Der frühere Unions-Fraktionschef Friedrich Merz hat offiziell seine Kandidatur für den CDU-Bundesvorsitz erklärt. Punkten will er mit einer ungewöhnlichen Teamlösung für das Amt des Generalsekretärs. Der 66-Jährige will den früheren Berliner Sozialsenator Mario Czaja zum Generalsekretär zu machen - und zudem den neuen Posten einer stellvertretenden Generalsekretärin schaffen. Dafür hat Merz die bisherige baden-württembergische Kommunalpolitikerin Christina Stumpp ausgewählt. Beide Kandidaten an Merz' Seite hatten bei der Bundestagswahl ihren Wahlkreis direkt gewonnen.
Merz kandidiert zum dritten Mal in Folge als Parteichef, zwei Mal hat er bisher verloren. Er sieht nun aber eine andere Ausgangslage. "Dieses Mal ist fast alles anders", sagte er am Dienstag. Dieses Mal würden die Mitglieder beteiligt und die CDU sei ziemlich sicher in der Opposition. Merz betonte außerdem: "Es wird mit mir keinen Rechtsruck in der Union geben."
Im Gegensatz zum konservativen Merz ist sein Kandidat für den Posten des Generalsekretärs erklärtes Mitglied der Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA). Mario Czaja hatte Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) bei der Wahl am 26. September überraschend im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf das Direktmandat abgenommen. Seit 1993 war er in der Berliner Kommunalpolitik aktiv. 1999 gewann Czaja im Wahlkreis Kaulsdorf-Mahlsdorf das Direktmandat bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus.
Von 2011 bis 2016 arbeitete Czaja als Senator für Gesundheit und Soziales in der Hauptstadt - nach mehr als zehn Jahren als gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Der gelernte Versicherungskaufmann schloss 2010 ein berufsbegleitendes Betriebswirtschaftsstudium ab. Ehrenamtlich ist er seit November 2018 Präsident des Deutschen Roten Kreuzes Berlin. Czaja ist verheiratet und hat eine Tochter.
34-Jährige soll stellvertretende Generalsekretärin werden
Auch Christina Stumpp, die am Dienstag 34 Jahre alt wurde, hat bei der Bundestagswahl in ihrem Wahlkreis Waiblingen das Direktmandat geholt. In Berlin ist die Politikerin bisher weitgehend unbekannt. In Baden-Württemberg hat sie viel Erfahrung in der Kommunal- und Landespolitik gesammelt.
Nach eigenen Angaben ist Stumpp stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Rems-Murr und stellvertretende Vorsitzende der CDU in der Region Stuttgart. Nach einem Studium im Steuerrecht arbeitete sie in der Stadtverwaltung Waiblingen, später im dortigen Finanzamt. Seit 2012 war Stumpp in mehreren baden-württembergischen Ministerien tätig, zuletzt als persönliche Referentin des Landwirtschaftsministers Peter Hauk. Stumpp ist verheiratet und hat einen Sohn.
Am Mittwoch läuft die Nominierungsfrist aus
Neben Merz und seinem Team sind auch der Außenpolitiker Norbert Röttgen, der wie Merz aus Nordrhein-Westfalen kommt, und der bisherige Kanzleramtschef Helge Braun aus Hessen im Rennen um den CDU-Vorsitz. Nach der Niederlage bei der Bundestagswahl will die Partei im Dezember erstmals die Mitglieder befragen, wer neuer Parteichef und damit Nachfolger von Armin Laschet werden soll. Antreten kann nur, wer von einem Landes-, Bezirks- oder Kreisverband oder einer der CDU-Bundesvereinigungen nominiert wird.
Die Nominierungsfrist läuft am Mittwoch aus. Erhält keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit, folgt ab dem 29. Dezember eine Stichwahl der beiden Erstplatzierten. Nach der Befragung der Basis will die CDU die neue Parteispitze auf einem Bundesparteitag im Januar wählen.