Terror in Neuseeland:Was über den Anschlag bekannt ist

Der Hauptverdächtige ist ein 28-jähriger Australier, er ist wegen Mordes angeklagt. Die Fakten im Überblick.

In zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch haben am Freitag einer oder mehrere Schützen das Feuer eröffnet und mindestens 49 Menschen getötet sowie viele weitere verletzt. Das Land steht unter Schock. Premierministerin Jacinda Ardern sprach von "einem der schwärzesten Tage Neuseelands". Die Angriffe seien als "Terroranschlag" zu werten, der offenbar "gut vorbereitet" gewesen sei.

Was wir über den Angriff wissen - und was noch unklar ist.

Was wir wissen

  • Bei dem Angriff sind mindestens 50 Menschen getötet worden, die Zahl ist am Samstagabend deutscher Zeit noch einmal gestiegen. Das 50. Opfer sei in einer der beiden Moscheen gefunden worden, so die Polizei in der Hauptstadt Wellington. Dutzende Menschen mit Schusswunden werden in den Krankenhäusern der Stadt behandelt. Von insgesamt 50 Verletzten befinden sich nach Polizeiangaben noch 36 im Krankenhaus, zwei von ihnen seien in einem kritischen Zustand.
  • Die Angriffe fanden in der Al-Noor-Moschee im Stadtzentrum von Christchurch und in einer Moschee im Vorort Linwood statt. Sie ereigneten sich während des Freitagsgebets, als die Moscheen voll waren. Zwischen 13 und 14 Uhr Ortszeit fielen die ersten Schüsse.
  • Der mutmaßliche Haupttäter wurde nach Angaben der Polizei in seinem Auto festgenommen. Dort sollen sich zwei weitere Feuerwaffen befunden haben."Er hatte absolut die Absicht seinen Angriff fortzusetzen", sagte Premierministerin Ardern. Brenton T. wurde am Samstagvormittag (Ortszeit) vor Gericht vorgeführt und ist nun wegen Mordes angeklagt.
  • Über den 28-jährigen Brenton T. werden mehr und mehr Informationen kund. Nach Angaben von Australiens Premier Scott Morrison ist er Australier. Er sei ein Rechtsextremer, soll aber auf keiner Terrorliste gestanden haben. Der Mann soll in Besitz eines Waffenscheins sein. Er ist Mitglied eines Schützenvereins, berichten örtliche Medien.
  • Drei weitere Verdächtige hat die Polizei zunächst festgenommen, drei Männer und eine Frau. Einer davon habe zwar eine Waffe dabeigehabt, aber nichts mit der Sache zu tun. Es heißt, er habe der Polizei helfen wollen. Die anderen beiden Personen befinden sich nach Angaben von Premierministerin Ardern noch in Haft. Auch sie werden nicht auf Beobachtungslisten in Neuseeland oder Australien geführt.
  • Kurz vor der Tat hat der mutmaßliche Täter ein "Manifest" an das Büro der Premierministerin, zwei Oppositionspolitiker und 70 weitere Adressen verschickt, berichtet die Zeitung The New Zealand Herald. Darin begründet er seine Tat, beschreibt aber nicht, was er vorhat zu tun. Es habe keine Möglichkeit gegeben, ihn zu stoppen, sagte Jacinda Ardern der Zeitung. Die Behörden halten Brenton T. für einen Gewalttäter, der aus rassistischen Motiven handelte. Darauf deuten auch seine Auftritte in sozialien Medien hin.
  • Der Mann streamte die Tat live auf Facebook. Das soziale Netzwerk löschte seine Accounts nach einem Hinweis der Polizei - das Video kursiert trotzdem weiter im Netz. In dem Video ist ein serbisch-nationalistisches Kampflied zu hören. Das Lied "Karadžić, führe deine Serben" kursiert im Internet seit einigen Jahren im Zusammenhang mit einem antimuslimischen Meme. Als Memes werden Bilder und Videos bezeichnet, die im Internet vielfach verbreitet werden.
  • Der Hauptverdächtige soll im vergangenen November Bulgarien besucht haben. Spuren nach Bulgarien liefern auch die Tatwaffen: Darauf sollen Namen mehrerer historischer Militärführer in osteuropäischen Sprachen stehen. Die bulgarischen Behörden gehen den Hintergründen dieser Reise nach. Der 28-Jährige habe sich vom 9. bis 15. November 2018 im Land aufgehalten, teilte Generalstaatsanwalt Sotir Tsatsarow in Sofia mit. Anschließend sei er nach Rumänien und Ungarn weitergereist. In Bulgarien seien jetzt Ermittlungen eingeleitet worden, um zu überprüfen, welche Motive es für die Reise gab. Er soll Orte besucht haben, an denen Schlachten gegen die Osmanen geführt wurden.

Was wir nicht wissen

  • Die Identitäten der weiteren zwei Festgenommenen sind noch nicht bekannt.
  • Wie der Anschlag genau ablief, ist unklar. Die Polizei machte bislang keine Angaben, ob nur einer der Verdächtigen tatsächlich schoss und dann von einer Moschee in die andere fuhr, oder ob die Angreifer koordiniert an zwei Orten gleichzeitig zuschlugen. Die Fahrtzeit zwischen beiden Moscheen beträgt sieben Minuten.
  • Ob es weitere Mittäter oder Hintermänner gibt, die noch nicht festgenommen wurden, ist derzeit noch offen. In einer Stellungnahme am Samstagmorgen (Ortszeit) warnte die Polizei: "Es gibt keine Garantie, dass die Gefahr nur die Region Canterbury betrifft, alle Neuseeländer müssen besonders wachsam sein."
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Polizisten sperren eine Straße vor einer Moschee in Christchurch

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