CDU Berlin:Anzügliche Gerüchte

Eine Berliner CDU-Politikerin beklagt Sexismus in der eigenen Partei - die Vorwürfe richten sich gegen Landesparteichef Frank Henkel. Dieser zeigte sich "enttäuscht".

Von Jens Schneider, Berlin

Kurz nach der Berliner Wahl erhebt die CDU-Politikerin Jenna Behrends Sexismus-Vorwürfe gegen ihre Partei. In einem Beitrag für ein Online-Magazin unter dem Titel "Liebe Partei" beklagt die junge Frau, dass ihr in der Berliner CDU von Männern massiver Sexismus entgegengeschlagen sei. Sie sei immer wieder mit Gerüchten konfrontiert worden, sie würde sich in der Politik "hochschlafen". In dem offenen Brief berichtet sie von einer Situation, in der ein Berliner Senator der CDU einen Parteifreund über sie gefragt haben soll: "Fickst du die?"

Dies habe der Parteikollege ihr geschildert. Der Berliner Tagesspiegel berichtete am Freitagnachmittag, Jenna Behrends habe gegenüber der Zeitung erklärt, dass es sich um den noch amtierenden CDU-Landeschef und Innensenator Frank Henkel gehandelt habe. Henkel zeigte sich in einer Erklärung irritiert über die Anschuldigungen. Offenbar bestätigte auch der Parteifreund die Darstellung nicht.

Der öffentliche Brief erschien am Freitag im Online-Magazin "Edition F." und löste erhebliche Unruhe aus. Jenna Behrends erklärt darin, dass sie über den Sexismus in ihrer Partei nicht länger schweigen wolle. Die 26-Jährige trat ihren eigenen Angaben zufolge vor einem Jahr in die CDU ein. Am vergangenen Sonntag wurde sie für die CDU in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Berliner Bezirk Mitte gewählt. Sie beklagt in ihrem Text auch, dass ein Abgeordneter besonders aktiv "Gerüchte über meine angeblichen Affären verbreitete", weil er sie offenbar als Konkurrenz empfunden habe.

Henkel erklärte, er sei "sehr verwundert und ein bisschen enttäuscht über Inhalt und Stil dieses offenen Briefes". Die CDU Mitte habe Quereinsteigern immer wieder eine Chance gegeben. "Wenn sich Frau Behrends mit mir austauschen will, steht ihr meine Tür wie jedem anderen Mitglied meines Kreisverbandes für ein Gespräch offen."

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