Süddeutsche Zeitung

Parteitag in Hannover:CDU bekommt Frauenquote

Ab 2023 sollen 30 Prozent Frauen in den CDU-Vorstandsämtern sitzen, ab Mitte 2025 soll dann Parität herrschen. Dafür stimmen die Delegierten auf dem Parteitag.

Von Tobias Bug

Die CDU bekommt eine Frauenquote. Die 1001 Delegierten des Parteitags in Hannover stimmten für die Einführung eines festgelegten Frauenanteils. 559 Delegierte stimmten dafür, 409 dagegen. Damit will sich die CDU knapp ein Jahr nach ihrem Desaster bei der Bundestagswahl attraktiver für Frauen machen. Seit den Neunzigerjahren liegt der Anteil an Frauen in der Union unverändert bei etwa einem Viertel, auch in den Mandaten und Führungspositionen spiegelt sich das wider.

Nun sollen schrittweise mehr Frauen in den Vorstand kommen: Ab 2023 sollen alle CDU-Vorstandsämter ab der Kreisebene mit 30 Prozent Frauen besetzt werden. Zum 1. Januar 2024 soll die Quote auf 40 Prozent steigen und ab dem 1. Juli 2025 auf 50 Prozent. Allerdings: Die Regelung soll zunächst nur befristet gelten, es soll zudem eine Evaluation geben.

Die Befristung bis Ende 2029 hatte Parteichef Friedrich Merz vorgeschlagen, um den Gegnern der Quote entgegenzukommen. Der Wirtschaftsflügel und der Parteinachwuchs von der Jungen Union (JU) lehnen eine Quote ab. Hätte Merz sich mit seinem Kompromissvorschlag nicht durchgesetzt, hätte er die erste große Schlappe in seiner seit Ende Januar dauernden Amtszeit erlitten.

Die Quote sei nur eine Maßnahme zur Öffnung und Erweiterung der Partei neben anderen, hatte CDU-Generalsekretär Mario Czaja vor dem Parteitag gesagt. Merz unterstütze den entsprechenden Vorschlag der Struktur- und Satzungskommission der CDU, der aus der Basis und aus dem Herzen der Partei entstanden sei. Alle Landesverbände hätten sich an der Diskussion über den Vorschlag der Kommission beteiligt. Czaja hatte zuvor angesichts anhaltender Skepsis in Teilen der Partei mit einem knappen Ergebnis bei der Abstimmung über die Einführung einer Frauenquote gerechnet. "Wir kämpfen darum, dass es eine Mehrheit gibt für diesen Antrag", hatte er gesagt. In der CDU-Führung gab es zuvor Sorgen, dass die Diskussion und Abstimmung über die Frauenquote die inhaltliche Debatte über die Themen, die die Menschen angesichts der Energiepreise umtreiben, überlagern könnten.

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