CDU:Charmeoffensive im Ländle

CDU: Schritte aufeinander zu: Susanne Eisenmann, Spitzenkandidatin der CDU in Baden-Württemberg, und CDU-Chef Armin Laschet beim digitalen Parteitag in Stuttgart.

Schritte aufeinander zu: Susanne Eisenmann, Spitzenkandidatin der CDU in Baden-Württemberg, und CDU-Chef Armin Laschet beim digitalen Parteitag in Stuttgart.

(Foto: Marijan Murat/AFP)

Bei der CDU in Baden-Württemberg hatte sich die Mehrheit der Mitglieder Friedrich Merz als CDU-Chef gewünscht. Nun aber stellen sie sich ohne Vorbehalt hinter Armin Laschet.

Von Claudia Henzler, Stuttgart

Auf Bundesebene spielt die CDU Baden-Württembergs seit Jahren eine ziemlich unbedeutende Rolle: Von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble einmal abgesehen, stellt sie sowohl in der Regierung als auch im Bundestag nur Personal für die zweite Reihe - und auch das Rennen um den Parteivorsitz haben bekanntlich drei Kandidaten aus Nordrhein-Westfalen unter sich ausgemacht. Mit etwa 60 000 Mitgliedern ist der Landesverband jedoch der zweitstärkste innerhalb der CDU.

Da sich dort viele Parteimitglieder Friedrich Merz als Bundesvorsitzenden gewünscht hatten, hatte der neu gewählte CDU-Chef Armin Laschet also einige Tausend Gründe, am Samstag zum Landesparteitag der CDU nach Stuttgart zu fahren. Er kam persönlich, obwohl die Delegierten ihn ohnehin nur auf dem Bildschirm sehen würden. Ein Zeichen der Wertschätzung, aber auch die Gelegenheit, die erhoffte neue Geschlossenheit durch gemeinsame Fotos mit der Landesspitze zu dokumentieren.

Merz schrieb man mehr Wirtschaftskompetenz zu

Vor einem Jahr hatten sich der CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl sowie die Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann und auch Generalsekretär Manuel Hagel sehr frühzeitig und deutlich auf Friedrich Merz festgelegt. Sie begründeten das vor allem damit, dass sie dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten eine besonders hohe Wirtschaftskompetenz zuschrieben. Außerdem hatten sie wohl in der Parteibasis eine besonders große Affinität zu Merz vermutet.

Wie würden sie Laschet nun empfangen? Noch kurz nach dessen Wahl am vergangenen Wochenende hatte Susanne Eisenmann ja öffentlich gefordert, dass er sich an Merz orientieren müsse, damit die Politik der CDU sich deutlicher von der anderer Parteien unterscheide.

Davon war am Samstag keine Rede mehr. Stattdessen hob Strobl gleich bei seiner Eröffnungsrede hervor, wie erfolgreich Laschet als Ministerpräsident das Industrieland Nordrhein-Westfalen führe. Er lobte dessen Sicherheitspolitik und pries den neuen Bundesvorsitzenden als jemanden, der gut integrieren und einer gesellschaftlichen Spaltung entgegenwirken könne. Strobl betonte außerdem, dass der Wahl ein "fairer Wettbewerb" vorausgegangen sei, "der uns auch gutgetan hat". Mehr noch: "Das war schon ein Hochfest der Demokratie." Nun sei klar, dass die CDU Baden-Württembergs "ohne jede Vorbehalte, mit ganzer Tatkraft den neuen Bundesvorsitzenden Armin Laschet unterstützen" werde.

Die Landesspitze der CDU ist sichtlich bemüht, die Personaldiskussionen zu beenden, damit sich die öffentliche Aufmerksamkeit in den kommenden sieben Wochen möglichst ausschließlich auf die anstehende Landtagswahl konzentriert. Am 14. März geht es für die Partei, die bis 2011 sechs Jahrzehnte lang den Ministerpräsidenten stellte, darum, ob sie die Grünen als stärkste Kraft ablösen kann.

Laschet lobt die Familienunternehmer im Südwesten

Für ihren ersten digitalen Parteitag hatte der Generalsekretär die Stuttgarter Wagenhallen in ein Sendestudio verwandeln lassen. Neben Strobl, Eisenmann und Hagel waren dort nur einige Mitarbeiter und Techniker zugelassen. So lässt sich nicht seriös sagen, wie die Stimmung bei Laschets Besuch war. Am Bildschirm jedenfalls sah es nach einer beidseitigen Charmeoffensive aus.

Laschet präsentierte sich gut gelaunt und bestens vorbereitet. In seiner Rede lobte er alle CDU-Minister namentlich, legte einen deutlichen Schwerpunkt auf das Thema Wirtschaft und vergaß dabei selbstverständlich nicht, Daimler und Porsche zu erwähnen. Vor allem aber schwärmte er von den "starken, mittelständisch geprägten Familienunternehmen" und dem Gründergeist in Baden-Württemberg. Die Politik müsse diesen Unternehmen Freiräume geben und dürfe nicht zu viel regulieren.

Seiner neuen Rolle entsprechend wurde er auch grundsätzlich. Es sei der CDU in ihrer Geschichte schon immer darum gegangen, vermeintliche Gegensätze zu versöhnen: Stadt und Land, Katholiken und Protestanten, Jung und Alt, das Soziale und die Marktwirtschaft. Und deshalb brauche die Partei einen Friedrich Merz genauso wie den nordrhein-westfälischen Sozialminister Karl-Josef Laumann.

Er wisse, dass eine Mehrheit der Landespartei Merz unterstützt habe, sagte Laschet und behauptete: "Ich bin auch Friedrich-Merz-Fan." Ausdrücklich dankte er allen, die ihn nach der Niederlage ihres Wunschkandidaten in der Briefwahl unterstützt haben. Dahinter stecke eine "innere Haltung", die ihm den Start leicht mache.

CSU-Chef Söder sendet ein irritierendes Grußwort

Schon am Sonntag aber war klar, dass sich der Wunsch der Landespartei nicht erfüllen wird, die Diskussion über die Kanzlerkandidatur auf die Zeit nach dem 14. März zu verschieben. In der Bild am Sonntag bekräftigte Jens Spahn: "Armin Laschet führt unsere CDU, und er ist damit der natürliche Kanzlerkandidat." Wie sich die CDU im Südwesten zwischen Laschet und seinem CSU-Kollegen Markus Söder entscheiden würde, ist nach diesem Wochenende noch mal spannender. Denn Söder fiel beim Parteitag mit einem digitalen Grußwort auf, in dem er den grünen Ministerpräsidenten mit dem FC Bayern verglich und nur verhalten optimistisch klang, was einen Machtwechsel angeht: "Ich kann mit Winfried Kretschmann gut, das sag ich ausdrücklich. Aber trotzdem: Alles hat seine Zeit. Und vielleicht gibt es eine neue Zeit in Baden-Württemberg."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: