CDU: Der Nachfolger:Volker Bouffier - Skandale pflastern seinen Weg

Volker Bouffier ist erster Kandidat für die Nachfolge von Roland Koch als hessischer Ministerpräsident. Die beiden CDU-Politiker sind seit langem gut vertraut.

Markus C. Schulte von Drach

Kürzlich musste sich Hessens Innenminister Volker Bouffier noch mit dem Vorwurf des "Rechtsbruchs" herumschlagen - es wurden sogar Forderungen nach seinem Rücktritt laut.

Koch legt politische Ämter nieder

Volker Bouffier soll die Nachfolge seines langjährigen Parteifreundes Roland Koch als Ministerpräsident von Hessen antreten.

(Foto: dpa)

Und nun? Nun soll der CDU-Politiker der nächste Ministerpräsident Hessens werden. Als Nachfolger Roland Kochs soll er die nächste Landtagswahl souverän gewinnen.

Der Mann hat immerhin Standvermögen. Im Rahmen der sogenannten Polizeiaffäre war ihm vorgehalten worden, er hätte einen Parteifreund aus seinem Heimatort Gießen unter zweifelhaften Umständen zum Chef der hessischen Bereitschaftspolizei gekürt - obwohl ein mindestens ebenso gut geeigneter Konkurrent angetreten war.

Doch Roland Koch stand zu seinem Parteifreund. Rücktritt? Kein Thema. Das wurde nur für den Vorgesetzten eines.

Dass der 58-jährige Bouffier wieder einmal eine Affäre unbeschadet überstanden hat, und nun sogar Regierungschef werden könnte, dürfte damit zusammenhängen, dass er einer engsten und ältesten Vertrauten von Roland Koch ist. Da spielt auch das höhere Alter - Bouffier ist sechs Jahre älter als der Noch-Ministerpräsident - keine Rolle.

Wie eng Koch und Bouffier verbunden sind, darauf deutet die Geschichte von jenem Beistandspakt hin, der mit einem Treueschwur im Hinterzimmer der Autobahnraststätte Wetterau auf der A 5 geschlossen wurde: Die "Tankstellen-Connection" war einst eine Seilschaft der Jungen Union in Hessen.

Bouffier und Koch waren auch Mitglieder des "Andenpakts", einer 1979 ins Leben gerufenen Seilschaft, der unter anderen auch die inzwischen hochrangigen CDU-Politiker Peter Müller, Christian Wulff, Günther Oettinger, Matthias Wissmann, Franz Josef Jung, Friedbert Pflüger und Ole von Beust angehörten.

Im Rahmen der gegenseitigen Hilfe unterstützte Koch seinen Parteikumpel Bouffier zum Beispiel 1987. Damals wurde der gebürtige Gießener zwar nicht in den Landtag gewählt, er bekam trotzdem eine Position als Staatssekretär - und zwar mit Hilfe von Kochs Vater. Der war damals hessischer Justizminister unter Ministerpräsident Walter Wallmann. Im Gegenzug überließ Bouffier dann dem ausgebufften Koch die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 1999.

Nach dem Wahlsieg wurde der Rechtsanwalt von seinem engen Freund immerhin zum Innenminister ernannt.

Einmal hatte es Bouffier in Hessen sogar fast schon an die Spitze geschafft: Nach der Wahl 2008 war er als möglicher Regierungschef einer großen Koalition gehandelt worden. Doch der Bund mit der SPD kam nicht zustande - und Koch blieb Ministerpräsident.

Die Aussichten des CDU-Mannes auf einen weiteren politischen Aufstieg waren in der Vergangenheit allerdings auch mehrfach getrübt gewesen. So war es bereits kurz nach seiner Ernennung zum Minister zu Ermittlungen gegen ihn gekommen. Er sollte als Anwalt "Parteienverrat" in einer Scheidungssache begangen haben - angeblich habe er beide Eheleute beraten. Der deshalb einberufene Untersuchungsausschuss war nur der erste von dreien, die sich seit 1999 bis heute mit der Person Bouffier beschäftigt haben.

Politisch war der Ministerpräsident in spe in den vergangenen Jahren vor allem mit Forderungen nach einer bundesweiten Warndatei über rückfallgefährdete Sexualstraftäter und Klagen über mangelnden Integrationswillen von Ausländern aufgefallen.

Da war er sich ganz einig mit Roland Koch. Die personelle Entscheidung über den neuen Ministerpräsidenten werde nicht lange auf sich warten lassen, sagt der bisherige Amtsinhaber. Damit hat er sicherlich voll und ganz recht.

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