Süddeutsche Zeitung

Li Peng:Der "Schlächter von Peking" ist tot

Chinas Ex-Premier Li Peng galt als einer der Hauptverantwortlichen für das Tiananmen-Massaker 1989. Auch Jahre später verteidigte er den Einsatz gegen die Demokratiebewegung noch.

Von Lea Deuber, Peking

Der langjährige chinesische Spitzenpolitiker Li Peng ist mit 90 Jahren gestorben. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete am Dienstag, der frühere Ministerpräsident und Parlamentschef sei nach einer Erkrankung bereits am Montag gestorben. Der einflussreiche Hardliner stand lange an der Spitze der konservativen Fraktion der Kommunistischen Partei. Li war elf Jahre Regierungschef, dann fünf Jahre Parlamentschef.

Der Politiker ist in China vor allem mit dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens verbunden. Er galt als einer der Hauptverantwortlichen für die Niederschlagung der Demokratiebewegung am 4. Juni 1989, bei der hunderte Menschen starben.

Als im Mai 1989 der reformerische Parteichef Zhao Ziyang gestürzt wurde, war es Ministerpräsident Li, der in einer flammenden Rede das Kriegsrecht verhängte. Seine Rolle brachte ihm den Beinamen "Der Schlächter von Peking" ein. Er war das erste Mitglied der Parteiführung, das den Soldaten für ihren Einsatz dankte. Noch viele Jahre später verteidigte er den Militäreinsatz als richtig.

Auch aus seiner Abneigung für westliche Demokratie machte er nie einen Hehl. Nach 1989 verdeutlichte weniger Staats- und Parteichef Jiang Zemin als vielmehr Li Peng, dass die Partei in China über allem stehe. Li gehörte lange zu den meistverhassten Politikern des Landes. In einer amtlichen Würdigung lobte die Partei ihn am Dienstag hingegen für seinen "erhabenen moralischen Charakter und seinen feinen Stil". Er habe ein "glorreiches Leben" geführt und "dem Volk von ganzem Herzen gedient".

Im Laufe seiner Karriere war Li immer wieder vorzeitig abgeschrieben worden. Einst hatte er sich nur zögerlich hinter die wirtschaftlichen Reformen von Deng Xiaoping gestellt. 1993 verschwand er aufgrund einer Erkrankung für einige Monate. 1998 stand ihm laut Verfassung keine dritte Amtszeit mehr als Ministerpräsident zu. Viele sahen das Ende seiner Karriere. Li manövrierte aber den damaligen Parlamentschef ins Abseits und übernahm dessen Amt.

Wie in China üblich, sind auch seine Kinder in der Politik: Sein Sohn Li Xiaopeng ist Chinas Transportminister. Seine Tochter Li Xiaolin hat führende Posten in der Energieindustrie inne. 2014 geriet Lis Familie in die Kritik: Dokumente aus den so genannten Offshore-Leaks brachten seine Tochter mit Konten in Steueroasen in Verbindung.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4536394
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.07.2019/gal
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.