Süddeutsche Zeitung

Anschläge von Christchurch:Teilen eines Terrorvideos - Neuseeländer zu Haftstrafe verurteilt

  • Ein neuseeländisches Gericht verurteilt einen Mann wegen Weiterverbreitens des Terrorvideos von Christchurch zu 21 Monaten Haft.
  • Er habe den Massenmord glorifiziert und zu weiteren Taten ermuntert, wirft ihm der Richter vor.
  • Der Attentäter selbst sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis in Untersuchungshaft. Er hatte im März 2019 in zwei Moscheen Dutzende Menschen getötet und das in einem Livevideo aufgenommen.

Ein 44-jähriger Neuseeländer ist zu einer Gefängnisstrafe von 21 Monaten verurteilt worden, weil er das vom Täter aufgenommene Video der Anschläge in Christchurch weiterverbreitet hat. Der Besitzer eines Geschäftes, das mit Neonazi-Symbolen wirbt, hatte das Video des Anschlags auf zwei Moscheen in Christchurch im März diesen Jahres an 30 Bekannte weitergeleitet. Darüber hinaus gab der verurteilte Geschäftsmann in Auftrag, das Video mit einem "Totenzähler" zu versehen - einer Art Strichliste, wie viele Leute ermordet worden waren.

Der mutmaßliche Rechtsextremist bezeichnete das Video laut Richter Stephen O'Driscoll als "toll" und zeigte keine Empathie gegenüber den Opfern. "Ihre Tat glorifiziert und regt zu Massenmord an, der unter dem Vorwand von religiösem und rassistischem Hass ausgeübt wird", sagte der Richter weiter. Dem neuseeländischem Gesetz zufolge, das die Verbreitung von anstößigem Material verhindern soll, drohte dem Mann eine Höchststrafe von 28 Jahren Haft. Er legte Berufung ein. Mindestens fünf weitere Menschen wurden wegen Teilens des Videos angeklagt.

Ein Australier hatte im März diesen Jahres mit einem Sturmgewehr zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch gestürmt und dabei 51 Menschen getötet. Er filmte sein Vorgehen mit einer Helmkamera und übertrug das Video live über seinen Facebook-Account im Internet.

Der 29 Jahre alte Rechtsextremist sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm 51-fachen Mord und 40-fachen Mordversuch vor. Bei einer Verurteilung erwartetet den Australier lebenslange Haft. Der mutmaßliche Attentäter will auf nicht schuldig plädieren. Der Prozess soll voraussichtlich im Mai 2020 beginnen.

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