Chronik einer Krise:Die deutsch-amerikanischen Beziehungen

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Der Irak-Konflikt hat die deutsch-amerikanischen Beziehungen in eine schwere Krise gestürzt. Nach dem Ende des Irakkrieges gab es zwar erste Anzeichen der Entspannung, das Verhältnis zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und US-Präsident George W. Bush gilt allerdings weiter als nachhaltig gestört.

Nach einem halben Jahr Funkstille werden sich die beiden am Wochenende bei der 300-Jahr-Feier St. Petersburgs und beim G-8-Gipfel im französischen Evian wiedertreffen. Hier eine Chronik der deutsch-amerikanischen Beziehungen in den vergangenen zwölf Monaten.

Ein Foto aus entspannteren Tagen: Bush und Schröder im Mai 2002. (Foto: N/A)

22./23. Mai 2002 - US-Präsident George W. Bush besucht erstmals Berlin. Nach einem Gespräch mit Kanzler Schröder sagt er, er wolle "dem deutschen Volk zeigen, wie stolz ich auf unser persönliches Verhältnis bin".

05. August 2002 - Schröder läutet in Hannover die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs ein und positioniert sich in der Irak-Frage: "Wir sind zur Solidarität bereit, aber dieses Land wird unter meiner Führung für Abenteuer nicht zur Verfügung stehen."

19. September 2002 - Drei Tage vor der Bundestagswahl zitiert das "Schwäbische Tagblatt" Justizministerin Herta Däubler-Gmelin mit den Worten: "Bush will von seinen innenpolitischen Schwierigkeiten ablenken. Das ist eine beliebte Methode. Das hat auch Hitler schon gemacht." Der Bericht sorgt in Washington für Empörung und treibt die Spannungen in den deutsch-amerikanischen Beziehungen auf einen neuen Höhepunkt.

24./25. September 2002 - US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld schneidet seinen deutschen Kollegen Peter Struck beim NATO-Treffen in Warschau. "Wer in der Grube sitzt, sollte nicht noch tiefer buddeln", sagt Rumsfeld über die Deutschen.

08. November 2002 - Der UN-Sicherheitsrat verabschiedet einstimmig die Resolution 1441, die Irak mit "ernsten Konsequenzen" bei schwer wiegenden Verstößen gegen die Abrüstungsauflagen droht. Kurz darauf ruft Schröder Bush an. Das erste Gespräch zwischen den beiden nach der Bundestagswahl dauert zehn Minuten.

21./22. November 2002 - Beim NATO-Gipfel in Prag gehen sich Schröder und Bush aus dem Weg. Zu einem bilateralen Gespräch kommt es nicht. Die direkte Kontaktaufnahme beschränkt sich auf einen Händedruck bei der Aufnahme des Gruppenbildes der Gipfelteilnehmer.

21. Januar 2003 - Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Goslar erklärt Schröder, dass Deutschland einer UN-Resolution, die einen Krieg gegen Irak legitimieren würde, nicht zustimmen werde.

23. Januar 2003 - Bei den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des Élysée-Vertrages bekräftigen Schröder und der französische Staatspräsident Jacques Chirac die enge Abstimmung ihrer beiden Länder im Irak-Konflikt.

06. Februar 2003 - Rumsfeld stellt die Haltung Deutschlands in der Irak-Frage auf eine Stufe mit der von Libyen und Kuba. Alle drei hätten angedeutet, dass sie den USA "in keiner Weise" helfen würden.

24. Februar 2003 - Frankreich, Russland und Deutschland legen dem UN-Sicherheitsrat ein Memorandum vor, in dem sie eine Fortsetzung der Waffeninspektionen zur Entwaffnung Iraks fordern. China schließt sich der Erklärung an.

20. März 2003 - Der Golfkrieg beginnt. Schröder sagt in einer Fernsehansprache, es sei die falsche Entscheidung getroffen worden. "Die Logik des Krieges hat sich gegen die Chancen des Friedens durchgesetzt."

12. April 2003- Nach dem Sieg der Alliierten im Golfkrieg fordern Schröder, Chirac und der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Gipfeltreffen in St. Petersburg eine "zentrale Rolle" der Vereinten Nationen beim Wiederaufbau Iraks.

5. Mai 2003 - Verteidigungsminister Peter Struck besucht Washington. Seine Gespräche mit Rumsfeld und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice bezeichnet er als "weiteren Schritt auf dem Weg zur Normalität" zwischen den USA und Deutschland.

15. Mai 2003- Bush spricht in Washington 17 Minuten mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch. Das Treffen wird als Affront gegen Schröder gewertet.

16. Mai 2003 - Als erster hochrangiger US-Politiker seit Beginn der Irak-Krise besucht US-Außenminister Colin Powell Berlin. "Die Meinungsverschiedenheiten von gestern sind Teil der Vergangenheit - nicht vergessen, aber doch in der Vergangenheit. Richten wir jetzt den Blick nach vorn", sagt Powell nach seinem Treffen mit Schröder.

22. Mai 2003 - Mit einer neuen Resolution hebt der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen Irak auf und legt damit den Grundstein für den Aufbau einer Nachkriegsordnung. Alle 14 anwesenden Mitglieder votieren mit Ja. Nur Syrien bliebt der Abstimmung fern, unterstützt sie aber nachträglich.

31. Mai 2003 - Bei der 300-Jahr-Feier in St. Petersburg werden sich Schröder und Bush voraussichtlich erstmals seit einem halben Jahr wiedertreffen.

(sueddeutsche.de/AP)

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