Und dann passiert es tatsächlich. Der Mann, der gerade noch im Begriff war, die Haustür aufzusperren, zieht den Schlüssel wieder aus dem Schloss, geht auf Chan-jo Jun zu und bleibt neben ihm stehen. Pilotenbrille mit Goldrand, Armbändchen rechts und links, eine sanftgrüne Kluft irgendwo zwischen OP-Kittel und Yogameister. "Darf ich Ihnen etwas sagen?", fragt der Mann und redet einfach weiter, ohne die Antwort abzuwarten: "Ich bin ein ganz, ganz großer Fan von Ihnen. Ich bin der, der auf Twitter unter Ihre Beiträge immer Danke, Danke, Danke schreibt." Wie schön, sich einmal persönlich zu begegnen. Und überhaupt: "Alles, alles Gute. Von Herzen."
Hass im Internet:"Twitter ist ein Schlachtfeld"
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Am vergangenen Samstag, kurz vor dem Schlafengehen, hat Chan-jo Jun die Häkchen gesetzt und sein Konto bei Twitter deaktiviert. "Ich mag nicht mehr", hat er davor noch geschrieben.
(Foto: Dado Ruvic/REUTERS)Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun hat nie verstanden, warum der Staat so wenig gegen Hass und Hetze im Internet tut. Nach dem Suizid einer Ärztin hat er sich jetzt erst mal ausgeklinkt, er will nachdenken. Offline.
Von Ralf Wiegand
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