Nach den Enthüllungen über chinesische Internierungslager für Uiguren in der autonomen Region Xinjiang reagiert die Regierung kurz angebunden. Auf einer Pressekonferenz in Peking sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Montag, es handele sich um "gemeine" und "ungeschickte" Versuche ausländischer Medien, das Thema aufzubauschen. Aus chinesischer Sicht sollen damit die Mühen und Erfolge der Anti-Terror- und Entradikalisierungsarbeit Chinas zerstört werden. China werde das nicht akzeptieren.
Das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) hatte unter Beteiligung der Süddeutschen Zeitung aufgedeckt, dass die chinesische Regierung Hunderttausende Uiguren in der Region Xinjiang in Lagern interniert, wo sie ihrer Religion abschwören und sich der Ideologie der Kommunistischen Partei unterwerfen sollen, auch von Züchtigungen ist die Rede.
Die chinesische Botschaft in London teilte als Reaktion auf die Recherchen mit, es gebe keine Internierungslager in Xinjiang. Die "Berufsbildungszentren" seien zur Terrorbekämpfung eingerichtet worden. Die chinesische Regierung hatte bislang behauptet, der Aufenthalt dort sei freiwillig. Tatsächlich aber, das zeigen die China Cables, werden die Lagerinsassen in der Regel mindestens ein Jahr inhaftiert.
Auf die internationalen Berichte reagieren die chinesischen Behörden mit Zensurmaßnahmen. Im chinesischen Netz wurden fast alle Hinweise auf die Recherchen des ICIJ gelöscht. Bei großen Suchmaschinen wie Baidu lässt sich unter dem Projektnamen "Chinacables" nichts finden. Auch in den größten sozialen Netzwerken Weibo und WeChat sind keine Hinweise auf die internationale Berichterstattung zu entdecken. Das gleiche gilt für die wichtigsten Nachrichtenseiten Chinas. Bei der Suche nach dem Begriff Xinjiang finden lediglich Reisebilder von Touristen aus der Region.