Chile:Mehr als tausend Festnahmen bei Protesten

Chile: Proteste in Santiago 2019

Brennende Busse, Autos und U-Bahnen: Am Wochenende eskalierten die Proteste weiter.

(Foto: AFP)
  • Bei Protesten und Plünderungen sind in Chile am Wochenende zehn Personen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt.
  • Nach einer erneuten Preiserhöhung der U-Bahntickets waren in der Hauptstadt Santiago vor etwa einer Woche massive Proteste ausgebrochen.
  • Inzwischen hat der chilenische Präsident die Preiserhöhung zurückgenommen - die Unruhen dauern jedoch an.

Trotz einer Kehrtwende der Regierung bei den U-Bahnticketpreisen dauern die gewaltsamen Proteste und Plünderungen in Chile an. Am Wochenende gab es Tote, Verletzte und Hunderte Festnahmen. Fünf Leichen wurden am Sonntag in einer geplünderten und in Brand gesetzten Kleiderfabrik in Santiago de Chile geborgen, wie die Feuerwehr mitteilte. Am Sonntagmorgen kamen in zwei Supermärkten der Hauptstadt zwei Frauen und ein Mann ebenfalls bei Bränden nach Plünderungen um. Zwei weitere Tote wurden in der ausgebrannten Halle einer Baumarktkette im Süden Santiagos aufgefunden, teilte Bürgermeisterin Karla Rubilar mit.

Bei den jüngsten Zwischenfällen wurden dem Innenministerium zufolge Dutzende Polizisten und Zivilisten verletzt. Staatsanwälte berichteten von fast 1500 festgenommenen Personen. Etwa 9400 Militärs wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums eingesetzt - damit patrouillierten zum ersten Mal seit der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet, die 1990 endete, Soldaten durch die Straßen von Santiago, um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen.

Am Sonntagabend war erneut eine Ausgangssperre in Santiago, Valparaíso, Concepción, Antofagasta und Coquimbo verhängt worden. In der chilenischen Hauptstadt hielten jedoch nach Beginn der Ausgangssperre die Kundgebungen an.

Insgesamt wurden 60 Supermärkte geplündert, viele weitere blieben geschlossen, teilte die Kette Walmart mit. Mindestens zwei Airlines ließen Flüge in die Hauptstadt Santiago ausfallen oder verschoben sie. Sonntag und Montag sollten davon mehr als 1400 Menschen betroffen sein. Schäden in Millionenhöhe entstanden, weil wütende Demonstranten Busse niederbrannten und Haltestellen, Regierungsgebäude und Geschäfte beschädigten.

Wegen der Proteste ließ Präsident Sebastián Piñera am Samstagabend seinen Plan fallen, die U-Bahntickets zu erhöhen. "Ich habe die Stimme meiner Mitbürger gehört", sagte der Präsident während seiner Ansprache. Bereits am Freitag waren nach Polizeiangaben 308 Menschen festgenommen und 156 Polizisten verletzt worden.

Die Proteste hatten sich vor knapp einer Woche entzündet, als die Fahrpreise der U-Bahn von 800 auf 830 Pesos angehoben wurden - umgerechnet eine Erhöhung von vier Euro-Cent. Auch die landesweite Erhöhung der Stromtarife um durchschnittlich zehn Prozent heizte den Unmut an. Es sind die schlimmsten Unruhen in Chile seit Jahrzehnten.

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