Süddeutsche Zeitung

CDU in Nordrhein-Westfalen:Laschet soll auf Röttgens Platz nachrücken

Die herbe Wahlniederlage hat die CDU in Nordrhein-Westfalen schwer getroffen. Doch statt endloser Personalquerelen um Röttgens Nachfolge, könnte sich bereits ein Kompromiss abzeichnen: Demnach werde Armin Laschet Landeschef - doch auch sein Kontrahent Karl-Josef Laumann werde nicht leer ausgehen.

Bernd Dörries, Düsseldorf

Der CDU in Nordrhein-Westfalen ist es offenbar gelungen, einen Machtkampf über ihre künftige Führung zu vermeiden. Mehrere führende Mitglieder des Landesvorstandes berichteten am Mittwoch, dass sich zwischen den beiden Kontrahenten um die Spitzenämter, dem bisherigen Fraktionschef Karl-Josef Laumann und dem ehemaligen Integrationsminister Armin Laschet, ein Kompromiss anbahne: Demnach werde Laschet den Landesvorsitz übernehmen und Laumann die Führung der Fraktion.

Am Donnerstagabend soll die Lösung auf der Landesvorstandssitzung präsentiert werden. Unmittelbar nach der dramatischen Wahlniederlage der Christdemokraten waren noch große Teile der Partei dafür eingetreten, beide Spitzenämter in Personalunion zu vergeben. Nachdem sich in den vergangenen Tagen aber keine Lösung abzeichnete, wie dies ohne Streit geschehen sollte, wird nun wohl der Kompromiss gewählt.

Viele Bezirks- und Kreischefs hatten in den vergangenen Tagen deutlich gemacht, dass an der Basis keine wochenlange Auseinandersetzung bis zu einem Parteitag Ende Juni gewünscht ist. Sollte es zur Doppelführung Laschet und Laumann kommen, so würde die CDU ihre Entscheidung an Kriterien festmachen, die vor allem nach Innen wirken sollen: Befriedung der Partei und Harmonie.

"Einen idealen Kandidaten haben wir leider nicht"

Zudem müsste keine klare Richtungsentscheidung getroffen werden. Laumann steht eher für die CDU ländlichen Typs, er ist Bundesvorsitzender der christlichen Arbeitnehmer. Laschet gilt eher als Vertreter der modernen Großstadtpartei. Für manchen in der CDU war dies ein klarer Vorteil Laschets, da die Partei bei den Landtagswahlen vor allem in den Metropolen verloren hat.

Sollte sie sich nun auf ein Führungsduo aussprechen, hoffen viele in der Partei, dass Laschet und Laumann ihre Stärken bei ihrer jeweiligen Klientel ausspielen können. Eine geteilte Führungsspitze wäre aber auch ein deutliches Signal, dass die Partei keinem der beiden Kandidaten zutraut, Fraktions- und Landeschef in einer Person zu sein. "Einen idealen Kandidaten haben wir leider nicht", sagt einer aus der CDU. Kritiker des Vorschlags befürchten, dass die CDU mit mehreren Führungsleuten nach außen nur schlecht wahrgenommen werde.

Der Landesverband ist verschuldet - und demoralisiert

Laschet trauen viele in der Partei intellektuell mehr zu, die größeren Sympathien aber genießt wohl Laumann. Der versuchte in der vergangenen Woche durch eine schnelle Abstimmung über den Fraktionsvorsitz Fakten und damit eine Vorentscheidung zu schaffen, für die Wahl der Landesvorsitzenden.

Laschet und seine Unterstützer konnten dies noch abwenden, der ehemalige Integrationsminister wollte es aber auch nicht zu einem Machtkampf gegen Laumann um beide Führungspositionen kommen lassen. Laschet hatte in letzter Zeit bereits Niederlagen im Rennen um beide Posten erlitten, eine weitere würde seine politische Karriere beenden.

Dem neuen Führungsduo stehen viele Aufgaben bevor: Der Landesverband ist hoch verschuldet und nach der Wahlniederlage auch völlig demoralisiert. Offen ist auch die Position von Generalsekretär Oliver Wittke, der zu den Unterstützern Laumanns zählt. An der CDU Basis herrscht großer Unmut über eine völlig missratene Wahlkampfstrategie, für die bis heute niemand die Verantwortung übernommen habe.

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SZ vom 24.05.2012/ehr
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