Chile:Hunderte demonstrieren trotz Notstandsverordnung

In der Hauptstadt Santiago löst die Polizei eine Versammlung mit Gewalt auf. Bei den seit einer Woche andauernden Unruhen starben bereits mehrere Menschen.

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Quelle: AFP

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Hunderte Demonstranten sind in der chilenischen Hauptstadt Santiago am Montag trotz eines Notstandserlasses wieder auf die Straße gegangen, um gegen soziale Missstände zu protestieren. Bei den gewalttätigen Protesten sind mindestens elf Menschen ums Leben gekommen. Die Leichen wurden in der Hauptstadt Santiago gefunden, unter anderem in ausgebrannten Supermärkten, einer Baumarktkette und einer Textilfabrik, wie die Behörden berichten.

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Die Polizei löste einen Marsch auf einer Hauptstraße unter Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas auf. Auf dem Bild sind die leeren Tränengas-Dosen zu sehen. Die Menge, meist Schüler, Studenten und Gewerkschaftsmitglieder, formierte sich aber an anderer Stelle neu.

Protest against Chile's state economic model in Santiago

Quelle: REUTERS

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Etwa 9400 Soldaten sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Einsatz. Insgesamt gab es bisher nach Angaben der Staatsanwaltschaft 1554 Festnahmen. Mehr als 110 Supermärkte und andere Einrichtungen wurden in verschiedenen Städten geplündert und mindestens 14 in Brand gesetzt, wie Innenminister Andrés Chadwick berichtete. Aufgrund der anhaltenden Unruhen und Proteste wurde den dritten Tag in Folge eine Ausgangssperre für Montagabend in Santiago de Chile, Valparaíso, Concepción und Antofagasta verhängt.

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Bilder dokumentieren, dass die Polizei mit Gummigeschossen auf Demonstranten zielt. Helfer kümmern sich um eine Frau, die von einem solchen Geschoss getroffen wurde und verletzt am Boden liegt.

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Quelle: AP

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"Wir sind im Krieg mit einem machtvollen und unerbittlichen Feind, der nichts und niemanden respektiert", hatte Staatschef Sebastián Piñera am Sonntagabend in einer vom Fernsehen übertragenen Rede gesagt. Das Ziel vieler Protestierender sei es, Geschäfte, Krankenhäuser und andere Gebäude in Brand zu setzen, um größtmöglichen Schaden anzurichten. Zugleich sagte er: "Ich habe die Stimme meiner Mitbürger gehört."

Piñeras Vorgängerin und jetzige UN-Kommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, kritisierte seine Aussagen: "Eine erhitzte Rhetorik wird nur die Lage verschlimmern." Bachelet forderte die Regierung auf, im Dialog mit der Gesellschaft Lösungen zu finden, die den Frieden wiederherstellten.

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Quelle: AFP

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Die Proteste hatten sich an einer Fahrpreiserhöhung für die U-Bahn in Santiago um vier Euro-Cent pro Ticket entzündet. Die Demonstrationen hielten am Montag in mehreren Städten noch an, obwohl Piñera die Maßnahme inzwischen zurückgezogen hat. Beobachtern zufolge entlädt sich in dem südamerikanischen Staat mit seinen 18 Millionen Einwohnern ein über Jahre aufgestauter Frust über die wachsende soziale Ungleichheit sowie über niedrige Renten und hohe Hürden für Arme beim Zugang zum Bildungssystem.

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Quelle: AP

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Chile ist seit Jahrzehnten wirtschaftlich stabil, große Ungleichheiten bestehen aber weiter. "Die Leute gehen demonstrieren, weil sie denken, dass die Regierung sich mehr um die Wohlhabenden kümmert", sagt Patricio Navia, Professor für lateinamerikanische Studien an einer New Yorker Universität. "Sozialprogramme helfen den sehr Armen, aber der Rest der Bevölkerung muss sehen, wo er bleibt: Sie sind nicht arm genug, um Regierungssubventionen zu erhalten, und nicht reich genug, um Steuergutschriften zu bekommen. Sie revoltieren, um sich Gehör zu verschaffen", sagt der Forscher.

Setzen sich die gewalttätigen Proteste fort, könnte auch die UN-Klimakonferenz in Chile vom 2. bis zum 13. Dezember beeinträchtigt werden. Zu dem Treffen reisen mehrere tausend Diplomaten, Aktivisten und Journalisten aus aller Welt nach Santiago.

© SZ.de/dpa/AP/aner/lalse
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