Süddeutsche Zeitung

USA:Cohen vor dem Kongress im Live-Stream

  • Trumps ehemaliger Anwalt Cohen hat den US-Präsidenten bei einer Anhörung im Kongress schwer belastet.
  • Trump habe vorab davon gewusst, dass Wikileaks belastende E-Mails über Hillary Clinton veröffentlichen werde.
  • Cohen legte die Kopie eines Schecks vor, mit dem der Präsident ihn für die Zahlung von Schweigegeld an zwei Frauen entschädigt habe.
  • Er habe keine Beweise, aber Verdächtigungen für eine Zusammenarbeit von Trumps Wahlkampfteam mit Russland.

Bei seiner Anhörung vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses hat Donald Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen den Präsidenten beschuldigt, von Absprachen seines Vertrauten Roger Stone mit Wikileaks gewusst zu haben. Er sei bei einem Telefonat zwischen Trump und Stone anwesend gewesen, in dem Stone Trump darüber informiert habe, dass Wikileaks innerhalb weniger Tage E-Mails publik machen werde, die Hillary Clinton schaden werden.

Er ging außerdem auf die Schweigegeld-Affäre um Pornodarstellerin Stormy Daniels ein. Er legte dem Ausschuss die Kopie eines Schecks vor, mit dem der Präsident ihn für die Zahlung von Schweigegeld an zwei Frauen entschädigt habe. Diese Frauen hatten vor der Wahl 2016 behauptet, eine sexuelle Affäre mit Trump gehabt zu haben. Cohen sagte: "Er wies mich an, einen Pornofilmstar zu bezahlen, mit dem er eine Affäre hatte, und seine Frau darüber zu belügen, was ich getan habe." Da dieses Geld kurz vor der Wahl geflossen sein soll, geht es womöglich um strafbare Versuche, die Umstände der Zahlung im Nachhinein zu verschleiern. Zentrale Aussagen Cohens waren bereits vorab an die Öffentlichkeit gelangt.

Der 52 Jahre alte Cohen hat mehr als ein Jahrzehnt für Trump gearbeitet. Er ist eine zentrale Figur in mehreren Affären um den Präsidenten, hat sich inzwischen aber von Trump abgewandt und ihn mit Aussagen vor Gericht in Bedrängnis gebracht. Der Präsident wirft Cohen vor, zu lügen. "Er lügt, um seine Zeit im Gefängnis zu verringern", wetterte der Präsident am Abend vor der Anhörung über Twitter. Im Dezember hatte er ihn gar als "Ratte" bezeichnet.

Der frühere Anwalt Trumps nannte den US-Präsidenten einen Rassisten, Betrüger und Schwindler. "Einmal fragte er mich, ob ich ein von einem Schwarzen geführtes Land benennen könne, das kein 'Drecksloch' sei. Das war, als Barack Obama Präsident der Vereinigten Staaten war."

Cohen beschreibt den Präsidenten als einen Mann, "der sich um das Amt beworben hat, um seine Marke großartig zu machen, nicht um das Land großartig zu machen. Er hat weder den Wunsch noch die Absicht, die Nation zu führen." Trump wolle nur sich selbst vermarkten und seinen Wohlstand und seine Macht mehren. "Herr Trump ist ein Mysterium. Er ist kompliziert (...). Er ist fähig, sich liebenswürdig zu verhalten, aber er ist nicht liebenswürdig. Er ist fähig, großzügig zu handeln, aber er ist nicht großzügig. Er ist fähig, loyal zu sein, aber er ist im Grunde illoyal."

Cohen wurde im Dezember zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Vor Gericht hatte sich der Jurist unter anderem schuldig bekannt, Steuern hinterzogen und Schweigegeld bezahlt zu haben. Zudem hatte er den Kongress bei dessen Russland-Untersuchungen belogen.

"Ich habe gelogen, aber ich bin kein Lügner"

In seiner Anhörung am Mittwoch sagte Cohen über seine Lüge zu einem geplanten Bauprojekt Trumps in Moskau, Trump habe ihn nicht direkt zur Lüge angewiesen. Trumps persönliche Anwälte hätten seine Erklärung über den Zeitrahmen des Bauprojekts aber überprüft und geändert, bevor er sie abgegeben habe. Cohen hatte zunächst erklärt, die Pläne seien im Januar 2016 aufgegeben worden. Später räumte er unter anderem ein, noch bis ungefähr Juni 2016 versucht zu haben, eine Genehmigung der russischen Behörden für das Projekt zu erhalten. Er sagte, er habe gelogen, um Trump zu schützen. "Ich habe gelogen, aber ich bin kein Lügner." Inzwischen bereue er es, für Trump gearbeitet zu haben. "Ich schäme mich, dass ich dazu beigetragen habe, Herrn Trumps unerlaubte Handlungen zu verschleiern, statt auf mein eigenes Gewissen zu hören."

Trumps langjähriger Anwalt räumte ein, dass er keine Beweise für eine Zusammenarbeit von dessen Wahlkampfteam mit Russland habe. Er habe in dieser Frage aber "Verdächtigungen". Der Frage einer solchen Zusammenarbeit geht derzeit Sonderermittler Robert Mueller nach. Trump bestreitet die Vorwürfe vehement.

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