CDU:Doch noch ein Posten für Gröhe

Amtsübergabe Bundesgesundheitsministerium

Hermann Gröhe (rechts) bei der Übergabe des Gesundheitsministeriums an seinen Nachfolger Jens Spahn.

(Foto: dpa)
  • Der 57-Jährige hat sein Amt als Gesundheitsminister verloren.
  • Jetzt wird er stellvertretender Chef der Unionsfraktion, zuständig für "Arbeit und Soziales".
  • Auch Carsten Linnemann steigt zum Vize auf, er verantwortet künftig den Bereich "Wirtschaft und Energie".

Von Robert Roßmann, Berlin

Jetzt hat sich für den Pechvogel der CDU also doch noch ein Amt gefunden. Hermann Gröhe ist in seiner Partei eigentlich ziemlich beliebt. Der Mann tritt meistens wohltuend herzlich auf, ist in seiner langen Karriere ungewöhnlich wenig Kollegen auf die Füße getreten und zweifelsohne ein Kind seiner Partei. Er ist bereits als Schüler in die CDU eingetreten, war Vorsitzender der Jungen Union, Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Generalsekretär und zuletzt Gesundheitsminister. Aber seit einigen Jahren fängt er sich nur noch Niederlagen ein.

Im November 2014 wollte er den Vorsitz des mächtigen CDU-Bezirks Niederrhein übernehmen - und verlor die Wahl überraschend mit 41 zu 44 Stimmen. Kurz darauf wollte er ins Präsidium der Bundes-CDU einziehen - und unterlag gegen Jens Spahn. Und jetzt musste er sein Amt als Gesundheitsminister abgeben - ausgerechnet an Spahn. Der 57-jährige Gröhe war im letzten Kabinett der jüngste CDU-Minister, ist aber trotzdem der von der Kanzlerin versprochenen Verjüngung zum Opfer gefallen. Gröhe akzeptierte sein Schicksal ohne öffentliche Klagen. Auf dem CDU-Parteitag Ende Februar wurde er von den Delegierten auch deshalb mit langem Applaus verabschiedet. Spätestens da war jedem klar, dass sich die Union darum bemühen wird, Gröhe etwas zur Kompensation anzubieten. Und so ist es jetzt auch gekommen.

Gröhe wird damit das parlamentarische Gegenüber von Heil

Am Dienstag wählte die Unionsfraktion Gröhe mit 91,4 Prozent zu einem ihrer stellvertretenden Vorsitzenden. Er soll sich um den Bereich "Arbeit und Soziales" kümmern und damit parlamentarisches Gegenüber des neuen Arbeitsministers Hubertus Heil (SPD) werden. Der Posten war frei geworden, weil die bisherige stellvertretende Fraktionschefin Sabine Weiss zur parlamentarischen Staatssekretärin ernannt worden war - übrigens in Gröhes altem Ressort, dem Gesundheitsministerium.

Für den neuen Posten von Gröhe hatte sich auch Carsten Linnemann, der Chef der Mittelstandsvereinigung, interessiert. Linnemann bildet zusammen mit Spahn und dem Vorsitzenden der Jungen Union, Paul Ziemiak, das Trio, das es Angela Merkel in den vergangenen Jahren regelmäßig schwer gemacht hat - vor allem mit Kritik an der Flüchtlings- und der Rentenpolitik.

Doch diesmal konnte sich Gröhe durchsetzen. Die Fraktionsführung reservierte den Bereich Arbeit und Soziales für ihn. Dabei half ihm die traditionelle fraktionsinterne Architektur, wonach der Stellvertreter für diesen Bereich vom Arbeitnehmerflügel zu kommen hat. Linnemann als Chef des Wirtschaftsflügels auf dem Posten hätte die Architektur gestört. Er wird jetzt aber trotzdem Fraktionsvize, da mit der Berufung von Christian Hirte zum parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium ein zweiter Stellvertreterposten frei geworden ist. Hirte war für "Wirtschaft und Energie" zuständig, künftig wird der Bereich von Linnemann verantwortet. Die Fraktion wählte ihn mit 91,1 Prozent.

Linnemann wird es schwerer als Gröhe haben, sich zu profilieren, denn sein Gegenüber in der Regierung ist kein Sozialdemokrat, an dem man sich reiben kann, sondern Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Aber ein Aufstieg ist die Wahl für Linnemann natürlich trotzdem. Er ist erst 40, aber jetzt schon Fraktionsvize und Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung. Es dürfte nicht der letzte Schritt in seiner Karriere gewesen sein.

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