Chaos in Simbabwe:USA und Kenia rufen UN an

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Kurz vor der Stichwahl zwischen Präsident Mugabe und Herausforderer Tvangirai sind in Simbabwe erneut mehrere Menschen getötet worden. Angesichts der Krise mehren sich die Forderungen nach einem Eingreifen von außen.

Angesichts der eskalierenden Gewalt in Simbabwe vor der Stichwahl um das Präsidentenamt mehren sich die Forderungen nach einem Eingreifen von außen.

"No more Mugabe" ("Weg mit Mugabe") forderte eine Aufschrift über Wahlplakaten bereits im April - doch auch wenige Tage vor der Präsidentenstichwahl ist unklar, ob es dazu kommen wird. (Foto: Foto: dpa)

Nach Angaben der Opposition wurden am Donnerstag erneut Leichen von vier entführten Jugendlichen gefunden. Damit seien seit dem ersten Wahlgang am 29. März bereits mehr als 70 Anhänger der oppositionellen MDC ums Leben gekommen.

Wie die britische BBC berichtete, wurde auch die Frau des oppositionellen Bürgermeisters von Harare getötet. Ihre verbrannte Leiche sei ebenfalls gefunden worden. Die ZANU(PF)-Partei von Präsident Robert Mugabe machte die Opposition selbst für die Gewalt verantwortlich.

Während die USA den Weltsicherheitsrat aufforderten, sich mit der Lage in dem afrikanischen Krisenstaat zu beschäftigen, forderte Kenias Regierungschef Raila Odinga bei einem Besuch in Washington die Entsendung internationaler Friedenstruppen.

"Schandfleck in Afrika"

Am Rande eines Treffens mit US-Außenministerin Condoleezza Rice nannte Odinga Präsident Mugabe "beschämend" für Afrika. Die bevorstehende Stichwahl bezeichnete er als "Schwindel". Simbabwe bleibe "ein Schandfleck auf dem afrikanischen Kontinent". Rice sagte mit Blick auf gewaltsame Einschüchterungen von Oppositionsanhängern vor der Stichwahl, die USA seien sehr besorgt.

Die Stichwahl zwischen Amtsinhaber Mugabe und seinem Herausforderer Morgan Tsvangirai von der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) ist für den 27. Juni geplant.

"Wenn man sich die politische und humanitäre Situation anschaut, ist klar: Das ist ein Land in der Krise", sagte der amtierende Ratspräsident, der amerikanische UN-Botschafter Zalmay Khalilzad, in New York.

Die Mehrheit des 15-köpfigen höchsten Gremiums der Vereinten Nationen unterstütze eine Sitzung zu Simbabwe, von einigen Mitgliedern gebe es jedoch noch Widerstand, sagte Khalilzad. Ein Termin für die Sitzung steht deshalb noch nicht fest.

Die südafrikanische Oppositionspolitikerin Patricia de Lille erklärte nach einem Besuch in Simbabwe, die Situation ähnele einem Bürgerkrieg. Der regionale Staatenverbund SADC müsse dringend einen Krisengipfel einberufen. Freie und faire Wahlen seien nicht möglich. Zudem gebe es zu wenig Wahlbeobachter.

Keine Werbespots für Tsvangirai

Die Zeitung Business Day berichtete, Südafrikas Präsident Thabo Mbeki habe am Vortag Mugabe und Tsvangirai zur Absage der Stichwahl und der Bildung einer Koalitionsregierung bewegen wollen. Die MDC mache aber ein Eingeständnis Mugabes, die Wahl verloren zu haben, zur Vorbedingung.

Der staatliche simbabwische Rundfunk kündigte unterdessen an, keine Werbespots für Tsvangirai mehr auszustrahlen. Justizminister Patrick Chinamas betonte im südafrikanischen Rundfunk, die MDC erhalte in ausländischen Medien bereits genug Beachtung.

In Harare erschien am Donnerstag der seit einer Woche unter dem Vorwurf des Hochverrats inhaftierte MDC-Generalsekretär Tendai Biti vor Gericht. Ihm droht die Todesstrafe. Seine Anwälte brachten zunächst Beschwerden gegen seine Polizeihaft vor. Unklar ist, wann mit einer offiziellen Anklageerhebung zu rechnen ist.

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