Süddeutsche Zeitung

Cebit:Zu spät

Die Macher der Messe haben lange nicht erkannt, dass die Digitalisierung keine Randerscheinung ist, die man auf einer einzigen Messe abfeiern kann.

Von Helmut Martin-Jung

Ist Deutschland noch zu retten? Zu dieser Einschätzung könnte man leicht kommen angesichts der Nachricht, dass die Computermesse Cebit mangels Interesse eingestellt wird. Eigentlich aber ist diese eine gute Botschaft, denn sie zeigt, dass die Digitalisierung keine Randerscheinung mehr ist, die man auf einer Messe en bloc abfeiert - und sei die noch so groß. Digitalisierung erfasst alle Lebensbereiche, da ergibt es keinen Sinn mehr, das auf einer einzigen Veranstaltung abbilden zu wollen.

Dass sie diese Entwicklung nicht haben kommen sehen, muss man den Veranstaltern als Versäumnis anrechnen. Die Zahl der Besucher und Aussteller ist ja seit dem Rekordjahr 2001 ständig zurückgegangen, obwohl gleichzeitig die Welt zunehmend digitaler geworden ist. Der in diesem Jahr unternommene Versuch, die Cebit neu auszurichten, als eine Art Digitalfestival mit Vorträgen und auch etwas Spaß, kam einfach zu spät.

Um sich zu etablieren, hätte es mehr Zeit gebraucht. Doch die gab es nicht. So ist der Trend nach unten nicht mehr zu stoppen, die Buchungen für die Cebit 2019 waren zu schwach. Inhaltlich passende Teile der Cebit zurück in die HannoverMesse zu verpflanzen, ergibt Sinn und hat Aussicht auf Erfolg. Schwierig wird es dagegen werden, spezialisierte Fachmessen zu etablieren.

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Quelle:
SZ vom 29.11.2018
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