Comeback von Bernard Tapie:"Zorro der Unternehmen"

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Ihn schillernd zu nennen, wäre untertrieben: Geschäftsmann Bernard Tapie.

(Foto: AFP)

Bernhard Tapie legte eine atemberaubende Karriere hin: Vom Arbeiterkind zum Minister unter Mitterrand und Präsidenten von Olympique Marseille. Und dann der tiefe Sturz. Nun fürchten die Franzosen sein politisches Comeback.

Von Stefan Ulrich, Paris

Bernard Tapie wird der Satz zugeschrieben: "Was nützt es, eine Zeitung zu kaufen, wenn man einen Journalisten kaufen kann?" Nun erwirbt der 69 Jahre alte Tausendsassa doch lieber Zeitungen. Er übernimmt für 51 Millionen Euro die Mehrheit an der verschuldeten Pressegruppe Hersant Média, zu der mehrere südfranzösische Blätter gehören, darunter die in Marseille erscheinende Provence. Zusammen haben sie eine Auflage von 350 000 Exemplaren. Jetzt bangen deren Journalisten um ihre Unabhängigkeit. Tapie hat in der Vergangenheit immer wieder Journalisten beschimpft und angegriffen.

Auch den Politikern in Marseille, Frankreichs zweitgrößter Stadt, wird bange. Sie fürchten eine politische Renaissance Tapies, den schillernd zu nennen untertrieben wäre. Zwar tut der frühere Linke und spätere Sarkozy-Anhänger solche Szenarien als "lächerlich" ab. Doch wer will ihm glauben? Erst vor Kurzem hatte er versichert, er werde nicht mehr bei der Zeitungsgruppe einsteigen. Nun tut er es doch, und alle fragen sich, warum er in die schwierige Branche investiert. Er verfolge einen Zweistufenplan, heißt es. Erst kaufe er La Provence - dann werde er mit ihrer Hilfe das Marseiller Rathaus erobern. Denn Tapie hängt an der Mittelmeer-Metropole; und er sinnt darauf, es seinen vielen Feinden noch mal zu zeigen.

Tapies Karriere verlief atemraubend. In eine kommunistische Arbeiterfamilie hineingeboren, versuchte er sich als Chansonnier und Fernsehverkäufer. Schnell entdeckte er sein Talent fürs Geschäftemachen. Er verdiente viel Geld damit, marode Firmen zu kaufen, zu sanieren und zu verkaufen. Kritiker warfen dem Aufsteiger vor, er schlachte die Firmen aus. "Zorro der Unternehmen" nannten sie ihn.

Tapies Popularität schadete das nicht. Er wurde unter Staatschef François Mitterrand Städtebauminister. Außerdem stieg er zum Präsidenten des Fußballvereins Olympique Marseille auf, mit dem er große Erfolge feierte. Mitte der Neunzigerjahre folgte der brutale Absturz. Der Mann mit dem scheinbar goldenen Händchen und dem Siegerlachen übernahm sich, ging bankrott. Olympique Marseille wurde wegen versuchter Manipulation eines Fußballspiels hart bestraft. Tapie landete wegen Korruption im Gefängnis.

Verleger oder Politiker?

Nach seiner Freilassung wandte sich Tapie anderen Genres zu. Er schauspielerte, schrieb Romane und verdingte sich als Entertainer. Dann kam das große Geld zurück. In einem umstrittenen Schiedsspruch wurden ihm 285 Millionen Euro zuerkannt, weil ihn die Bank Crédit Lyonnais einst beim Verkauf des Adidas-Konzerns übervorteilt habe.

Tapie hat also Geld für ein Comeback. Als Verleger oder als Politiker, das ist nun die Frage. Er verspricht, seine Zeitungsanteile wieder zu verkaufen, falls er sich doch um das Marseiller Bürgermeisteramt bewerben sollte. Den Erlös werde er dann für einen guten Zweck spenden - ein famoser Wahlkampfauftakt.

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