China und Tibet:50 Jahre "Befreiung"

Vor 50 Jahren musste der Dalai Lama aus seiner Heimat Tibet nach Indien fliehen. Seitdem kämpft er für die Freiheit seines Volkes. Ein Rückblick in Bildern.

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Kinder schauen sich eine riesige Blumenskulptur an, die in Lhasa zum 50. Jahrestag der vermeintlichen Befreiung Tibets durch China errichtet wurde.

Staats- und Parteichef Hu Jintao sprach in Peking von einer "guten Situation" im heutigen Tibet, die mühsam errungen worden sei und geschätzt werden sollte.

Foto: dpa

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Die exiltibetische Regierung im indischen Dharamsala kritisierte die Feiern als "provokativ". Die Tibeter in der Welt und besonders in dem Hochland begingen den Jahrestag als "Tag der Trauer" - und stellten eine Polizeiaktion gegen protestierende Tibeter nach.

Seit dem Einmarsch der Volksbefreiungsarmee 1950 seien mehr als 1,2 Millionen Tibeter als Folge der kommunistischen Herrschaft ums Leben gekommen. Mehr als 6000 Klöster seien zerstört worden. Wenn die Tibeter wirklich zufrieden über die "Befreiung" wären, würden sie nicht über den Himalaya nach Indien fliehen oder ihr Leben riskieren, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren, hieß es in einer Erklärung.

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Der 14. Dalai Lama wird am 22. Februar 1940 im Alter von vier Jahren inthronisiert. Der Dalai Lama ist nach Auffassung der Buddhisten in Tibet die sich immer wiederholende Menschwerdung des Bodhisattva Avalokiteschwara und einer der beiden geistlichen Oberhäupter des früheren Mönchsstaates.

Zehn Jahre später, am 7. Oktober 1950 marschieren chinesische Truppen in Tibet ein und bereiten der Unabhängigkeit des "Schneelandes" ein Ende. Der bisherige Regent, der Lama Taktra Rimpoche, erklärt daraufhin den jungen Dalai Lama am 17. November 1950 für volljährig und führt den damals 15-Jährigen in seine Ämter ein - eine große Aufgabe für ein Kind.

Mit den chinesischen Besatzungstruppen kommt aber auch der neue Pantschen Lama nach Tibet, der in China geboren und erzogen wurde - den die Tibeter jedoch nie anerkennen.

Foto: AFP (Das Bild von Kanwal Krishna zeigt den jungen Dalai Lama.)

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Am 27. Mai 1951 kommt unter dem Druck der Bajonette ein Abkommen zustande, das Tibet Autonomie und freie Religionsausübung zusichert - gegen Stationierung chinesischer Truppen und Anerkennung des Pantschen Lama. Beide Lamas werden pro forma zu Vizepräsidenten des "Ständigen Ausschusses" des Parlaments in Peking gewählt. Daraufhin kehrt der Dalai Lama nach Lhasa zurück.

Doch schon wenige Monate später, am 9. September 1951, marschieren chinesische Truppen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa ein. Zuvor hatte eine tibetische Delegation in Peking einen umstrittenen Autonomievertrag unterzeichnet.

1959 erreichen die Aufstände der Tibeter gegen ihre Besatzer einen blutigen Höhepunkt. Am 10. März wird der Volksaufstand in Lhasa von chinesischen Sicherheitskräften blutig niedergeschlagen.

In wenigen Tagen sollen mehr als 10.000 Tibeter ermordet worden sein. Bis 1997 soll es im Kampf der Tibeter für Unabhängigkeit nach Angaben des Dalai Lama 1,2 Millionen Opfer gegeben haben.

Foto: AFP (Der Potala-Palast in Lhasa)

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Dem Dalai Lama selbst gelingt in den Märztagen des Jahres 1959 die Flucht aus seinem von chinesischen Truppen umzingelten Sommerpalast in Lhasa. Er flieht über die Berge nach Indien, wo er in Dharamsala nach demokratischen Regeln eine Exil-Regierung formt und die großen Klosteruniversitäten wieder aufbauen lässt.

Als geistliches und weltliches Oberhaupt leitete er fortan die Geschicke der rund 130.000 Exil-Tibeter, die im Laufe der Jahre nach Indien, Nepal, Bhutan, Kanada und in die Schweiz geflüchtet sind.

Foto: AP (Der Dalai Lama und seine Begleiter am vierten Tag auf der Flucht bei der Überquerung des Zsagola-Passes.)

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Fortan versteht sich der Dalai Lama im Exil als Hoffnungsträger für die entwurzelten Tibeter in aller Welt. Die Anhänger in seiner Heimat ruft er immer wieder - so an den Jahrestagen des Aufstandes von 1959 - zu gewaltlosem Widerstand auf. Mit Entwürfen für die innere Umgestaltung und Zukunft Tibets wendet er sich immer wieder an die Weltöffentlichkeit.

Foto: dpa (Eine Gruppe Tibeter aus dem Potala Palast, dem Sitz des Dalai Lama, ergibt sich Anfang Mai 1959 den chinesischen Truppen.)

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Am 9. September 1965 teilt China Tibet auf, schlägt etwa die Hälfte den chinesischen Nachbarprovinzen zu und ruft das verbliebene Restgebiet zur "Autonomen Region Tibet" aus.

Der Tod Maos im Jahre 1976 lässt den Dalai Lama einen kurzen Augenblick aufatmen: Ausdrücklich begrüßte er die langsame Verbesserung der Lage seiner Landsleute.

Foto: AP (Mao auf einem Bild von 1966)

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Am 20. Juni 1980 verkündet die Kommunistische Partei einen liberaleren Kurs. Das Religionsverbot in Tibet wird aufgehoben. Buddhistische Vereinigungen werden zugelassen. Politische Unterstützung aus dem Ausland erfährt der Dalai Lama jedoch nicht - aus Rücksicht auf China.

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Im Sommer 1988 wagt der Dalai Lama einen "mutigen Schritt" aus der internationalen Isolierung: Er zeigt sich in einem Fünf-Punkte-Plan, den er in Straßburg dem Europaparlament vorstellt, bereit, Chinas Oberherrschaft für ein Maximum an innerer Autonomie anzuerkennen.

Doch bereits ein Jahr später wird sein Land von neuerlichen schweren antichinesische Unruhen erschüttert. Die Folge: Im März 1989 wird das Kriegsrecht über Lhasa verhängt, geplante Gespäche mit China platzen, die Demokratiebewegung in China (Juni 1989) wird blutig niedergeschlagen.

Mit scharfem Protest reagiert Peking im Oktober 1990 auf das Treffen des deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit dem Dalai Lama. Eine diplomatische Anerkennung der Exilregierung ist dem Oberhaupt der Tibeter bislang jedoch versagt geblieben.

Foto: dpa (Eine Frau trauert am 50. Jahrestag des Aufstandes der Tibeter.)

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Am 10. Dezember 1989 erhält der Dalai Lama in Oslo den Friedensnobelpreis. Das Komitee begründet die Wahl mit dessen "konstruktiven und vorausschauenden Vorschlägen bei der Lösung internationaler Konflikte, Menschenrechtsfragen und globalen Umweltschutzproblemen".

Fünf Jahre später beschließt das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas ein Programm zur verstärkten Modernisierung Tibets.

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Im Mai 1995 erklärt der Dalai Lama den sechsjährigen Hirtenjungen Gendun Choekyi Nyima zur elften Wiedergeburt des Pantschen Lama, der zweithöchsten religiösen Autorität im tibetischen Buddhismus. Drei Tage später werden der Junge und seine Eltern von chinesischen Behörden verschleppt. Im November lässt Peking Gyanicain Norbu, den Sohn eines Parteimitglieds, als Pantschen Lama einsetzen.

Im September 2002 reisen erstmals seit langer Zeit persönliche Gesandte des Dalai Lama nach China und Tibet.

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Im September 2007 sorgt der Empfang des Dalai Lama von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für heftige Kritik in China.

Indes gehen die Proteste gegen die chinesische Herrschaft weiter und eskalieren im Mai 2008: Nach Angaben des Tibetischen Menschenrechtszentrums sterben bei den Aufständen mindestens 120 Menschen. Die chinesische Regierung spricht von 19 Toten.

Während eines Deutschlandbesuchs des Dalai Lama spricht Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) am 19. Mai 2008 als einziges Regierungsmitglied mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter.

Zu den Olympischen Spielen 2008 wird das olympische Feuer durch die tibetische Hauptstadt Lhasa getragen.

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Nach drei Treffen scheitern im November 2008 Gespräche zwischen der chinesischen Führung und Abgesandten des Dalai Lama endgültig. Bei einer Versammlung im indischen Dharamsala spricht sich die Mehrheit der 500 angereisten Exil-Tibeter für die Beibehaltung eines moderaten Kurses gegenüber China und Verhandlungen über eine Autonomie Tibets aus.

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Fünf Monate vor den Olympischen Spielen in Peking 2008 eskalieren die Protestaktionen gegen die chinesische Herrschaft in Tibet. Doch von dem brutalen Vorgehen der Polizei lassen sich Aktivisten und Mönche nicht einschüchtern.

Erst vor wenigen Wochen, am 27. Februar 2009, zündet sich in der Stadt Aba in der chinesischen Provinz Sichuan ein tibetischer Mönch aus Protest gegen ein Gebetsverbot selbst an.

Foto: AP

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