CDU-Parteitag:Seehofer, das schnurrende Kätzchen

Horst Seehofer und Angela Merkel

"Passt scho" - so beschreibt CSU-Chef Horst Seehofer den Zustand der Union unter Kanzlerin Angela Merkel.

(Foto: Getty Images)

"Passt scho", sagt Horst Seehofer bei seiner Stippvisite auf dem CDU-Parteitag in Hannover. Und meint: Die bayerische Partei ist mit ihrer großen Schwester zufrieden. Die Zusammenarbeit zwischen CDU und CSU sei nie besser gewesen, schwärmt Seehofer. Kanzlerwahlverein? Damit habe er kein Problem.

Von Michael König, Hannover

Horst Seehofer bekommt keine 97 Prozent in Hannover, aber ein großes Hallo darf es schon sein. Fraktionschef Volker Kauder unterbricht seine Rede und begrüßt den bayerischen Ministerpräsidenten, als der durchs Plenum schreitet. Applaus brandet auf, die Fotografen sprinten zur Bühne, um diese Szene abzulichten: Seehofer und Angela Merkel, Hand in Hand auf der Bühne.

Ähnliche Momente hat es in der langen Verwandtschaft von CDU und CSU häufig gegeben. Nicht immer waren sie ernst gemeint. Seehofer ist ein Meister darin, zu sticheln und vergiftetes Lob auszusprechen. Auf dem CSU-Parteitag überreichte er Merkel einen digitalen Blumenstrauß - ein Blumen-Foto, als E-Mail verschickt. Das sollte modern wirken, wurde aber als lieblos wahrgenommen.

Auf dem Bundesparteitag der großen Schwesterpartei in Hannover gibt es nur blumige Worte. "Wir sind stolz auf dich", sagt Seehofer zu Merkel. Ihr "kubanisches Ergebnis" von etwas mehr als 97 Prozent bei der Wiederwahl zur CDU-Vorsitzenden sei beispiellos. Dass jetzt wieder vom "Kanzlerwahlverein" die Rede sei, störe ihn nicht. Lieber Kanzlerwahlverein als Kandidatenwahlverein, sagt Seehofer. CDU und CSU könnten mit sich zufrieden sein, "und wenn wir in Bayern zufrieden sind, kleiden wir das in den kleinen Satz: Passt scho."

Seehofer kokettiert mit der eigenen Gefährlichkeit

"Passt scho" beinhaltet aber auch eine Einschränkung, ein "Könnte besser sein". Seehofer kokettiert damit. Der Chef der bayrischen Schwesterpartei zitiert aus dem Leitartikel der Süddeutschen Zeitung von Samstag: "Wenn die CSU nicht am Hochmut von Seehofer scheitert, kann sie der Union den entscheidenden Schub geben." Seehofer schlussfolgert grinsend: "Die Gefahr der nächsten Monate liegt bei mir." Gelächter im Saal.

Seehofer und Gefahr, das sind zwei Worte, die für viele CDU-Politiker gut zusammenpassen. Der Streit um das mittlerweile verabschiedete Betreuungsgeld hallt noch nach. Auch in der Euro-Rettung stellte sich Seehofer quer. Doch zuletzt ist es ruhiger geworden zwischen den Parteien. "Wir werden ein schnurrendes Kätzchen sein, kein brüllender Löwe", sagt Seehofer. "Die Zusammenarbeit zwischen CDU und CSU war selten so gut, so kollegial und kameradschaftlich."

Merkel macht es ihm momentan leicht. Die Zeiten, in denen sie einen konservativen Leitwert nach dem anderen abgeräumt hat - Wehrpflicht, Atomkraft -, sind vorerst vorbei. Vor Hannover hat sie sich gegen die steuerliche Gleichstellung der Homo-Ehe ausgesprochen. Der Parteitag folgte ihr mit klarer Mehrheit. Obwohl das Bundesverfassungsgericht im kommenden Jahr wohl zugunsten der Homo-Ehe urteilen wird.

Seehofer geht nur am Rande darauf ein. Er wirbt dafür, über Erfolge der Unionspolitik zu sprechen, nicht über konservative Werte. "Das ist die beste Bundesregierung, die es gab", wiederholt Seehofer Merkels aktuellen Lieblings-Slogan, obwohl der von Faktenprüfern als schlichtweg falsch abgewatscht wird.

Er halte es mit dem FC Bayern, sagt Seehofer: "Es ist angerichtet für das große Finale 2013. Wir schauen auf uns, nicht auf die anderen." Die Beziehung zu diesen "anderen" will er aber doch noch klären. Die Koalition mit der FDP in Frage zu stellen sei falsch. Die Grünen kämen nicht in Frage: "Die sind nach links gerückt."

Zum Schluss sagt Seehofer wieder "Passt scho". Und prophezeit: "Wenn wir zusammenstehen, können wir das Jahr 2013 zu einem goldenen Jahr für die Union machen." In der CDU werden sie hoffen, dass er sich selbst daran hält.

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