Cholera in Simbabwe:Regierung vermutet Komplott des Westens

Dramatische Warnungen von Hilfsorganisationen: Die Cholera-Epidemie in Simbabwe ufert aus. Die Regierung des Krisenstaats sieht dies aber ganz anders.

Angesichts der sich immer schneller ausbreitenden Cholera-Epidemie in Simbabwe mahnen Hilfsorganisationen zur Eile. "Wenn nicht ganz schnell etwas geschieht, nimmt die Welt den Tod von Hunderttausenden von Menschen in Kauf", erklärte Paul Bendix, Geschäftsführer von Oxfam Deutschland, am Dienstag. In Simbabwe versorgt die internationale Hilfsorganisation 300.000 Menschen mit Trinkwasser und bemüht sich um eine Verbesserung der Hygiene.

Cholera in Simbabwe: Unter Druck: Simbabwes Langzeit-Präsident Robert Mugabe.

Unter Druck: Simbabwes Langzeit-Präsident Robert Mugabe.

(Foto: Foto: AP)

In dem afrikanischen Krisenstaat traf unterdessen eine ranghohe WHO-Delegation ein. Sie soll die Bekämpfung der Krankheit koordinieren, berichtete die staatlich kontrollierte Zeitung The Herald. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagiert damit auf einen Hilferuf der Regierung von Präsident Robert Mugabe, der nach langem Zögern vergangene Woche einen nationalen Notstand ausgerufen hatte und um internationale Hilfe gebeten hatte.

Inzwischen scheint die simbabwische Regierung aber ihre Meinung geändert zu haben. "Die Cholera ist unter Kontrolle", sagte Informationsminister Sikhanyiso Ndlovu und schickt die Vermutung eines Komplotts hinterher: "Der Westen will nur die durch das Desaster verursachte Chance für eine militärische Intervention nutzen, nachdem er das Land zuvor mit Sanktionen stranguliert und ausgelaugt und mit Cholera und Milzbrand verseucht hat." Sein Fazit: Simbabwe benötige keine Hilfe aus dem Ausland.

Mit Blick auf den totalen Kollaps des öffentlichen Dienstes und die Probleme wegen verunreinigten Wassers meinte Ndlovu: "Wir haben genug Chemikalien, um das Wasser zu reinigen, und wir haben genug Devisen, um Röhren zu kaufen."

Die Cholera ist durch die Flucht Tausender kranker Simbabwer in die Nachbarländer mittlerweile auch in Südafrika, Mosambik und Botswana aufgetreten.

Bush: "Mugabe muss gehen"

Nach Außenministerin Condoleezza Rice hat indes US-Präsident George W. Bush den autokratischen Staatschef Robert Mugabe unmissverständlich zum Rücktritt aufgefordert. "Es ist an der Zeit, dass Robert Mugabe geht", sagte Bush. Jedes Land in der Region müsse seine Stimme erheben "und sich dem wachsenden Chor anschließen, der ein Ende von Mugabes Tyrannei fordert".

Die Vereinigten Staaten arbeiteten weiterhin mit anderen daran, die Gewalt in dem südafrikanischen Land zu stoppen und "die humanitäre Katastrophe aufzuhalten, die das Mugabe-Regime über das Volk bringt". Einer "legitimen Regierung" bot Bush Hilfe an.

Auf solche Rücktrittsforderungen, die unter anderem auch aus Kenia, Botswana und aus Ländern der Europäischen Union kommen, reagierte Mugabes Informationsminister in äußerst scharfer Form: "Ich hoffe, dass sie alle zum letzten Mal ihr dreckiges Maul aufgerissen haben."

Den designierten Ministerpräsidenten und Mugabe-Gegenspieler Morgan Tsvangirai tat er als Marionette des Westens ab. Mugabe und Tsvangirai hatten im September ein Abkommen über die Bildung einer Koalitionsregierung unterzeichnet, das aber an der Verteilung der Kabinettsposten gescheitert war.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: