Chinas Präsident in Indien:Drache trifft Elefant

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China und Indien inszenieren Harmonie und Annäherung. Den asiatischen Großmächten geht es ums Geschäft: Der chinesische Staatschef Xi Jingping reist mit einer Milliarden-Offerte nach Delhi - um einen konkurrierenden Nachbarn auszustechen.

Von Arne Perras, Singapur

Chinas Staatschef war noch nicht in Indien gelandet, da eilten ihm schon seine warmen Worte für den Gastgeber voraus. In einem Beitrag für die Zeitung The Hindu beschwor Xi Jingping ein "asiatisches Jahrhundert des Wohlstands", eine dynamische Partnerschaft zwischen Indien und China.

Der chinesische Drache und der indische Elefant sähen zwar unterschiedlich aus, schrieb Xi, doch beide schätzten Frieden, Gleichheit und Gerechtigkeit. Ein Gespann, das nichts so schnell entzweit.

Freundlichkeiten per Twitter

Das Duo, wie Xi es beschreibt, strotzt vor Kraft: "Als Motoren der asiatischen Wirtschaft müssen wir kooperieren und uns an die Spitze des Wachstums setzen."

Sein indischer Gastgeber, Premier Narendra Modi, erwiderte die Freundlichkeiten per Twitter: "Die einmalige Chemie zwischen China und Indien kann Geschichte schreiben und der Menschheit eine bessere Zukunft bescheren." So viel demonstrative Annäherung ist selten zwischen den Staaten. Bei so viel Pathos und zelebrierter Brüderlichkeit rückten die harten Differenzen erst einmal in den Hintergrund.

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Weil Xi und Modi wissen, dass sie die Spannungen nicht sofort beseitigen können, konzentrieren sie sich erst einmal auf das, was sich für beide Seiten am ehesten auszahlen dürfte: eine breitere Kooperation in der Wirtschaft.

Indiens marode Infrastruktur braucht dringend ausländische Investoren, China steht bereit. Vor dem Besuch hatte ein chinesischer Konsul davon gesprochen, dass Xi mit Investitionszusagen von mehr als 100 Milliarden Dollar im Gepäck anreise. Für Eisenbahnen, Industrieparks, Elektronik- und Mobilfunkindustrie. Das wäre dreimal so viel, wie Modi bei seinem jüngsten Besuch in Japan eingesammelt hat. Experten halten die Summe für überzogen, doch China ist offenkundig bemüht, die Japaner zu übertrumpfen.

Modi hat Erfahrungen mit China

Von dieser Rivalität profitiert Indien nun, das Investitionen braucht, um Modis versprochenen Aufbruch wahr zu machen. Zudem muss Indien neue Wege finden, um mit seinen Unternehmen in China stärker Fuß zu fassen. Indiens Handelsdefizit mit dem Nachbarn ist in zwölf Jahren von einer Milliarde auf nahezu 40 Milliarden Dollar gestiegen.

Modi reiste in seiner Zeit als Ministerpräsident von Gujarat fünfmal nach China. Er gilt als großer Bewunderer des chinesischen Wegs. Aber er arbeitet auch daran, die Beziehungen zu Japan zu verbessern, dessen Verhältnis zu China wegen territorialer Streitigkeiten belastet ist.

Chinas Präsident Xi Jinping (li.) und Indiens Regierungschef Narendra Modi in einem Ashram in Ahmedabad. (Foto: AFP)

Trotz aller Bemühungen um Harmonie gab es auch in dieser Woche Dissonanzen. Die Nachricht von einem neuen Abkommen Indiens mit Vietnam, wonach beide Länder neue Ölquellen im Südchinesischen Meer erschließen wollen, stieß auf Missfallen in Peking. China erhebt Ansprüche in dem Seegebiet und liegt mit mehreren südostasiatischen Nationen, vor allem den Philippinen und Vietnam, im Streit.

Streit um Grenze im Hochgebirge

Gleichzeitig weitet Peking seinen Einfluss im Indischen Ozean aus, dort wollen die Chinesen die alte maritime Seidenstraße wiederbeleben. Dahinter dürften auch strategische Interessen stehen, die Versorgungsrouten abzusichern. Delhi aber betrachtet die maritimen Pläne als Vorstoß in seine eigenen Einflusszonen.

Dass Xi zuvor Sri Lanka und die Malediven besucht hat und dort chinesische Investitionen einweihte, beunruhigt die Inder, die eine chinesische Dominanz fürchten. Nun ist die Rede davon, dass Delhi ein eigenes maritimes Programm auflegen will, um das Konzept der Chinesen zu durchkreuzen.

Auch oben im Gebirge ist von der viel beschworenen Harmonie nicht viel zu spüren. Im Himalaya streiten beide Staaten um den Grenzverlauf, eine Lösung gab es bislang nicht. Aber vielleicht geben Modi und Xi nun den entscheidenden Anstoß. Der wäre nötig, um die schönen Reden mit Taten zu untermauern.

© SZ vom 18.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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