Süddeutsche Zeitung

Chávez über Weihnachten:"Eine kapitalistische Verrücktheit"

Staatschef Hugo Chávez lässt keine Gelegenheit aus, um über den "kapitalistischen Westen" herzuziehen. Der Anlass diesmal: Weihnachten.

Weihnachten, wie es sein sollte, hat bei Hugo Chávez offensichtlich nichts mit Geschenken zu tun. Venezuelas Staatschef hat nun seine Landsleute aufgefordert, ihren Kindern zu Heiligabend statt mit Geschenken lieber mit Geschichten über den Nationalhelden Simon Bolivar eine Freude zu machen.

Es sei eine "kapitalistische Verrücktheit", zu Weihnachten massenweise Geschenke zu verteilen, die "uns unsere geistigen Werte verlieren lässt", sagte Chávez am Mittwochabend bei einem vom Staatsfernsehen übertragenen öffentlichen Auftritt. "Lasst uns das stoppen!"

Eltern sollten keine Spielzeuge verschenken, zu deren Kauf sie "praktisch gezwungen" seien. "Lasst uns mit unseren Kindern hinsetzen und ihnen Geschichten vorlesen von Bolivar, vom Vaterland", rief der linksgerichtete Präsident die Venezolaner auf.

Chávez ist schon seit Jahren für bemerkenswerte Äußerungen bekannt. Einige sorgten auch schon für internationale Eklats.

Seinen Ärger über den damaligen US-Präsidenten George W. Buch machte Chávez vor der UN-Generalversammlung Luft. Am 20. September 2006 sagte er in seiner Jahresansprache vor den Delegierten: "Der Teufel war gestern hier und es riecht hier immer noch nach Schwefel" - eine Anspielung auf Bushs Auftritt am Tag zuvor. Bush habe geredet, "als ob die Welt ihm gehöre", wetterte der Präsident. Bei manchen Delegierten stieß er damit auf Zustimmung; einige lachten über seinen Satan-Vergleich. Doch in den USA fand Chávez kein Gehör - die US-Delegation war seiner Rede von vorneherein fern geblieben.

Auch im Konflikt mit dem Rivalen Kolumbien nahm Chávez selten ein Blatt vor den Mund. Dramatisch spitzte sich die Lage im März 2008 zu. Das kolumbianische Militär hatte ein Lager der kolumbianischen Aufständischenmiliz Farc zerbombt - im benachbarten Ecuador.

Chavez ergriff sofort Partei für den ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa und befahl, einige tausend Soldaten an der Grenze zu Kolumbien aufrücken zu lassen: "Herr Verteidigungsminister, mobilisieren Sie mir sofort zehn Bataillone an der Grenze zu Kolumbien, Panzer-Bataillone. Und machen Sie die Luftwaffe startklar." Trotz Chávez' Kriegsbefehl kam es nicht zum Eklat. Der kolumbianische Präsident Alvaro Uribe entschuldigte sich bei seinem ecuadorianischen Kollegen.

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