Süddeutsche Zeitung

Neuer CDU-Vorsitzender:Warum der AfD Laschets Wahl entgegenkommt

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In der AfD ist man erleichtert, dass nicht der konservativere Merz das Rennen gemacht hat. Denn der hätte die Partei bei den kommenden Landtagswahlen im Osten vielleicht Stimmen gekostet.

Von Jens Schneider

So zerstritten die Spitze der AfD auch sein mag, und sie ist äußerst zerstritten, beim Blick auf die CDU ist sie sich einig: Die Wahl von Armin Laschet zum CDU-Vorsitzenden komme ihnen sehr entgegen, erklären etwa die beiden AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen und Tino Chrupalla.

Was sie nicht so deutlich sagen: Bei einem Erfolg von Friedrich Merz hätten sie zwar nach außen behauptet, dass der für sie auch keine Gefahr wäre, aber tatsächlich einige Befürchtungen gehabt. Der dezidiert konservative Christdemokrat kommt gerade in Ostdeutschland gut an, wo in diesem Jahr auch wichtige Landtagswahlen anstehen und die AfD besonders stark ist. So hatte man Sorgen, dass die CDU mit ihm an der Spitze zumindest einen Teil der potenziellen AfD-Wähler überzeugen könnte.

Nun gibt es nach der Wahl Laschets die erwartbaren Aussagen. "Schlechte Nachrichten für Deutschland: Jetzt wird weitergemerkelt!" So formuliert es Jörg Meuthen, der erste Bundesvorsitzende, und weiter: "Das sorgt zumindest für klare Verhältnisse, denn bei Herrn Laschet kommt erst gar niemand auf die Idee, er würde die Union zurück ins konservative Lager führen." In seiner Diktion heißt es, die AfD bleibe damit "die einzig konservative Partei" in Deutschland. Das Ziel ist klar: Laschet steht für Kontinuität, er will auch verbal keinen Bruch mit der Politik Angela Merkels. Hinter dem Slogan "Merkel muss weg" kann sich die disparate Partei immer noch vereinen.

Aktuell steht die AfD in Umfragen schwach da, ihre Haltung zur Corona-Pandemie befremdet selbst viele ihrer Anhänger, die zum Teil auch einen harten Lockdown befürworten. Sie sucht eine Perspektive für die Bundestagswahl und will sich als Gegengewicht zum ideologischen Hauptgegner vieler ihrer Anhänger positionieren - den Grünen. Also erklärt Meuthens Co-Vorsitzender Chrupalla, die CDU nehme mit Laschet "Kurs auf eine Koalition mit den Grünen".

Aber das hätten sie auch sonst gesagt. Alles bleibe, wie es ist, und werde in einer Koalition mit den Grünen noch schlimmer, schrieb die stellvertretende Bundesvorsitzende Beatrix von Storch, um dann anzufügen: "Bei Merz und Röttgen wäre es auch so. Insofern: egal".

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