Chavez und Ahmadinedschad:Skurrile Nähe

Energiemächte und Gegner der USA: Mahmud Ahmadinedschad und Venezuelas Präsident Hugo Chavez verbindet mehr als Politikfolklore. Es geht um Strategie und Macht.

Peter Burghardt

Von Venezuela nach Iran ist es nicht der nächste Weg, doch zwischen Hugo Chavez und Mahmud Ahmadinedschad hat sich eine skurrile Nähe entwickelt. Die Länder in Südamerika und dem Mittleren Osten verbinden inzwischen sogar Linienflüge, und nun gab der Mann aus Caracas wieder dem Mann aus Teheran die Ehre.

Mahmud Ahmadinedschad mit Hugo Chavez (Foto: Foto: dpa)

Ahmadinedschad hat in der westlichen Welt eher wenig Anhänger, noch dazu seit seinem umstrittenen Wahlsieg. Aber Chavez bleibt ihm treu, er war einer der ersten Gratulanten und jetzt einer der ersten Besucher nach dem blutigen Erfolg gegen die Opposition.

Die Freundschaft zweier Autokraten geht über Politfolklore hinaus, dahinter steckt Strategie. Beide Staaten sind erstens Gegner der USA und zweitens Energiemächte. Beide haben viel Öl und Einfluss in der Opec, beide machen damit Politik.

Und Chavez unterstützt Ahmadinedschad bei einem geheimnisvollen Atomprogramm, das nicht nur Washington und Tel Aviv erschreckt. Gleichzeitig fasst Iran wie Russland und China in dem an Bodenschätzen reichen Lateinamerika Fuß, was den USA nicht gefällt und Israel auch nicht.

Die Sorgen vor dem Caudillo von der Karibik sind einerseits berechtigt: Chavez zeigt bei seinem sogenannten Sozialismus des 21. Jahrhunderts ein zunehmend egomanes Verständnis von Demokratie und Pressefreiheit, auch das vereint ihn mit dem Partner Ahmadinedschad.

Außerdem beteiligt er sich mit umfangreichen Waffenkäufen in Russland an einem Rüstungswettlauf, der den Norden Südamerikas immer explosiver macht. Andererseits wäre es trotzdem ein Fehler, Chavez zu isolieren. Und noch fließt das allermeiste Öl Venezuelas wie gehabt Richtung USA.

© SZ vom 07.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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