Die Vorsitzenden von CDU und CSU, Armin Laschet und Markus Söder, werden sich erst am Sonntagabend mit der FDP zu einem Gespräch über eine mögliche Jamaika-Koalition treffen. Ursprünglich hatte es geheißen, die Begegnung werde bereits am Samstag - und damit vor den ersten Gesprächen der Liberalen mit der SPD - stattfinden. Doch an diesem Tag nimmt Söder an Sitzungen in mehreren CSU-Bezirksverbänden teil, unter anderem in Schwaben und der Oberpfalz.
Die Terminfrage sorgte am Donnerstag für Unstimmigkeiten zwischen den beiden Unionsparteien. In der CDU gab es Unmut darüber, dass Söder Parteitermine wichtiger nehme als Gespräche über eine neue Bundesregierung. Das löste wiederum in der CSU Verärgerung aus. In der CSU hieß es, die Kritik an Söder sei ein "durchschaubares und unnötiges Schwarzer-Peter-Spiel". Wie alle anderen Akteure habe Söder frühzeitig mitgeteilt, wann er für Sondierungen verfügbar sei - ausgeschlossen habe er dabei lediglich zwei Zeitfenster: den Freitagabend, an dem die CSU - in Anwesenheit Laschets - den 80. Geburtstag Edmund Stoiber feiere, und den Samstag. Für Gespräche angeboten habe Söder den ganzen Donnerstag, den Freitag tagsüber und den gesamten Sonntag. Die bayerische Kabinettssitzung am Donnerstag habe lediglich im schriftlichen Umlaufverfahren stattgefunden. Das alles nur, um möglichst viele Termine für das Gespräch mit der FDP anbieten zu können.
Grüne und FDP:Diesmal könnte es klappen
Was sich vier Jahre nach den geplatzten Jamaika-Verhandlungen geändert hat und warum die Gespräche zwischen Grünen und FDP diesmal erfolgreicher verlaufen könnten.
Dass die Union nicht vor der SPD mit der FDP sondieren könne, sei also keineswegs an Söder gescheitert, hieß es in der CSU. Außerdem seien die Veranstaltungen in den CSU-Bezirken am Samstag gerade vor dem Hintergrund der Sondierungsgespräche für Söder eine wichtige Rückkopplung mit der eigenen Basis. Auf ihnen gehe es um die Analyse des Wahlergebnisses.
Laschet muss damit rechnen, dass er sich in dem Moment, in dem eine Ampel-Koalition besiegelt wird, nicht mehr an der CDU-Spitze halten kann. Entsprechend groß ist sein Interesse daran, dass es doch noch zu einer Jamaika-Koalition kommt. Deshalb versucht Laschet FDP-Chef Christian Lindner wo immer möglich entgegenzukommen. In der CSU wird befürchtet, dass der CDU-Chef dabei viel zu weitgehende Zugeständnisse an die Liberalen machen könnte.
Ein zehnköpfiges Team soll für die CDU verhandeln
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak ging bei einem Auftritt am Donnerstagnachmittag in Berlin nicht auf den Streit mit der CSU ein. Stattdessen teilte er mit, dass nun auch ein Termin für das erste Gespräch der Unionsparteien mit den Grünen feststehe. Dieses werde am Dienstagvormittag stattfinden. Für die CDU soll ein zehnköpfiges Team an den Sondierungen teilnehmen: Neben Laschet und Ziemiak sind das Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus, die Ministerpräsidenten Daniel Günther, Volker Bouffier und Reiner Haseloff sowie die stellvertretenden Parteivorsitzenden Julia Klöckner, Silvia Breher, Thomas Strobl und Jens Spahn.
Vor dem Auftritt Ziemiaks hatte sich das CDU-Präsidium in einer Schaltkonferenz ausgetauscht. Dabei wurde klar, dass nicht alle CDU-Granden begrüßen, dass sich jetzt auch die Union um die Bildung einer neuen Bundesregierung bemühen will. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer habe zum Beispiel "eine etwas andere Sichtweise" als die Mehrheit im Präsidium, sagte Ziemiak.
Unterdessen benannte auch die CSU ihr Verhandlungsteam. Ihm sollen neben Söder Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, Generalsekretär Markus Blume, CSU-Vize Dorothee Bär sowie der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller, angehören.