Malin Tellmann aus dem Landesverband Oldenburg ist mit 20 Jahren die jüngste Delegierte auf dem diesjährigen CDU-Parteitag. So routiniert wie die Jura-Studentin über ihr politisches Engagement spricht, würde man ihr aber nicht einmal anmerken, dass diese Tagung für sie eine neue Erfahrung ist. Im Interview erklärt sie, warum sie sich als junge Frau in der CDU engagiert - und ob Friedrich Merz aus ihrer Sicht der richtige Kanzlerkandidat für die Union wäre.
SZ: Frau Tellmann, Sie sind mit 20 Jahren die jüngste Delegierte auf dem diesjährigen CDU-Parteitag. Warum engagiert man sich in diesem Alter schon politisch?
Malin Tellmann: Ich möchte nicht nur meckern, sondern selbst aktiv werden. Ich bin mit 14 in die Junge Union und mit 16 in die CDU eingetreten. Damals haben viele Jugendliche angefangen, sich mit Politik zu beschäftigen. Mir reichte es aber nicht, über Probleme zu diskutieren und auf Demonstrationen zu gehen, sondern ich wollte das, was mich stört, selbst angehen und mitgestalten.
Warum sind Sie damals ausgerechnet in die CDU eingetreten? Auf den ersten Blick verbindet man die Partei ja nicht unbedingt mit Frauen und jungen Menschen.
Ich habe mir die Wahlprogramme durchgelesen und hatte die meisten Übereinstimmungen mit der CDU. Das ist etwas, das man früher oder später schmerzlich lernt: Es gibt keine Partei, mit der man zu 100 Prozent übereinstimmt. Politik ist auch viel Kompromiss, und für mich ist es in Ordnung, in einer Partei mitzuarbeiten, die nicht komplett meiner politischen Position entspricht.
Am Dienstag wurde eine schrittweise Rückkehr zur Wehrpflicht beschlossen. Wie blicken Sie als junge Frau auf das "verpflichtende Gesellschaftsjahr"?
Mit 14 habe ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, weil ich dachte, dass ich dadurch ein Jahr meines Lebens verlieren würde. Heute muss ich sagen: Ich habe es nicht gebraucht, aber es hätte mir bestimmt gutgetan. Am Ende ist dieses Engagement doch das, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Spätestens seit dem Krieg gegen die Ukraine sieht man, wie wichtig Sicherheits- und Friedenspolitik in Europa ist, und die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist ein wichtiger Schritt, den wir einleiten müssen, um bei diesem Thema hinterherzukommen.
Wie kann die CDU für Frauen attraktiver werden?
Mit einer Quote, wie sie auf dem letzten Parteitag beschlossen wurde, schon einmal nicht. Natürlich kann man sagen, dass das Quorum ein Weg ist, um Frauen zu integrieren, aber ich glaube, dass dadurch die Skepsis, die man ohnehin schon gegen Frauen in der Politik hat, eher noch befeuert wird. Stattdessen muss der Zusammenhalt und die Vernetzung unter den Frauen gestärkt werden. Ich würde mir wünschen, dass man als CDU versucht, Politik transparenter zu machen und junge Frauen an die Hand genommen werden.
Merz ist am Montag mit großer Mehrheit als CDU-Vorsitzender bestätigt worden, aber ist er auch der richtige Kanzlerkandidat?
Früher habe ich Merz sehr kritisch gesehen, aber ich glaube, dass diese Entschlossenheit, die er bei seinen Positionen zeigt, tatsächlich das ist, was die Partei derzeit braucht.
Mit seinen Zuspitzungen sorgt Merz in der CDU aber auch immer wieder für Unmut. Man erinnere sich an den "Sozialtourismus", die "kleinen Paschas" oder Geflüchtete, die sich angeblich das Gebiss neu machen lassen.
Das sind Aussagen, bei denen ich selbst mit den Zähnen knirsche. Ich glaube, dass es an sich wichtige Themen sind, die wir als CDU auch anpacken müssen. Ich begrüße es aber sehr, dass Merz inzwischen eine andere Rhetorik wählt. Das ist der Spagat, den die Parteispitze schaffen muss: die Themen zu bespielen und klare Kante zu zeigen, aber in der Rhetorik noch feinfühliger zu werden.
Gerade bei weiblichen Wählern kommt Merz nicht besonders gut an. Warum engagiert man sich als junge Frau in der Merz-CDU?
Ich stehe hinter den Grundwerten und den Ideen der CDU und ich glaube, dass es junge Frauen braucht, die bei dem konservativen Kurs von Merz dagegenhalten. Wenn man sich zurückzieht und aus der CDU austritt, weil Merz einen als junge Frau nicht abholt, ist dies genau der falsche Weg.