Christdemokraten:Heimspiel für zwei

Bei der Regionalkonferenz in NRW versuchen die Kandidaten im Kampf um den CDU-Vorsitz noch irgendetwas Neues zu präsentieren.

Von Christian Wernicke, Düsseldorf

Ihr Land und ihre NRW-CDU, sie sind einfach zu groß für nur einen Kandidaten aus den eigenen Reihen. Darauf zumindest könnten sich Oliver Höhn, der Vermögensberater aus Langenfeld, und Christian Stevens, der Student aus dem Kreis Borken wohl einigen. Aber sonst?

Höhn hat zuletzt leiden müssen an seiner CDU, die "von ihren Grundtugenden abgewichen" sei - also von "Glaube, Sitte, Hei-mat." Jetzt, da nach 18 Jahren Merkel eine neue Zeit anbricht, setzt er auf den Wiederkehrer: "Ich bin für Friedrich Merz", bekennt er, noch ehe die drei Partei-Gladiatoren die Bühne betreten. Weiter rechts sitzt Student Stevens, der 22-jährige Jungunionist aus Westfalen. Seine Augen strahlen, da er von "einem Neustart" schwärmt: "Genau dafür ist Jens Spahn der Richtige!"

Merz und Spahn haben am Mittwoch Heimspiel bei der CDU-Regionalkonferenz in der riesigen Halle 9 der Düsseldorfer Messe. Über ihnen geht an diesem Abend meist etwas lauter und etwas wärmer der Beifall nieder als über AKK, der Dritten im Bunde der Kandidaten für den CDU-Vorsitz. Wobei es auch Annegret Kramp-Karrenbauer versteht, lokal zu punkten.

Die sechste der acht CDU-Regionalkonferenzen ist eindeutig die wichtigste und größte, mit knapp 4000 Teilnehmern. NRW wiegt schwer in der Partei: 296 von 1001 Delegierten des Hamburger Parteitags werden aus NRW anreisen. Ein Kräftevergleich? Das mutmaßlich AKK-treue Saarland wird beim Showdown um Merkels Erbe in der Hansestadt 34 Stimmberechtigte zählen - während allein der Bezirk Münsterland, aus dem Jens Spahn stammt, 39 Delegierte an die Elbe schickt.

Nur, niemand der drei kann sich sicher sein, die heimatlichen Parteisoldaten überhaupt hinter sich zu haben. Also haben sie sich alle ein paar Dinge überlegt, irgendwie noch irgendwas Neues zu präsentieren. Merz gelingt das bedingt, er fordert ein schärferes Profil der CDU: "Es hat die Klarheit unserer Positionen gelitten." Da-mit variiert er nur, was er schon vorige Wo-che verbreitet hat: "Man muss auch nicht jeden Standpunkt der SPD übernehmen." Spahn agiert anders. Er hat Formeln parat, um - wie Merz sagen würde - seinen Markenkern zu profilieren: sein (relativ) junges Alter. Etwa beim Thema Finanzen: "Der Soli wurde eingeführt, da war ich neun. Jetzt gehe ich auf die 40 zu", ruft der 38-Jährige. Zudem streut er immer wieder griffige Ideen ein. Mal fordert er "einen modernen Patriotismus", dann "ein europäisches Stanford", also eine Elite-Uni für künstliche Intelligenz.

Höhn und Stevens klatschen viel und häufig. Für den eigenen Favoriten, aber ab und an auch für den Konkurrenten aus NRW. Nach drei Stunden sieht Höhn Merz als knappen Gewinner, "jedenfalls, wenn man nach dem Beifall geht". Stevens schwört weiter auf Spahn. Der habe mehr als die beiden anderen von der Zukunft geredet, "von Deutschland 2040 und von der Digitalisierung - darauf kommt es an!"

Und AKK, laut Umfragen die Favoritin für den Parteitag? Sie hatte am Mittwoch nicht ihren besten Abend, die bisherige Generalsekretärin wirkte bisweilen fahrig. Aber auch die Landesfremde hat gepunktet, mit mehr Nachdenklichkeit, mit mehr Bekenntnissen etwa fürs Soziale, als es den Kerlen neben ihr recht schien. Nur, wer am Ende gewinnen wird, das weiß auch nach dem Düsseldorfer Kandidatenkonklave niemand.

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