Calais:Großbritannien baut Mauer gegen Flüchtlinge

  • Die britische Regierung lässt an der französischen Kanalküste eine vier Meter hohe Mauer errichten, um Flüchtlinge abzuhalten.
  • An die 10 000 Migranten harren nahe Calais im Lager "Dschungel" aus, in der Hoffnung nach Großbritannien zu kommen.
  • Nicolas Sarkozy fährt am Mittwoch nach Calais. Er fordert, dass Kontrollen künftig auf britischem Boden durchgeführt werden.

"Dschungel" heißt das Flüchtlingslager nahe der französischen Hafenstadt Calais. In dem wilden Camp auf einer ehemaligen Müllhalde sitzen nach Schätzung von Hilfsorganisationen bis zu 10 000 Migranten aus aller Welt fest, die zumeist nach Großbritannien wollen. Sie hoffen, von dort unbemerkt auf Züge oder Laster zu klettern und über den Ärmelkanal zu gelangen. Immer wieder kommen Menschen beim Versuch ums Leben.

Großbritannien aber macht schon länger dicht - und hat nun sogar mit dem Bau einer Mauer entlang des Hafenzubringers begonnen. Vier Meter soll sie hoch werden, einen Kilometer lang. Sie verlängert bereits existierende Metallbarrieren und soll vor Jahresende fertig sein. Finanziert wird das Projekt, das rund 2,7 Millionen Euro kosten soll, von Großbritannien.

Die britische Regierung beteiligt sich schon seit Langem an der Absperrung des Hafens von Calais und des Eurotunnels, damit illegale Einwanderer nicht auf ihr Territorium gelangen. Bereits seit vorigem Jahr sind der Hafen und der Bahnhof vorm Eurotunnel durch fünf Meter hohe Zäune und Videokameras gesichert.

Sarkozy fährt nach Calais

Tausende Menschen leben in den Behelfsunterkünften in der Nähe des Hafenzubringers. Immer wieder demonstrieren die Bewohner von Calais, damit das Lager geräumt wird. Die französische Regierung hat eine Schließung des "Dschungels" bereits angekündigt, ohne aber einen konkreten Zeitplan zu nennen. Die Bewohner sollen in Flüchtlingsunterkünfte im ganzen Land verteilt oder abgeschoben werden, wenn sie keine Aussichten auf Asyl haben. Mehrere französische Bürgermeister haben bereits Widerstand gegen eine solche Umverteilung angekündigt.

Der konservative Politiker Nicolas Sarkozy fährt am Mittwoch nach Calais, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Er fordert seit Längerem, dass die Grenzkontrollen nicht auf französischem, sondern britischem Boden durchgeführt werden. Sarkozy will bei den Präsidentschaftswahlen 2017 wieder für die Konservativen kandidieren. In Calais stimmten bei den vergangenen Regionalwahlen mehr als 40 Prozent für den rechtsextremen Front National.

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