Meldungen zum Coronavirus:RKI: Inzidenz erstmals bei mehr als 1400

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Am Vortag hat der Wert bei 1388,0 gelegen. Während in Deutschland noch diskutiert wird, ist die Corona-Impfpflicht in Österreich nun in Kraft.

Die vom Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldete bundesweite 7-Tage-Inzidenz hat erstmals die Schwelle von 1400 überschritten. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 1400,8 an.

Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 1388,0 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1156,8 (Vormonat: 285,9). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 133 173 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.00 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 118 970 Ansteckungen.

Experten gehen von einer hohen und weiter steigenden Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind, unter anderem, weil Testkapazitäten und Gesundheitsämter vielerorts am Limit sind.

Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 41 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 59 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 11 022 590 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken gekommenen Corona-infizierten Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt am Freitag mit 5,45 an (Donnerstag: 5,00). Darunter können auch Menschen mit positivem Corona-Test sein, die eine andere Haupterkrankung haben. Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Sonntag mit 8 058 100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 118 717. (06.02.2022)

Scholz hat trotz FDP-Kritik Vertrauen in Wieler

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich im Ampel-Streit über RKI-Chef Lothar Wieler hinter den Virologen gestellt. Auf die Frage, ob Wieler noch das Vertrauen des Kanzlers genieße, sagte eine Regierungssprecherin am Samstag "Ja". Zuvor hatte der designierte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai gesagt, Wieler könne sich "des Vertrauens der FDP nicht mehr sicher sein". Auslöser war die Verärgerung über die Verkürzung des Genesenenstatus gewesen. Auch Grünen-Politiker und Intensivmediziner verteidigten Wieler.

Das RKI habe den Zeitraum "quasi nebenbei mit einem Federstrich und ohne jegliche Ankündigung" reduziert, kritisierte der FDP-Politiker im "Spiegel". Dies sei kein Einzelfall, sondern eine "neuerliche Verfehlung". Die überraschende Verkürzung des Genesenenstatus von sechs auf drei Monate führte dazu, dass Personen ohne vollen Impfstatus plötzlich nicht in Restaurants, Bars oder in Fitnessstudios gehen konnten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte von Kommunikationsproblemen mit dem RKI gesprochen.

Vom grünen Koalitionspartner erhielt der RKI-Präsident demonstrative Rückendeckung. "Lothar Wieler hat in der Pandemie unfassbar viel geleistet. Seine Expertise, die Fachlichkeit, die Standhaftigkeit bei Angriffen vom Wissenschaftsfeinden verdient Respekt", schrieb Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt auf Twitter. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen twitterte: "Seine Expertise ist von unschätzbarem Wert. Ohne ihn stünden wir heute viel schlechter da", schrieb er auf Twitter. Ähnlich äußerte sich Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, der betonte, dass Wielers Expertise "von unschätzbarem Wert" sei.

Hintergrund der Auseinandersetzung mit der FDP ist ein tiefergehender Konflikt in der Koalition über den weiteren Corona-Kurs. Zwischen SPD, FDP und Grünen ist umstritten, ab wann es Öffnungsschritte geben soll, auf die vor allem die Liberalen dringen. FDP-Chef Christian Lindner hatte diese Woche Lockerungen wie etwa die Abschaffung der 2G-Regel im Handel gefordert. "Der Zeitpunkt für Öffnungsdebatten ist jetzt", twitterte der Parlamentarische Staatssekretär im Ministerium für Digitales und Verkehr, Michael Theurer (FDP), am Samstag. Regierungssprecher Steffen Hebestreit hatte angesichts der stark steigenden Zahl der Corona-Neuinfektionen gesagt, es sei zu früh, einen Fahrplan für Öffnungen vorzulegen. Ähnlich äußerte sich am Freitag auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Wieler befürwortet in der Pandemie einen härteren Kurs in der Pandemie-Bekämpfung.

Das RKI erwartet nach Modellrechnungen den Höhepunkt der Omikron-Welle Mitte Februar. Dann könnte die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen bei mindestens 400.000 liegen. Es wird erwartet, dass auch die Zahl der Corona-Patienten in Krankenhäusern steigt. Allerdings hat die Zahl der sehr schweren Krankheitsverläufe bei Omikron-Infizierten bisher nicht zugenommen.

Impfpflicht in Österreich in Kraft

In Österreich gilt seit Samstag für praktisch alle Einwohner über 18 Jahren eine Corona-Impfpflicht - die strengste Regelung innerhalb der Europäischen Union. Nach einer Übergangszeit bis Mitte März drohen Impfverweigerern dann auch harte Geldstrafen. Andere europäische Länder haben bislang lediglich eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen beschlossen.

Im Nachbarland sieht das vom Parlament beschlossene Gesetz Ausnahmen für Schwangere vor und für Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, sowie teils auch für Genesene. Alle Ungeimpften sollen nun ein Schreiben mit der Aufforderung bekommen, sich gegen das Virus immunisieren zu lassen. Wer dann an einem von der Regierung festgelegten Impfstichtag kein Zertifikat vorweisen kann, soll eine Strafverfügung erhalten.

Österreich hat knapp neun Millionen Einwohner. Vollständig geimpft sind knapp 70 Prozent der Bevölkerung. In Deutschland liegt der Wert bei gut 74 Prozent. Kontrolliert werden soll die neue Impfpflicht mit Stichproben, zum Beispiel im Rahmen von Verkehrskontrollen - aber noch nicht sofort, sondern erst von Mitte März an. Bei Verstößen drohen dann Strafen in einem verkürzten Verfahren bis zu 600 Euro, am Ende bis zu 3600 Euro. (05.02.2022)

Kretschmann kritisiert Scholz

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann kritisiert die Bundesregierung und Kanzler Olaf Scholz. "In einer Pandemie muss der Regierungschef stark führen, anders geht es nicht", sagte der Grünen-Politiker dem Deutschlandfunk. In einer Krise sei die Richtlinienkompetenz des Kanzlers gefragt, es dürften nicht einfach beliebige Kompromisse gemacht werden, auch wenn das bei drei Partnern kompliziert sei. Die Lösung, die Impfpflicht über Gruppenanträge im Bundestag einführen zu wollen, sei beispielsweise ein langwieriges Verfahren "mit der Gefahr, dass es zum Schluss zerredet wird und keine klare Linie dabei rauskommt".

Ein Problem seien auch zu komplexe Corona-Regelwerke. Das Dilemma sei allerdings, dass einfachere Vorgaben schwer möglich seien. Entweder alles werde viel strenger, dann kassierten Gerichte das ein. Oder alles werde lockerer, dann laufe die Pandemie aus dem Ruder. Daher müsste er zielgenau für jeden Bereich Regeln finden, argumentierte Kretschmann.

Am Dienstag hatte sich der Regierungschef dagegen ausgesprochen, vor Ostern über ein Ende der Corona-Beschränkungen überhaupt zu reden. Nach viel Kritik stellte er Lockerungen bis Ostern in Aussicht, sollte sich die Corona-Lage verbessern. "Lockerungen werden selbstverständlich kommen und ich werde auch selber welche machen, wenn die Infektionslage das zulässt - genauer gesagt, wenn die Belastung des Gesundheitswesens das zulässt", sagte Kretschmann. Auch er sei "gottfroh", wenn es wieder geordnete Verfahren gebe ohne den Druck durch die Pandemie. Er habe keinen Genuss am Durchregieren. (05.02.2022)

Erdoğan positiv auf Corona getestet

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und seine Ehefrau Emine sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der 67-Jährige berichtete am Samstag auf Twitter von "milden Symptomen" einer Erkrankung, die bei beiden festgestellt wurden. Die Covid-19-Tests seien dann positiv ausgefallen. Erdoğan zufolge handelt es sich um die Omikron-Variante des Virus.

Der Präsident und seine Frau bleiben nun zu Hause - einem Berater zufolge zunächst einmal für eine Woche. Dann soll es neue Tests geben. In dieser Zeit werde Erdogan bei Bedarf per Videoschalte an Veranstaltungen teilnehmen, hieß es.

Dreyer: MPK muss über Lockerungen reden

In der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 16. Februar muss nach Ansicht der rheinland-pfälzischen Regierungschefin Malu Dreyer über Lockerungen der Corona-Maßnahmen gesprochen werden. Spätestens dann müsse es um "kluge Ideen für Erleichterungen" gehen, sagte Dreyer der Rheinischen Post. Zunächst müsse aber der für Mitte Februar erwartete "Peak der Omikron-Welle" abgewartet werden. Erst dann könne man einschätzen, "ob die Krankenhäuser das auf ihren Normal- und Intensivstationen schaffen und wie sehr uns Personalausfall durch Infektion und Quarantäne in der kritischen Infrastruktur und in den Betrieben zusetzen wird", sagte die SPD-Politikerin.

Auch die SPD-Bundestagsfraktion kann sich ein Auslaufen der Corona-Beschränkungen vorstellen. "Wir werden uns in den nächsten Wochen in aller Ruhe anschauen, ob eine Verlängerung der Corona-Schutzmaßnahmen über den 19. März hinaus überhaupt notwendig ist", sagte der parlamentarische Geschäftsführer Johannes Fechner der Welt.

In der Ärzteschaft ist die Meinung gespalten: Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, ist für rasche Lockerungen: "Was wir jetzt brauchen, ist ein Freedom-Plan - ein Plan, wie wir schrittweise und an Parametern orientiert lockern", sagte er der Rheinischen Post.

Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Gernot Marx, warnt in den Zeitungen der Funke Mediengruppe dagegen vor zu frühen Öffnungsschritten. In Deutschland sei die Omikron-Welle gerade wegen der Schutzmaßnahmen nicht so steil verlaufen wie in anderen Ländern. Dieser Erfolg dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. "Konkrete Lockerungen dürfen aber erst beschlossen werden, wenn der Höhepunkt der Omikron-Welle hinter uns liegt", forderte er. (05.02.2022)

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