen bei den betroffenen Patienten", teilte der Vorstandsvorsitzende der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, in Berlin mit. Aus den vergangenen Wellen wisse man um die gravierenden Folgen für die Patienten. Zu den typischen planbaren Operationen gehören vor allem orthopädische OPs. In der zweiten Pandemiewelle von Oktober 2020 bis Februar 2021 sind demnach 22 Prozent weniger Hüftprothesen operiert worden. Doch auch bei Krebsbehandlungen müssten Einschränkungen gemacht werden, hieß es.

Auswertungen zeigten etwa, dass die Fallzahlen bei Krebs-OPs beim Brustkrebs um sechs und bei Darmkrebs sogar um 18 Prozent zurückgegangen seien. Ein späterer OP-Termin könne durchaus Auswirkungen auf den Befund oder die Erfolgsaussichten eines Patienten haben, warnt Oberfeldarzt Gerhard Achatz, stellvertretender Klinischer Direktor am Bundeswehrkrankenhaus Ulm. Dies sei etwa vor allem bei Krebspatienten der Fall, wie Untersuchungen gezeigt hätten.

Wie Achatz berichtet, ist ein Großteil der Covid-Patienten ungeimpft. Er ist überzeugt, die aktuelle Situation der Kliniken müsste nicht so sein: "Wir haben mit dem Impfstoff inzwischen eine Möglichkeit, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Doch die Impfquote ist weiterhin zu niedrig."

Aus Sicht des Vorsitzenden der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sehen sich Patienten auch einer rechtlichen Grauzone ausgesetzt. Die Definition von planbaren Operationen sei rechtlich unbestimmt und praktisch nicht greifbar, bemängelt er. So gebe es keine offizielle Liste mit medizinischen Eingriffen, die bei einer drohenden Überlastung verschoben werden könnten. Auch das führe bei Patienten zu großen Unsicherheiten, so Brysch. (28.11.2021)

Leopoldina empfiehlt sofortige Kontaktbeschränkungen

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt angesichts des dynamischen Corona-Infektionsgeschehens sofortige umfassende Kontaktbeschränkungen. "Unmittelbar wirksam ist es aus medizinischer und epidemiologischer Sicht, die Kontakte von Beginn der kommenden Woche an für wenige Wochen deutlich zu reduzieren", heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme.

"Aufgrund der nachlassenden Immunität müssten diese Maßnahmen vorübergehend auch für Geimpfte und Genesene gelten, die in dieser Zeit eine Auffrischungsimpfung erhalten müssen." Die Impfkampagne müsse massiv verstärkt und eine Impfpflicht stufenweise eingeführt werden. Insgesamt sollten bis Weihnachten neben Erst- und Zweitimpfungen rund 30 Millionen Drittimpfungen ermöglicht werden, so die Leopoldina.

Mit Blick auf Kinder und Jugendliche empfiehlt die Leopoldina vorgezogene Weihnachtsferien und regelmäßige Corona-Tests mindestens dreimal pro Woche. Während des gesamten Aufenthalts in den Schulen sollten Lehrer und Schüler aller Klassenstufen Masken tragen. "Eine Aussetzung der Präsenzpflicht und ein Wechselunterricht an Schulen sowie die Schließung von Kitas sollten möglichst vermieden werden."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm sich die Aufforderung der Wissenschaftler zu Herzen und sagte unter anderem wegen ihres Aufrufs seine dreitägige Reise in die Golfregion ab. Er wollte mit seiner Frau Elke Büdenbender eigentlich an diesem Sonntag in die Vereinigten Arabischen Emirate fliegen. Für Mittwoch war ein Besuch in Katar geplant. (27.11.2021)

© SZ/dpa/Reuters/kast/rtr/berj/aner/hij/jael/saul/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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