CIA zu Uran-Programm:Iran wirft USA "psychologischen Krieg" vor

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Nach Ansicht der CIA könnte Teheran schon bald Atombomben besitzen. Iran fühlt sich verunglimpft und betont, das iranische Atomprogramm verfolge keinerlei militärische Ziele.

Iran könnte nach Ansicht von US-Geheimdienstchef Leon Panetta in zwei Jahren Atombomben besitzen. Teheran verfüge derzeit über genug niedrig angereichertes Uran für zwei Bomben, sagte der CIA-Chef im US-Fernsehsender ABC. Innerhalb von zwei Jahren könnten dieses Uran so weit angereichert und die entsprechende Waffentechnik entwickelt sein, dass die Bomben einsatzbereit wären.

Präsident Mahmud Ahmadinedschad beim Besuch einer iranischen Urananreicherungsanlage: Weil die Vereinten Nationen befürchten, dass Teheran an Atomwaffen arbeitet, hat der Sicherheitsrat neue Sanktionen gegen Iran verhängt. (Foto: dpa)

Panetta zufolge gibt es in der iranischen Führung derzeit zwar offenbar eine Diskussion darum, ob das Atomprogramm fortgesetzt werden soll. Derzeit aber arbeite Teheran weiter an dem Programm, sagte der CIA-Chef. Er glaube nicht, dass die jüngsten UN-Strafmaßnahmen Iran zur Aufgabe seines Atomprogramms bewegen könnten. Allerdings könnten die Sanktionen die Regierung in Teheran schwächen, falls sie zu ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten führten.

Iran will frühestens Ende August verhandeln

Teheran reagierte erbost auf den CIA-Bericht und warf den USA vor, einen "psychologischen Krieg" zu führen. Damit sollten "die friedlichen Atomaktivitäten des Iran verunglimpft werden", sagte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast am Montag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Irna. Das iranische Atomprogramm verfolge keinerlei militärische Ziele, betonte der Sprecher.

Gleichzeitig erklärte Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Montag, Teheran wolle die Verhandlungen über das umstrittene Atomprogramm frühestens Ende August wieder aufnehmen. Dies sei die Strafe für die vom UN-Sicherheitsrat verhängten Sanktionen gegen sein Land, so der Präsident.

Teheran steht im Verdacht, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms nach Atomwaffen zu streben. Der UN-Sicherheitsrat hat deshalb gegen Iran Anfang Juni zum vierten Mal Sanktionen verhängt.

Der russische Präsident Dmitrij Medwedjew reagierte besorgt auf den Bericht der CIA. Zwar müsse die Information überprüft werden, sie gebe jedoch Anlass zur Sorge, da das Atomprogramm Irans nicht transparent sei, sagte Medwedjew in Toronto. Sollten die Informationen der CIA zutreffen, würde das die Spannungen anheizen. Für diesen Fall schließe er Konsequenzen nicht aus.

Medwedjews Äußerungen deuten Beobachtern zufolge auf wachsende Differenzen zwischen Russland und Iran hin. Nach den vom UN-Sicherheitsrat verhängten Sanktionen hatte Ahmadinedschad der Führung in Moskau vorgeworfen, sich dem Druck der USA zu beugen.

Indes haben am Samstag nahe der französischen Hauptstadt Paris Zehntausende Menschen gegen die iranische Führung protestiert. An der von Exil-Iranern organisierten Demonstration in Taverny beteiligten sich auch der frühere US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, John Bolton, und der ehemalige spanische Regierungschef Jose Maria Aznar. Die Präsidentin des Nationalen Widerstandsrates Iran, Maryam Radjavi, rief das iranische Volk zum Widerstand auf, "bis die Diktatur beseitigt ist".

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/ehr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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