CDU-Vorsitz:"Wir bilden eine breite Palette ab"

CDU-Vorsitz: Friedrich Merz und sein Team: Christina Stumpp und Mario Czaja sollen den 66-Jährigen unterstützen.

Friedrich Merz und sein Team: Christina Stumpp und Mario Czaja sollen den 66-Jährigen unterstützen.

(Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP)

Friedrich Merz gibt sich bei der Verkündung seiner Kandidatur in Berlin betont moderat. Für sein Führungsteam präsentiert er überraschende Kandidaten.

Von Boris Herrmann und Robert Roßmann, Berlin

Es ist schon auf den ersten Blick zu sehen: Da scheint jemand Großes vorzuhaben. Friedrich Merz hat zur Verkündung seiner Kandidatur für den CDU-Vorsitz geladen. Und er begnügt sich dabei nicht, wie etwa sein Konkurrent Norbert Röttgen, mit dem Saal der Bundespressekonferenz - dem bewährten Ort für derartige Anlässe. Der Kandidat Merz präsentiert sich der Öffentlichkeit im Nebenbau eines Konferenzhotels in Berlin-Neukölln, in einer Halle, die groß genug wäre, um darin ganze Parteitage auszurichten. Es ist sein dritter Anlauf binnen drei Jahren. Diesmal muss es klappen, diesmal wird nicht gekleckert.

Gleich kann es losgehen. Auf einer professionell ausgeleuchteten Showbühne in dem Hotel, in dem sonst Doppelgänger von Abba, Elvis und Tina Turner auftreten, steht diesmal ein Rednerpult mit der Aufschrift #TEAMCDU. Und auf dem Pult stehen drei gut gefüllte Wassergläser bereit. Musik wird eingespielt, die Spannung steigt.

Um 15.03 Uhr stellen sich dann Friedrich Merz, Christina Stumpp und Mario Czaja hinter die Wassergläser. Merz zeigt zunächst einmal, dass man auch im Alter von 66 Jahren noch ein klein wenig Lampenfieber haben kann. Als er neben das Pult tritt und in das Mikrofon seines Headsets spricht, begrüßt er die Zuschauer hier "in Ostberlin". Die Showbühne steht aber im früheren Westteil der Stadt.

Christina Stumpp kommt jedenfalls aus dem Süden, die frühere Kommunalpolitikerin aus Baden-Württemberg sitzt seit wenigen Wochen im Bundestag und feiert an diesem Tag ihren 34. Geburtstag. Aber das ist natürlich nicht der Grund, weshalb sie jetzt hier steht. Unter einem CDU-Chef Merz soll sie stellvertretende Generalsekretärin werden, ein Posten, den es bislang nicht gibt, den Merz aber für sie schaffen will. Den früheren Berliner Sozialsenator Mario Czaja, 46, will er zu Stumpps Vorgesetztem, also zum Generalsekretär machen. "Wir bilden eine breite Palette ab", sagt Merz, danach habe er die beiden ausgesucht. Stumpp komme aus dem Süden, er aus dem Nordwesten und Czaja aus dem Osten.

Es werde keinen Rechtsruck geben, verspricht Merz

Mit der Wahl seiner Generalsekretärskandidaten ist Merz eine Überraschung gelungen: Die beiden hatte niemand auf dem Zettel. Bei Stumpp mussten die meisten im Saal sogar erst einmal googeln, wer das ist.

"Es wird mit mir hier keinen Rechtsruck in der Union geben", verspricht Merz. Die CDU sei in ihrer künftigen Oppositionsrolle in einer schwierigen Lage. Es gehe jetzt nicht nur darum, die anstehenden Landtagswahlen zu gewinnen. Die CDU müsse sich zudem inhaltlich neu aufstellen, dabei werde es auch um das Thema soziale Gerechtigkeit gehen. Das soll die Wahl von Czaja zeigen. Er war nicht nur fünf Jahre lang Senator für Gesundheit und Soziales in der Hauptstadt. Er ist auch Mitglied im Arbeitnehmerflügel der Partei.

Wenige Stunden zuvor hatte Merz in seinem Newsletter geschrieben, dass man die Zustimmung der Wählerinnen und Wähler "nicht im eleganten Surfen auf der Welle des Zeitgeistes zurückgewinnen" werde, sondern nur in überzeugender Sacharbeit und mit überzeugenden Personen.

Jetzt, in dem Neuköllner Hotel, sagt Merz, wen er für überzeugend hält. Die CDU hat fünf stellvertretende Vorsitzende. Er wünsche sich, dass die Niedersächsin Silvia Breher Vize bleibe, sagt Merz. Außerdem sollten die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien und der Chef des Wirtschaftsflügels, Carsten Linnemann, aufrücken. Er freue sich, dass auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer eine Kandidatur erwäge, er solle "das Gesicht des Ostens" werden. Derzeit sind auch Agrarministerin Julia Klöckner und Gesundheitsminister Jens Spahn stellvertretende Vorsitzende.

Merz dankt Spahn, dass er auf eine eigene Kandidatur zum Parteivorsitz verzichtet habe, er könne jetzt stellvertretender Fraktionschef werden. Karin Prien hat sich - das muss an dieser Stelle gesagt werden - schon in der vergangenen Woche und ganz unabhängig von Merz für den stellvertretenden Parteivorsitz beworben.

Greift Merz nach dem Fraktionsvorsitz?

Offen lässt Merz, ob er nach einer Wahl zum Parteichef auch zum Fraktionsvorsitz greifen würde, oder ob Ralph Brinkhaus im Amt bleiben solle. "Wir haben im Augenblick diese Frage gar nicht zu beantworten", sagt Merz. Es sei kein Geheimnis, dass er es für richtig halte, dass in der Opposition Partei- und Fraktionsvorsitz in einer Hand seien. Es könne aber auch anders gehen.

Dass Merz, Stumpp und Czaja tatsächlich die ganze Palette der Partei abdecken, zeigt sich dann bei den Antworten auf die Frage, wie man es mit der Frauenquote halte. Stumpp spricht sich dagegen aus. Czaja ist ein Befürworter der Quote. Und Merz sagt: "Dieses Quotenthema müssen wir noch einmal besprechen."

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