Chirac über verurteilten Juppé:"Ein Politiker von außergewöhnlicher Qualität"

Zwar wurde der frühere Premierminister Alain Juppé wegen illegaler Parteienfinanzierung zu einer Bewährungsstrafe und "Nicht-Wählbarkeit" verurteilt, doch der französische Präsident empfindet für seinen engen Vertrauten weiterhin "Freundschaft, Hochachtung und Respekt".

Drei Tage nach der Verurteilung seines engen Vertrauten Alain Juppé hat sich Chirac erstmals über den früheren Premierminister geäußert.

Er empfinde für den 58-jährigen Juppé "Freundschaft, Hochachtung und Respekt", sagte Chirac vor dem Stadtrat von Marseille.

Es war die erste öffentliche Stellungnahme des Staatschefs zu dem Urteilsspruch vom Freitag, bei dem ein Strafgericht in Nanterre gegen den Chef der Regierungspartei UMP wegen illegaler Parteienfinanzierung eine eineinhalbjährige Bewährungsstrafe und den Verlust der Wählbarkeit für zehn Jahre verhängt hatte. Da Juppé Berufung einlegte, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.

Es wird erwartet, dass Juppé spätestens am Dienstag mitteilt, ob er sein Amt als Parteichef niederlegt. "Er muss jetzt eine Entscheidung fällen, die ich respektieren werde, ganz gleich, wie sie ausfällt", sagte Chirac dazu. Neben seiner Eigenschaft als Parteichef ist Juppé Abgeordneter der Nationalversammlung und Bürgermeister von Bordeaux.

Chirac: Frankreich braucht Männer von Juppés Qualität

Chirac bescheinigte Juppé in seiner Rede außerdem "Kompetenz" und "Aufrichtigkeit". Er erklärte, Frankreich brauche "Männer von seiner Qualität". Die Verurteilung des UMP-Parteichefs, der als "Kronprinz" des Präsidenten galt, hat knapp zwei Monate vor den Regionalwahlen einen Schock im konservativen Lager ausgelöst.

Die Verhandlung gegen Juppé hatte ein Korruptionssystem offen gelegt, bei dem Mitarbeiter der damaligen Chirac-Partei RPR durch Baufirmen oder direkt aus der Pariser Stadtkasse bezahlt wurden. Das Strafgericht Nanterre sah es als erwiesen an, dass Juppé sich der "illegalen Einflussnahme" schuldig gemacht hatte.

Als Rathaus-Finanzchef und RPR-Generalsekretär duldete er demnach Schein-Arbeitsverträge zu Lasten der Stadtkasse, die in Wirklichkeit der Partei zu Gute kamen. Chirac war in der fraglichen Zeit RPR-Chef und Pariser Bürgermeister.

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