Süddeutsche Zeitung

Bewerbung um den CDU-Vorsitz:Heimspiel für Kramp-Karrenbauer

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Von Susanne Höll, Idar-Oberstein

Man hätte meinen können, diese zweite CDU-Regionalkonferenz wäre ein Heimspiel für Annegret Kramp-Karrenbauer. Schließlich trifft man sich im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein, gerade mal ein paar Dutzend Kilometer vom Saarland entfernt. Dort hatte Kramp-Karrenbauer so gut wie jedes Ministeramt inne, war Regierungschefin und wird in ihrer Heimat heutzutage geradezu verehrt. Mit großen Bussen sind ihre Landsleute am Dienstagabend angereist, 500 etwa, um die Generalsekretärin beim Wettkampf um den CDU-Vorsitz kräftig zu feiern.

Die Saarländer sind früh gekommen, sitzen vorn in der großen Messehalle. Rheinländer, Pfälzer, Hessen und sogar ein paar Parteimitglieder aus Luxemburg sitzen in den hinteren Reihen. Nimmt man den Applaus und die Äußerungen der insgesamt etwa 1000 Teilnehmer zum Maßstab für eine Prognose, so lässt sich sagen: Auf dem Hamburger Parteitag werden sich Kramp-Karrenbauer und der frühere Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz ein Duell um die Nachfolge von Angela Merkel liefern. Gesundheitsminister Jens Spahn wird den beiden gewiss nicht gefährlich werden.

Der Beifall für den Minister war, nun ja, bestenfalls freundlich. Spahn erinnert in der Vorstellungsrunde - man ist schließlich in Rheinland-Pfalz - an Altkanzler Helmut Kohl, der mit 39 Jahren Ministerpräsident wurde und als Chef der Bundes-CDU die Partei grundlegend umbaute. Sein Hinweis, dass er, der 38- Jährige sich natürlich nicht mit Kohl vergleichen wolle, weckt keine bedeutsamen Reaktionen in der Halle. Auch nicht seine wiederholte, innerparteilich umstrittene Forderung, den Migrationspakt der Vereinten Nationen zum Thema auf dem Hamburger Parteitag zu machen.

Kramp-Karrenbauer geht es oft im Details

Rente, Pflege, Europa, gesundes Essen, die Zukunft der Bundeswehr, Diesel-Fahrverbote - die drei Kandidaten beantworten die Fragen der Basis. Merz zieht gern ganz große Linien, regt eine Debatte über größere Steuerfinanzierung der sozialen Sicherungssysteme an. Kramp-Karrenbauer geht es oft im Details. In großen Fragen, etwa der Rolle Europas, sind sie sich einig. Hartz IV will keiner abschaffen, die Generalsekretärin weist aber darauf hin, dass man mehr tun kann und muss für Kinder aus armen Familien.

Gut zwei Stunden wird gefragt und geantwortet, die Leute hören konzentriert zu, haben, wie Spahn sagen wird, Spaß an ihrer Partei und diesen Debatten. Das Interesse der Basis war riesengroß. Ursprünglich sollte das Treffen in Mainz stattfinden, die Halle dort hätte nur aber gut 1000 Leute fassen können. Zur Freude der Saarländer und zum Leidwesen mancher Rheinländer buchte man die Messehalle im Hunsrück. Alle gehen sehr höflich miteinander um, man adressiert sich als "liebe Annegret" und als "lieber Friedrich".

Die CDU-Landeschefin von Rheinland-Pfalz und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, sozusagen Gastgeberin in Idar-Oberstein, hatte sich eine lebhafte und faire Debatte erbeten. So sollte es auch kommen. Ihr zweiter Wunsch wird aber nicht in Erfüllung gehen. "Wir brauchen Euch drei gemeinsam. Ihr drei macht die Volkspartei CDU aus", rief die den Kandidaten zu. Deren Pläne aber sind klar: Merz und Kramp-Karrenbauer wollen den CDU-Vorsitz. Wer immer unterliegt, wird sich aus der aktiven Politik verabschieden, wenn auch nicht von der Partei.

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