Vereinigte Staaten:Chicagos gefallener Stern

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Chicagos Bürgermeisterin Lori Lightfoot gesteht ihre Vorwahlniederlage ein, ihre Ehefrau Amy Eshleman spendet Applaus. (Foto: Charles Rex Arbogast/AP)

Lori Lightfoot war die erste schwarze und lesbische Bürgermeisterin der Metropole am Michigan-See - und landesweit enorm populär. Jetzt ist sie abgewählt worden, und zwei Männer fechten das Duell um die drittgrößte US-Stadt unter sich aus.

Von Peter Burghardt, Washington

Vor vier Jahren war sie ein neuer amerikanischer Politstar. Lori Lightfoot, Bürgermeisterin von Chicago, als erste schwarze und lesbische Frau. Im April 2019 gewann sie haushoch die Stichwahl, trat die Nachfolge von Barack Obamas früherem Stabschef Rahm Emanuel an und war einige Monate lang enorm populär. Jetzt, im Winter 2023, ist sie abgewählt worden, schon in der ersten Runde.

Den zweiten Wahlgang in der drittgrößten Stadt der USA bestreiten in einem Monat zwei Männer, Paul Vallas bekam fast 34 Prozent und Brandon Johnson 20 Prozent der Stimmen. Lori Lightfoot, 60 Jahre alt, sammelte nur 17 Prozent ein, sie ging unter in dem Feld der neun Kandidatinnen und Kandidaten, die allesamt den Demokraten angehören oder ihnen nahestehen.

Seit 1983 hatte diesen Posten niemand mehr nach nur einer Amtszeit verloren, jetzt ist es wieder so weit. "Wir wissen, dass man im Leben am Ende nicht immer die Schlacht gewinnt. Aber man bereut es nie, es mit den Mächtigen aufgenommen und das Licht gebracht zu haben", sagte sie bei ihrer Wahlparty in der Nacht zum Mittwoch. Sie werde "unserem nächsten Bürgermeister die Daumen drücken und dafür beten, dass er sich in den kommenden Jahren für die Menschen in dieser Stadt einsetzt. Ich stehe hier mit erhobenem Haupt und einem Herzen voller Dankbarkeit."

Die Wähler wünschen sich offenbar keine progressive Demokratin

Sie hatte erlebt, wie schnell die Stimmung kippen kann. Ihre Rolle als Shootingstar war Lori Lightfoot nach ihrem Sieg damals bald los, denn 2020 kam die Pandemie und erfasste auch Chicago mit seiner weltberühmten Innenstadt. Die Kriminalität, einst übles Markenzeichen der Metropole am Michigansee, nahm zu. Die Magnificent Mile im Zentrum wurde im August 2020 geplündert, nachdem die Polizei im Viertel Englewood einen jungen Schwarzen angeschossen hatte. Bei einer Schießerei dann im Mai 2022 starben zwei Menschen, andere wurden verletzt.

Die Mordrate ging zwar seit 2021 wieder zurück, Chicago liegt da deutlich hinter Brennpunkten wie St. Louis oder Baltimore. Aber die Zahl der Verbrechen ist immer noch um ein Drittel höher als 2019, und weite Teile der Wählerschaft machen dafür offensichtlich sie verantwortlich, die Bürgermeisterin. Sie wünschen sich vorerst keine progressive Demokratin, die in dieser demokratischen Hochburg vorher so beliebt gewesen war. Viele der mehr als 500 000 Menschen, die eine gültige Stimme abgaben, scheinen derzeit eher auf einen starken Mann zu hoffen. Zumal der Amtsinhaberin Lightfoot der Ruf anhängt, mit ihrer Persönlichkeit zu spalten, statt politische Koalitionen zu pflegen. Obwohl ihre Anhänger ihren Einsatz für Gleichheit und weniger begüterte Gegenden nach wie vor schätzen.

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Gewalt ist seit der Virenwelle und ihren Folgen wieder zum großen Wahlkampfthema geworden, das war auch in anderen liberalen Städten wie New York zu beobachten. Nach dem Mord von Polizisten an George Floyd hatten linke Kreise verlangt, der Polizei die Mittel zu kürzen, aber diese Forderung ist kaum mehrheitsfähig.

Auch Johnson, der linkere der beiden Kandidaten, die nun Anfang April in das Duell um Chicago gehen, hat sich davon abgewandt. "Unabhängig davon, wo Sie leben und wie Sie aussehen, haben Sie ein besseres, stärkeres und sichereres Chicago verdient", sagte der Pädagoge, der von der mächtigen Lehrergewerkschaft unterstützt wird. Die Leute wollten einen Krisenmanager, meint sein Rivale Vallas, der einzige weiße Bewerber, hinter dem die Polizeigewerkschaft steht: "Wir werden Chicago zur sichersten Stadt in Amerika machen."

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