CDU:Gesprächstherapie

Was das "Werkstattgespräch" bewirken kann - und sollte.

Von Bernd Kastner

Sitzt eine Partei beim Arzt: Was CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer "Werkstattgespräch" nennt, gleicht einer Therapiesitzung. Wie die SPD an Hartz IV leidet, so laboriert die CDU am Flüchtlingsherbst 2015 und seinen Folgen, zu denen auch das Erstarken der AfD gehört. Es ist gut, wenn sie in der Merkel-Partei noch mal diskutieren und, ja, Wunden lecken. Allein, sie dürfen das Positive nicht ignorieren.

Bei allen Unzulänglichkeiten, wozu etwa die mangelhafte europäische Abstimmung gehört - Deutschland hat viel geschafft; es hat zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen und gerettet, ist bei der Integration längst nicht am Ziel, aber hat doch Beachtliches erreicht. Darauf muss man als Deutscher nicht stolz sein, aber schämen braucht man sich erst recht nicht für eine Politik der Menschlichkeit.

Die Asylpolitik krankte nicht nur an Überforderung, Kanzlerin Merkel und die Ihren haben die Hilfe für Schutzbedürftige zu wenig erklärt. Dem Therapietermin der AKK-CDU darf nun nicht die weitere Abschottung des Landes und des Kontinents folgen. Ans Reden in der CDU muss sich das Reden mit den Bürgern anschließen. Wenn die Partei auf der Couch lernt, besser zu erklären, warum Flüchtlinge Schutz und Hilfe verdienen, ist das die Basis für die Genesung der CDU - und des Landes.

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