ChristchurchDie Antwort der Opfer
Mit ihren bewegenden Aussagen haben die Opfer des Anschlags und ihre Angehörigen im Prozess gegen den Täter gezeigt, wie man dem Terror die Stirn bieten kann. Das Urteil wird Neuseeland helfen, wieder seinen Frieden zu finden.
Kommentar von Felix Haselsteiner
Wie man mit Terror umgehen kann, haben in dieser Woche 91 Menschen in Neuseeland gezeigt. Jeder einzelne Zeuge, der im Prozess gegen den Christchurch-Attentäter Brenton T. aufgetreten ist, erzählte eine bewegende, persönliche Geschichte. Sie hatten ihre Väter, Mütter, Kinder verloren, waren verwundet worden, im Koma gelegen und werden, das betonten viele, nie wieder dieselben Menschen sein wie vor dem Anschlag auf zwei Moscheen im März 2019.
Sie alle begegneten dem Mann, der ihnen dieses Leid zugefügt hatte, auf ihre persönliche Art und Weise: anklagend oder mahnend, manche laut, manche leise, aber alle deutlich in ihrer Sprache. Manche beschimpften ihn als "Niemand" und lachten über ihn, andere vergaben ihm für den Mord an ihrem eigenen Sohn.
Die Zeugen zeigten, dass es kein richtig oder falsch gibt, wenn man einem derartigen Verbrecher gegenübertritt, einem Mann, der so viel Hass in sich hat, dass er 51 betende Menschen ermordete. Es gibt nur für jeden einzelnen seinen Weg, wie er mit dem Massenmord umgehen und womöglich sogar mit Tat und Täter seinen persönlichen Frieden machen kann.
Brenton T. hingegen wird nie wieder einen Tag in Freiheit verbringen. Er hat seine gerechte Strafe bekommen, wird für den Rest seines Lebens in einer Zelle leben und von dort mitverfolgen können, dass er mit seinem Ziel, Hass zu schüren und die neuseeländische Gesellschaft zu terrorisieren, gescheitert ist. Denn das Land hat durch das Urteil zu einem Abschluss mit dem Anschlag gefunden und ist sich einig: Der Täter soll in Vergessenheit geraten, die Opfer jedoch nicht.