Süddeutsche Zeitung

CDU:Allein gegen alle

Der Chef der Christdemokraten in Thüringen, Mike Mohring, hat seinen Rückzug vom Vorsitz angekündigt. Entsprechende Forderungen waren in seiner Partei zuletzt nicht mehr zu überhören.

Von Ulrike Nimz

Am Ende war der Druck in den eigenen Reihen wohl doch zu groß: Am Freitagnachmittag kündigte Mike Mohring seinen Rückzug nun auch als Landeschef der Thüringer CDU an, über den Kurznachrichtendienst Twitter. "Es ist viel passiert", sagt Mohring in seiner Videobotschaft und meint nicht etwa die politische Krise, die seine Partei auslöste, als sie den FDP-Mann Thomas Kemmerich mit Stimmen der AfD ins Amt des Ministerpräsidenten hievte. Stattdessen sprach Mohring über den Rückzug der CDU-Bundesvorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer: "Das hat natürlich auch Wirkung auf uns in Thüringen." Er habe seinem Landesvorstand deshalb vorgeschlagen, ebenfalls eine neue Spitze wählen zu lassen, ohne selbst zu kandidieren. "Wir tun gut daran, dass wir unsere Partei befrieden. Dass persönliche Interessen zurückgestellt werden." Die aktuelle Lage sei schwierig und verlange "einen gemeinsamen Blick nach vorn".

Tatsächlich ist die Thüringer CDU seit der Landtagswahl Ende Oktober tief gespalten. Bereits in der vergangenen Woche hatte Mohring auf Drängen seiner Fraktion angekündigt, nicht mehr als deren Vorsitzender kandidieren zu wollen. Einige CDU-Abgeordnete fordern jedoch, dass nicht wie geplant erst Ende Mai, sondern schon kommende Woche bei einer CDU-Fraktionssitzung über seine politische Zukunft abgestimmt wird. Die Vertrauensfrage hatte Mohring zuvor schon im Landesvorstand der CDU gestellt - und war zunächst mit zwölf Ja- und zwei Nein-Stimmen bestätigt worden.

Dessen ungeachtet hatte sich die Kritik an Mohring in den vergangenen Tagen weiter verschärft. Zuletzt hatten mehrere Kreisverbände und die Junge Union in Thüringen einen Sonderparteitag und seinen Rückzug von der Spitze des Landesvorstands gefordert. Mohring, 48, ist seit 2014 CDU-Landesparteichef. Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag führt er seit zwölf Jahren.

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SZ vom 15.02.2020
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