Wolfgang Schäuble empfiehlt seiner Partei, erst gegen Jahresende oder im kommenden Jahr über Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur zu entscheiden. "Jedem, der mich fragt, rate ich: Wir müssen jetzt über die inhaltliche Positionierung der CDU sprechen, über das Grundsatzprogramm und erst danach die Personalfrage klären. Das reicht Ende des Jahres oder Anfang des kommenden Jahres völlig aus", sagte der Bundestagspräsident dem Handelsblatt.
Schäuble widerspricht CSU-Chef Markus Söder, der geraten hatte, jetzt zügig über den CDU-Vorsitz zu entscheiden und erst später gemeinsam mit der Schwesterpartei über den Kanzlerkandidaten. Zu Söders Plan sagte Schäuble: "Das ist nun genau das Gegenteil von dem, was Frau Kramp-Karrenbauer vorgeschlagen hat. Ich werbe dafür, am ursprünglich besprochenen Fahrplan der CDU-Gremien festzuhalten." Ansonsten habe die CDU demnächst einen neuen Chef, aber das grundlegende Problem, dass aktuell Parteivorsitz und Kanzleramt getrennt sind, werde nicht gelöst. Die scheidende CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte beklagt, dass sich diese Trennung nicht bewährt habe.
Die von den möglichen CDU-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten Armin Laschet, Friedrich Merz und Jens Spahn ins Spiel gebrachte sogenannte Teamlösung sieht Schäuble als Vorschlag zu Befriedung. "Dahinter verbirgt sich der Wunsch, Personalstreit zu vermeiden." Nur "konnte man sich aber wohl nicht darauf einigen, wer das Team anführt", so Schäuble weiter. Eine Empfehlung für den Parteivorsitz wollte er in dem Interview nicht abgeben. An diesem Montag beraten in Berlin die CDU-Führungsgremien über den Personalstreit und den weiteren Fahrplan.