China:Grenzen des Wachstums

Die Wirtschaft schwächelt. Für die herrschenden Kommunisten ist das eine große Gefahr.

Von Christoph Giesen

Seit Wochen vergeht kaum ein Tag ohne schlechte Nachrichten aus China: Die Kurse an den Börsen in Shanghai und Shenzhen fallen, die Zement- und Stahlindustrie hat Überkapazitäten angehäuft, und nun ist der Export um elf Prozent eingebrochen. Auch die Importe sackten ab - um schwindelerregende 19 Prozent. Chinas Propaganda nennt das die "neue Normalität": Die zweistelligen Wachstumsraten gehörten zwar der Vergangenheit an. Die Volksrepublik werde aber weiterhin mit sechs bis sieben Prozent im Jahr wachsen. Sorgen müsse man sich freilich nicht machen.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Chinas Wachstumsmodell hat seine Grenzen erreicht. Für die herrschende Kommunistische Partei ist das eine große Herausforderung, schließlich gilt in China noch immer der Pakt zwischen Staatsführung und Bevölkerung: Wir kümmern uns um Wohlstand, ihr haltet die Klappe.

Nun bleiben der Kommunistischen Partei zwei Optionen: Entweder sie reformiert die Wirtschaft in Windeseile, bricht die Monopole der Staatskonzerne, zwingt Chinas Industrie, grüner und vor allem innovativer zu werden; oder aber sie kauft sich wieder einmal Zeit und steigert wie seit Jahren schon die Staatsausgaben, um das Wachstum künstlich aufrechtzuerhalten. Viele Städte und Präfekturen sind deshalb bereits überschuldet - ein Dilemma, aus dem sich China dann irgendwann nicht mehr befreien kann.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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