China:Drei Kinder pro Paar

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Aus Sorge um die Überalterung der Bevölkerung und in der Folge wirtschaftliche Stagnation will die chinesische Führung größere Familien erlauben. Seit 2016 darf jede Frau zwei Kinder bekommen, das hatte noch nicht zum erwünschten Effekt geführt.

Generationen sind ohne Geschwister aufgewachsen, seit 2016 sind zwei Kinder erlaubt. Bald sollen es drei sein. (Foto: Andy Wong/dpa)

China reagiert auf das Altern seiner Bevölkerung mit einem Wechsel der Familienpolitik. Verheirateten Paaren sei es künftig erlaubt, bis zu drei Kinder zu haben, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua am Montag nach einer Sitzung des Politbüros unter Leitung von Präsident Xi Jinping. Ziel sei es, "die Geburtenpolitik weiter zu optimieren". Von welchem Datum an die Erlaubnis für eine "Drei-Kinder-Familie" gelten soll, blieb zunächst offen. Erst 2016 hatte China die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik abgeschafft - in der Hoffnung, die Zahl der Babys zu erhöhen. Seither wurde offiziell eine Zwei-Kind-Politik vertreten. Auch soll das Renteneintrittsalter nun schrittweise angehoben werden. Details dazu wurden jedoch nicht genannt.

In den sozialen Medien reagierten viele Nutzer kühl auf die Pläne. Sie verwiesen auf die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten in den Städten, weshalb viele Paare auf Kinder ganz verzichten. "Ich bin bereit, drei Kinder zu haben, wenn Sie mir fünf Millionen Yuan (etwa 645 000 Euro) geben", schrieb ein Nutzer auf dem Kurznachrichtendienst Weibo. Der Kurswechsel solle mit "unterstützenden Maßnahmen einhergehen, die zur Verbesserung der Bevölkerungsstruktur unseres Landes beitragen", hieß es dem Xinhua-Bericht zufolge, Genaueres wurde nicht erklärt.

Nach jahrelanger Ein-Kind-Politik sieht sich China mit demografischen Herausforderungen konfrontiert. Die Einwohnerzahl im bevölkerungsreichsten Land der Welt nahm im vergangenen Jahrzehnt nur noch um 5,38 Prozent auf 1,41 Milliarden zu - das kleinste Plus seit den Fünfzigerjahren. Statistisch bekommt eine Frau 1,3 Kinder. China liegt damit auf dem Niveau von alternden Gesellschaften wie den Industrieländern Japan und Italien. Sollte der Trend anhalten, dürfte der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt ein Bevölkerungsrückgang bevorstehen. Die Zentralbank hat mehrfach auf die demografischen Veränderungen hingewiesen. Diese könnten zu wirtschaftlicher Stagnation, sinkender Sparquote und fallenden Vermögenspreisen führen, während das derzeitige Rentensystem schlecht auf den Alterungsprozess vorbereitet sei. Der Anteil der Menschen, die 65 Jahre und älter sind, lag im Jahr 2020 bei 13,5 Prozent, nachdem es 2010 nur 8,87 Prozent waren.

Die Rivalität mit den USA hat die Dringlichkeit für China erhöht, eine stärker innovationsgetriebene Wirtschaft aufzubauen. Unter Präsident Xi Jinpings zielt die Regierung darauf ab, die Abhängigkeit von ausländischen Märkten und Technologien zu verringern.

© SZ vom 01.06.2021 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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