Chronologie:Vom Kaufhausbrand zur Selbstauflösung: die Terrorgeschichte der RAF

Die "gezielt tödlichen Aktionen" der drei RAF-Generationen kosteten seit 1972 mindestens 36 Menschen das Leben. Ein Rückblick.

DIE ERSTE GENERATION:

Chronologie: Frankfurt Airbase-Anschlag 1985

Frankfurt Airbase-Anschlag 1985

(Foto: Foto: dpa)

1968: Eine Gruppe um die späteren RAF-Gründer Andreas Baader und Gudrun Ensslin zündet am 2. April in zwei Frankfurter Kaufhäusern Brandsätze, um den Einsatz von Napalm-Bomben im Vietnamkrieg anzuprangern. Innerhalb der Studentenbewegung markiert die Tat einen Wendepunkt: Während die Mehrheit weiter auf friedliche Proteste setzt, propagiert eine radikale Minderheit den Untergrundkampf.

1970: Am 14. Mai befreit ein Kommando um die ehemalige "Konkret"- Journalistin Ulrike Meinhof den in Berlin inhaftierten Baader. Die Aktion gilt als Geburtsstunde der RAF. Baader, Ensslin und der Anwalt Horst Mahler setzen sich nach Jordanien ab. In einem Lager der Palästinenser-Organisation Fatah werden sie militärisch ausgebildet.

1972: Der amerikanische Offizier Paul A. Bloomquist ist am 11. Mai der erste Bombentote der RAF. Zwölf Tage später sterben drei weitere Soldaten bei einer Sprengstoffattacke auf das Europa-Hauptquartier der US-Streitkräfte in Heidelberg. Am 1. Juni nehmen die Fahnder mit Baader, Holger Meins und Jan-Carl Raspe den harten Kern der RAF fest. Kurz darauf gehen der Polizei auch Ensslin und Meinhof ins Netz.

DIE ZWEITE GENERATION:

1975/76: RAF-Terroristen besetzen am 24. April 1975 die deutsche Botschaft in Stockholm und nehmen zwölf Geiseln. Ihre Forderung, die in Stuttgart-Stammheim einsitzenden Anführer freizulassen, lehnt die Bundesregierung ab. Zwei Diplomaten und zwei Geiselnehmer sterben. Am 9. Mai 1976 erhängt sich Ulrike Meinhof in ihrer Zelle.

1977: Im Jahr des "Deutschen Herbstes" überzieht die zweite RAF- Generation die Bundesrepublik mit einer Serie von Attentaten, um die Stammheimer Gefangenen freizupressen. Generalbundesanwalt Siegfried Buback wird am 7. April in Karlsruhe erschossen, Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto am 30. Juli in Oberursel.

In Köln verschleppt ein RAF-Kommando am 5. September Arbeitgeber-Präsident Hanns Martin Schleyer, dabei sterben dessen vier Begleiter. Der Bundestag beschließt das Kontaktsperre-Gesetz.

Am 13. Oktober kapern palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut". Trotz der kaltblütigen Erschießung des Flugkapitäns bleibt Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) hart und lässt das Flugzeug von der Grenzschutz-Elitetruppe GSG 9 stürmen. Daraufhin begehen Baader, Ensslin und Raspe Selbstmord. Schleyers Leiche wird im elsässischen Mühlhausen gefunden.

DIE DRITTE GENERATION:

1985/86: Nach der Festnahme der Rädelsführer Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt 1982 setzt die dritte Generation der RAF die Welle der Gewalt fort. Am 1. Februar 1985 stirbt MTU-Chef Ernst Zimmermann.

Ein Bombenattentat auf die Frankfurter US-Airbase am 8. August 1985 fordert drei Opfer.

Siemens-Manager Karl Heinz Beckurts wird am 9. Juli, der Diplomat Gerold von Braunmühl am 10. Oktober 1986 ermordet.

1989-93: In Bad Homburg stirbt am 30. November 1989 Deutsche-Bank- Chef Alfred Herrhausen durch eine automatisch gezündete Bombe. Der Treuhand-Vorsitzende Detlev Karsten Rohwedder wird am 1. April 1991 in Düsseldorf von einem Scharfschützen niedergestreckt.

In den 90er Jahren nehmen zahlreiche RAF-Aussteiger die Kronzeugenregelung wahr. Letztes Terroropfer ist der GSG-9-Beamte Michael Newrzella. Er kommt am 24. Juni 1993 bei einer Festnahmeaktion in Bad Kleinen ums Leben.

1998: Selbstauflösung der RAF am 20. April. Reue zeigen die Terroristen in ihrer Erklärung kaum, sie üben lediglich Selbstkritik am eigenen Vorgehen: "Es war ein strategischer Fehler, neben der illegalen bewaffneten keine politisch-soziale Organisation aufzubauen. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte."

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