Bundesparteitag in Berlin:Die Auf- und Absteiger in der CDU

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Johannes Volkmann, Enkel des früheren Kanzlers Helmut Kohl, wurde jetzt in den Bundesvorstand gewählt. (Foto: Michael Kappeler/DPA)

Es wird immer gern spekuliert, wer in der Partei gerade mehr Zuspruch erhält - und wer weniger. Auf Wahlparteitagen lässt sich dieser Rückhalt dann tatsächlich genau messen. Ein Überblick.

Von Robert Roßmann, Berlin

Jetzt steht er also endlich auf der Parteitagsbühne. Unten sitzen tausend Delegierte. Die CDU ist zusammengekommen, um ihre neue Führung zu wählen. Johannes Volkmann hat nur 90 Sekunden, um sich vorzustellen. "Viele haben die Sorge, dass wir hier in Deutschland den Anschluss verlieren", sagt der 27-Jährige. In der Europäischen Union seien junge Menschen Umfragen zufolge lediglich in Bulgarien unzufriedener als in Deutschland. "Die Ampel hat meiner Generation nichts mehr anzubieten - außer vielleicht Cannabis." Deshalb müsse die Ampel weg, sagt Volkmann. "Lasst uns als CDU die Weichen dafür stellen, damit sich junge Menschen wieder auf die Zukunft freuen können." Dafür möchte er im Bundesvorstand kämpfen. "Es ist mir eine Ehre, heute als jüngster Kandidat vor Ihnen zu stehen, ich bitte herzlich um Ihr Vertrauen."

Ein Wort fällt in den 90 Sekunden nicht: Kohl.

Aber das muss Volkmann auch gar nicht aussprechen. Im Saal dürfte jeder wissen, dass er ein Enkel Helmut Kohls ist.

Volkmann ist bisher Kommunalpolitiker in Hessen. Außerdem leitet er das Büro des CDU-Europaabgeordneten Sven Simon. Unter der Woche lebt er deshalb in Straßburg oder Brüssel - je nachdem, wo das Europaparlament gerade tagt. Jetzt will Volkmann auch in die Bundespolitik. Und es gelingt ihm tatsächlich. Die Delegierten wählen ihn in den Bundesvorstand. Volkmann ist damit auf dem CDU-Bundesparteitag einer der Aufsteiger.

Ein Dämpfer für Philipp Amthor

Philipp Amthor, bisher der Vorzeige-Junge der Partei, erhält dagegen einen Dämpfer. Bei der Wahl des Mitgliederbeauftragten ist er der einzige Kandidat. Er wird trotzdem nur mit 67,90 Prozent gewählt. Sein Vorgänger Henning Otte hatte noch 91,91 Prozent bekommen.

Philipp Amthor erhielt bei der Wahl zum Mitgliederbeauftragten ein deutlich schlechteres Ergebnis als sein Vorgänger. (Foto: Carsten Koall/DPA)

Wer in einer Partei mehr Rückhalt hat und wer weniger, darüber wird immer gern spekuliert. Alle zwei Jahre aber, auf den Wahlparteitagen, kann man den Rückhalt ganz genau messen - eben an den Wahlergebnissen.

Und da gibt es auf dem Parteitag im Berliner Estrel-Hotel nicht nur bei den Jungen ein paar interessante Ergebnisse.

Das neu gewählte CDU-Präsidium nach der Wahl auf dem Bundesparteitag. (Foto: Michael Kappeler/DPA)

Parteichef Friedrich Merz und sein Generalsekretär Carsten Linnemann haben mit 89,81 und 91,37 Prozent ähnlich gute Ergebnisse erzielt. Bei der Wahl der fünf stellvertretenden CDU-Vorsitzenden gab es aber erhebliche Unterschiede.

Karl-Josef Laumann ist der Aufsteiger des Parteitags. Er wurde mit dem besten Ergebnis aller Bewerber zum stellvertretenden CDU-Vorsitzenden gewählt. (Foto: Michael Kappeler/DPA)

Obwohl er der einzig Neue unter den Bewerbern war, kam Karl-Josef Laumann mit 91,95 Prozent sofort auf das beste Ergebnis. Der gelernte Maschinenschlosser ist seit fast 20 Jahren Chef des Arbeitnehmerflügels. Er ist Arbeitsminister im Kabinett des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst - und hat sowohl zu Wüst als auch zu Merz ein vertrauensvolles Verhältnis.

CDU-Vize Karin Prien wird abgestraft

Auf den Plätzen zwei bis vier folgten bei der Vize-Wahl Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (87,67 Prozent), der Umweltpolitiker Andreas Jung (79,41) und die Familienpolitikerin Silvia Breher (77,43). Abgestraft wurde mit 58,10 Prozent dagegen Karin Prien. Sie ist Bildungsministerin in der Regierung des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther, der bisher nicht durch große Leidenschaft für Merz aufgefallen ist. Und der unmittelbar vor dem Parteitag einmal mehr Angela Merkel gelobt hat. Die Altkanzlerin war übrigens zum Parteitag eingeladen, ist aber nicht gekommen.

Absteigerin: Karin Prien bekam bei der Wahl der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden das mit Abstand schlechtestes Ergebnis. (Foto: Michael Kappeler/DPA)

Julia Klöckner wurde mit 83,35 Prozent als Schatzmeisterin im Amt bestätigt. Bei der Wahl der sieben restlichen Präsidiumsmitglieder bekam der Thüringer Landesvorsitzende Mario Voigt mit 90,84 Prozent das beste Ergebnis. Es folgten Ina Scharrenbach aus Nordrhein-Westfalen, die Hessin Ines Claus, Ex-Minister Jens Spahn, der niedersächsische Landesvorsitzende Sebastian Lechner und die Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer. Auf dem letzten Platz landete mit 68,16 Prozent Sven Schulze, Chef der CDU in Sachsen-Anhalt.

Ein sehr gutes Ergebnis für Kultursenator Joe Chialo

Bei der Wahl der weiteren Bundesvorstandsmitglieder, bei der auch Kohl-Enkel Johannes Volkmann antrat, zeigte sich einmal mehr, wie beliebt Joe Chialo in der Partei ist. Chialo ist 1970 als Sohn einer tansanischen Diplomatenfamilie in Bonn auf die Welt gekommen, wurde Musikmanager und ist seit einem Jahr Kultursenator in Berlin.

Er bekam bei der Wahl der restlichen Bundesvorstandsmitglieder das beste Ergebnis, vor der hessischen Landtagspräsidentin Astrid Wallmann, der Bundestagsabgeordneten Franziska Hoppermann, dem bisherigen Mitgliederbeauftragten Henning Otte und Paul Ziemiak. Ziemiak war Generalsekretär der Bundes-CDU und ist inzwischen unter Hendrik Wüst Generalsekretär der NRW-CDU.

Doch die meisten Fotografen und Kameraleute standen bei dieser Wahl vor Johannes Volkmann. Er hat seinen Großvater zwar nicht erwähnt. Und er will nur wegen seiner eigenen Leistungen gewählt werden. Aber Kohl-Enkel in der CDU-Spitze - das ist eben eine interessante Geschichte.

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